Bilanz von Chef-Koordinatorin Michaela Bonan
Im dritten Jahr seit Beginn des „nordwärts“-Projektes sind im Stadtbezirk Mengede bereits 30 unterschiedlichste Vorhaben auf den Weg gebracht worden. Diese Bilanz präsentierte die Leiterin der nordwärts-Koordinierungsstelle, Michaela Bonan, jetzt der Bezirksvertretung in einem mündlichen Bericht. Dazu gehören 15, die bereits – zumindest teilweise – realisiert sind, z. B. in Westerfilde und Nette, schon geplante, die bald in Angriff genommen werden und Projekte, die in das Dekaden-Programm aufgenommen wurden, sich aber noch in der Planungsphase befinden.
Besonders zahlreich sind die Bemühungen, in Westerfildes Problemquartieren Hilfe zu leisten. Die Sanierungs-Anstrengungen der Vonovia für hunderte von Wohneinheiten, die Schaffung von Mieter-Gärten, die Einrichtung des Büros für Quartiersmanagement und andere Akteure, z. B. DoNaPart gehören u.a. dazu. Auch Nette ist und bleibt ein Bereich, der von „nordwärts“ profitieren soll. Beschlossen und in Teilen realisiert sind der „Boulevard der Kinderrechte“ und der „KuBiPark“ am Schulzentrum. Geplant ist die Schaffung bezahlbaren Wohnraums durch den Innenausbau der Hansemannsiedlung sowie das Mehrgenerationen- und Inklusionsprojekt an der Dörwerstraße.
Problemquartiere im Fokus
Die Ausbildung von „MINT-Scouts“ im Stadtbezirk wird nach der erfolgreich verlaufenen Pilotphase fortgeführt. Das vom Kinder- und Jugendtechnologiezentrum Dortmund KITZ.do geförderte Programm will dazu beitragen, Kindern frühzeitig spielerisch Verständnis für naturwissenschaftliche Fächer zu vermitteln.
Auch die Gestaltung des Grünzuges Richtung Norden durch den fortschreitenden Emscher-Umbau werde im Zusammenhang mit „nordwärts“ weiter entwickelt. Der „Hof Emschertal“, ein auf Castrop-Rauxeler Gebiet direkt an der Stadtgrenze liegende ehemaliger Bauernhof, wird mit Hofcafé und Ausstellungsräumen zum nahen Ausflugsziel an den Regenrückhaltebecken. Welchen Namen diese weitläufige Auenlandschaft künftig tragen wird, soll im Rahmen eines Bürgerwettbewerbs entschieden werden. Die Mengeder würden die Wasserwelt gern „Mengeder Meer“ taufen; fairerweise müssen aber auch die Bewohner der Nachbargemeinde angehört werden.
Lieblingsprojekt: Forsthaus im Rahmer Wald
Ihr persönliches Lieblingsprojekt, so gestand Michaela Bonan, sei aber die Sanierung und Neubelebung des Forsthauses im Rahmer Wald, dessen Aufnahme in das nordwärts-Programm inzwischen beschlossen wurde. Das denkmalgeschützte Gebäude im Rahmer Wald – das auf Mengeder Gebiet liegt, aber nur über Huckarde erreichbar ist – soll als außerschulischer Lernort, sowie für Ausstellungen zu Naturthemen genutzt werden und darüber hinaus Räumlichkeiten für „grüne“ Vereine bieten. Bis 2015 war das Haus Dienstwohnung des städtischen Forstbetriebs (Siehe unseren Bericht „Frischer Wind Richtung nordwärts“ vom 14. September 2017).
SPD-Mitglied Anja Hubert äußerte Zweifel, ob die Bedeutung und der Umfang des nordwärts-Projektes bei den Bürgern ausreichend bekannt sei. Sie habe selbst an zahlreichen Veranstaltungen in diesem Zusammenhang teilgenommen und eine gewisse „Ratlosigkeit“ bei den Teilnehmern bemerkt. Michaela Bonan verwies auf Flyer und Programme, die überall in öffentlichen Gebäude und Einrichtungen auslägen sowie den städtischen Internet-Auftritt. Wer sich informieren wolle, könne das problemlos.
Bedauern über verpasste Chance für Knepper
Kritik am Erfolg von nordwärts übte Detlef Adam (SPD) im Hinblick auf das frühere Knepper-Grundstück.. Ursprünglich sei das ehemalige Kraftwerk und das angrenzende Gelände als „nordwärts“-Möglichkeitsraum genannt worden, aber jetzt erhielte der Stadtbezirk statt der gewünschten anspruchsvollen, modernen Arbeitsplätze vermutlich einen weiteren, großen Logistikstandort. Bonan gab zu, auch Knepper sei „nordwärts“-Bestandteil gewesen, aber den Verkauf des Grundstücks habe die Stadt nicht verhindern können.
EU-Projekt in Mengede ohne Mengeder?
Geht das EU-Förderprojekt „Productive Green…“ an den Bürgern des Stadtbezirks Mengede vorbei, obwohl sich Teile der dazugehörigen Planungsflächen „Emscher nordwärts“ auf der Gemarkung Mengede befinden? Diese Anfrage richtete die Fraktion der Bündnisgrünen an die Verwaltung. Ingo Grandt vom Stadtplanungsamt erschien jetzt dazu als Berichterstatter im Amtshaus. Das Programm trägt einen langen Namen; unverkürzt heißt es „Productive Green Infrastructure for postindustrial urban regeneration“ (proGIreg).
Was steckt dahinter? Es geht laut Grandt vor allem darum, in der Stadt wieder ausreichend zusammenhängende Grünzüge zu schaffen, die für den Siedlungsraum einen Kühleffekt haben und als Frischluftschneise dienen können. Es entstehe ein größerer Naturbereich, der zu Fuß oder mittels Fahrrad erlebbar ist. Dass darüber hinaus neue Wege für die Produktion von Pflanzen beschritten werden, ist die zweite „Productive“ Seite des Projektes. Neben den beteiligten Städten selbst, Urbanisten, Permakulturanhängern und Kleingärtnern, die hobbymäßig Nahrungspflanzen anbauen, sollen auch Landwirte mit ins Boot geholt werden. Was den Mengeder Grünen bei der Lektüre des „Living Lab“ (Lebenden Labors)“Emscher nordwärts“ auffiel: Obwohl ein kleiner Teil der Planfläche nördlich des Deusenberges auf Mengeder Gebiet liegt, werden als beteiligte Stadtteile lediglich Huckarde, Wischlingen, und Dorstfeld genannt. Landwirte des Stadtbezirks Mengede würden also nicht einbezogen. Grandt bestätigte, dass es bei diesem jetzt beschlossenen EU-Förderprojekt in der Tat hauptsächlich um Huckarde gehe.
Mehr über die von der RWTH Aachen koordinierte Planung im Bereich „Östliches Emschertal“ ist auf der Webseite www.coprogruen.de nachzulesen. CoProGrün – das bedeutet „co-produktive Grünzüge als nachhaltige Infrastruktur“ zu erforschen. Außer den Hochschulen Aachen und Südwestfalen sowie dem RVR sind die „Urbanisten“ als offizielle Partner dabei.
SPD-Sprecherin Gudrun Feldmann bedauerte, auf der einen Seite – wie z. B. im Falle des früheren Knepper-Kraftwerkes – würden Grünflächen versiegelt , andererseits altes Industriegelände aufwändig in Grünland umgewandelt. Grandt wies, wie auch Bonan zuvor, die Kritik zurück: Die Stadtplanung habe wenig Einfluss darauf, was auf Knepper geschehe.