Die „letzten Mohikaner“ sind wieder am Start
Vorbemerkungen
Der letzte Mohikaner ist ein 1826 erstmals erschienener historischer Roman des amerikanischen Schriftstellers J. F. Cooper (1789–1851). Die Handlung spielt zur Zeit des Siebenjährigen Krieges in Nordamerika. Es handelt sich um die zweite Folge aus der Serie „ Der Lederstrumpf.“ Im Titel wie im Roman wird der Untergang nordamerikanischer Indianerstämme durch die vorrückenden europäischen Siedler beschrieben. Darauf bezieht sich das geflügelte Wort „der letzte Mohikaner“. Es steht für die letzten Zeitzeugen einer Idee oder – wie nachfolgend beschrieben – einer Sportart, die vor allem das Ruhrgebiet geprägt hat.
In früheren Beiträgen hat MENGEDE:InTakt! über den Brieftaubensport im Allgemeinen und über die Taubenzüchter in Mengede berichtet und dabei unter der Überschrift „Die letzten Mohikaner“ drei Züchter vorgestellt, die sich inzwischen gefühlte 80 Jahre ihrem Hobby verschrieben haben: Siegfried Zink (82), Winfried Vedder (78) und Friedhelm Bleibtreu (74).
Alle drei betreiben als Taubenzüchter eine Sportart, die in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts im Ruhrgebiet eine für heutige Verhältnisse außerordentliche Popularität besaß. In dieser Zeit gab es in Mengede und Umgebung etwa 30 Brieftaubensportvereine mit insgesamt 300 Taubenzüchtern, die in der Reisevereinigung Mengede zusammengeschlossen waren. Heute gibt es in Mengede, Nette, Oestrich und Huckarde nur noch eine Reisevereinigung mit etwa 40 Züchtern; in Mengede sind nur noch sechs Züchter am Start.
Die Winterpause ist nicht zum Schlafen gedacht
Für alle Taubenzüchter im Ruhrgebiet und in Mengede beginnt in vier Wochen die neue Flugsaison. Bei den drei Mengeder Züchtern Siegfried Zink, Winfried Vedder und Friedhelm Bleibtreu haben wir wir nachgehört, was sie in der Winterpause gemacht, wie sie sich auf die neue Saison vorbereitet haben. Vor allem wird in einer kleinen Nachlese auf die zurückliegende Flugsaison 2017 zurückgeblickt.
Doch vorab ein Blick über den Tellerrand mit Nachrichten von überörtlicher Bedeutung. Aus Anlass der Deutschen Brieftaubenausstellung (DBA) Anfang des Jahres in der Dortmunder Westfalenhalle haben die Brieftaubenzüchter ein öffentliches Interesse erfahren wie schon lange nicht mehr: Namhafte Fernsehstationen wie SAT 1, RTL, Pro7, VOX, N-TV, N24 und WDR sowie eine Vielzahl von Printmedien haben über den Brieftaubensport berichtet.
Gleich anschließend gab es eine aufsehenerregende Meldung vom spektakulären Kauf einer belgischen Taube durch einen chinesischen Züchter. Der hatte die Taube für unglaubliche 400.000 Euro erworben. Sage mal einer, bei den Brieftaubenzüchtern ginge es nur um das Hobby.
Das steht allerdings bei den Mengeder Züchtern immer noch im Vordergrund, auch wenn jedem klar sein muss, dass es sich bei diesem Hobby in den meisten Fällen nicht mehr um eine Feierabendbeschäftigung handelt. Selbst in der sog. Winterpause gibt es für jeden Taubenzüchter viel zu tun. Denn auch bei „Taubenvatters“ heißt es in Anspielung auf die alte Fußballweisheit von Sepp Herberger, dem legendären Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft – „Nach dem Flug ist vor dem Flug“. Mit anderen Worten: Auch nach Beendigung der Flugsaison wird sich nicht auf die faule Haut gelegt. Im Gegenteil, nach einer kurzen Verschnaufpause beginnt bereits die sorgfältige Vorbereitung auf die neue Saison. Es wäre relativ einfach, wenn allein die Herkunft der Taube auch eine erfolgreiches Dasein als Reisetaube garantiert. Erst die Kombination von guten Zuchtergebnissen mit einer gut abgestimmten Vorbereitung auf die bevorstehenden Flüge schafft die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Saison. Dass dabei dann noch andere zufällige Ereignisse eine Rolle spielen, wie Wetterfronten, Gesundheit der Tauben sei nur am Rande erwähnt. Dieser sorgfältige Umgang mit den Tauben, verbunden mit den vielen Unwägbarkeiten macht offenbar den Reiz aus, den der Taubensport nach wie vor auf diejenigen ausübt, die ihm mit großer Begeisterung anhängen.
Was ist in dieser Vorbereitungszeit zu tun? Es müssen die Paare zusammengebracht und die jungen Tauben aufgezogen werden. Sobald der Nachwuchs flügge ist, muss er auf die neue Saison vorbereitet werden: Trainingsflüge, Gewöhnung an den Schlag und die Umgebung, all das gehört zum täglichen Vorbereitungspensum. Zudem sind die Jungtauben noch unerfahren und werden in dieser Zeit schnell eine leichte Beute des Habichts. Die Verluste halten sich hier im Augenblick noch in Grenzen. Die Züchterkollegen in Castrop allerdings beklagen im Augenblick herbe Verluste durch die Turmfalken, die z. Zt. noch auf dem Gelände des Kraftwerks Knepper zu Hause sind, aber demnächst vor dem Abbruch des Kraftwerkes umgesiedelt werden sollen.
Aber auch die Alttauben müssen wieder in Form gebracht werden. Bis zum Start der Flugsaison sind auch für die „Alten“ noch reichliche Trainingseinheiten zu absolvieren. So gerüstet kann die Flugsaison 2018 beginnen.
Alle drei „Mohikaner“ blicken mit gemischten Gefühlen auf die bevorstehende Flugsaison, denn alle drei haben im letzten Jahr ernsthaft darüber nachgedacht, wie lange sie den Taubensport eigentlich noch ausüben wollen bzw. können. Die Saison 2018 ist zwar geplant, aber es könnte durchaus die letze sein. Das wäre natürlich schade für die Taubenzüchter selbst, aber auch für den Taubensport in Mengede.
Was gab es in der Saison 2017
Über die zurückliegende Flugsaison äußern sich alle drei Züchter zufrieden. Für W. Vedder war sie eher durchwachsen, entscheidend ist jedoch, dass er zuversichtlich ist, sich in der neuen Saison wieder mit gewohntem Engagement um seine Tiere kümmern zu können. Für die bevorstehende Flugsaison wird er die Anzahl seiner Jungtauben auf etwa die Hälfte von 60 auf 30 reduzieren. Dabei hoffte er natürlich, dass ihm mit seinen Nachwuchstauben auch mal wieder ein großer Wurf gelingt.
Auf eine Supersaison kann der „Oldi“ Siegfried Zink zurückblicken. Bereits im vorletzten Sommer war schon der „Knoten geplatzt“, denn es gelang seinen Tauben auch überregional in mehreren Wettbewerben auf vorderen Plätzen zu landen.
Im letzten Jahr ist es noch besser gelaufen, wie aus der beigefügten Abbildung ersichtlich. „Besser kann es eigentlich nicht mehr werden“, ist seine Einschätzung. Auf den Hinweis, man solle aufhören wenn man am erfolgreichsten ist, wiegt er nachdenklich den Kopf, was durchaus als Hinweis zu deuten ist, das er sich das auch schon überlegt hat. Aber zunächst möchte noch einmal an die erfolgreiche Saison 2017 anknüpfen und dann wird man sehen.
Der letzte von den dreien – Friedhelm Bleibtreu – hat wiederum eine exzellente Saison hingelegt. Zu recht schreibt die Presse über ihn: Dem Züchter Bleibtreu bleibt der Erfolg treu!“ Auch bei ihm ist das kein Selbstläufer, sondern ebenfalls das Ergebnis einer langen intensiven Arbeit. Auch wenn die drei sich bei den Preisflügen als Konkurrenten sehen, S. Zink und W. Vedder erkennen an, dass F. Bleibtreu mit seinem Schlag in einer anderen Liga fliegt.
Für die bevorstehende Saison wünscht MENGEDE:InTakt! „Gut Flug!“