Auch in die Aprilsitzung der BV kam kein Berichterstatter
Die Aprilsitzung der Bezirksvertretung (BV) begann mit einem Déjà-vu: Wie bereits im März erlebten alle, die mehr über Sanierung und Zukunft des Knepper-Geländes erfahren wollten, eine Enttäuschung. Der angekündigte Bericht der neuen Eigentümer, der Gütersloher Unternehmensgruppe Hagedorn, fiel wieder aus. Die ersten beiden Informationsveranstaltungen hatten noch keine Erkenntnisse über mögliche Interessenten gebracht. Damit bleibt die Entwicklung des fast 60 Hektar großen Grundstückes für Lokalpolitik und Bürger des Stadtbezirks ungewiss. Das lässt Sorgen wachsen: Wird der bereits jetzt mit mehr als doppelt so viel Logistikanteil wie die Gesamtstadt gesegnete Nordwesten bald noch mehr Lkw-Verkehr verkraften müssen?
Von außen kaum sichtbar: Abbau hat begonnen
Fakt ist: Die auf Abbruch und Rekultivierung ehemaliger Industrieflächen spezialisierte Firma Hagedorn hat mit dem Abbau des alten Kraftwerks begonnen. Noch ist von außen kaum eine Änderung zu sehen – wenn man von den ringsum angebrachten roten Stoff-Transparenten mit weißem Firmenaufdruck absieht. Zunächst beschränken sich die Arbeiten auf das Innere der Gebäude und die Entfernung der technischen Anlagen. Sind alle Bauten entkernt, werden sie einschließlich des 128 Meter hohen Kühlturms und des 210 Meter messenden Schornsteins abgerissen. Die beiden Letzteren werden gesprengt, ein spektakulärer Akt, der umfangreiche Sicherungsmaßnahmen erfordert, gleichzeitig aber publikumswirksam inszeniert werden soll.
Bereits Ende 2014 wurde das Kraftwerk an der Stadtgrenze Castrop-Rauxel/Dortmund stillgelegt. Die Geschichte von „Gustav Knepper“ begann jedoch weit früher. Die drei Blöcke wurden zwischen 1951 und 1971 errichtet. Es gab im Laufe der Jahre viele Veränderungen, Umbauten und Teilstillegungen. Auch die Betreiber wechselten. Zuletzt führte die E.ON-Tochter Uniper hier Regie. Während seiner Laufzeit versorgte das Steinkohlekraftwerk die Bevölkerung nicht nur mit Strom, sondern lieferte auch Fernwärme in Stadtteile der Nachbarschaft.
Proteste der Mengeder Lokalpolitik erfolglos
Das für Gewerbe und Industrie vorgesehene Gelände soll laut Beschluss des Dortmunder Stadtrates im April 2016 gemeinsam mit Castrop-Rauxel als interkommunales Projekt entwickelt werden. Die Bezirksvertretung wehrte sich vehement dagegen, den für den Stadtbezirk wichtigen Standort im Hinblick auf die Planung in die Obhut des RVR zu entlassen – erfolglos. Weitere große Transportunternehmen seien nicht erwünscht, machte die örtliche Politik deutlich, stieß jedoch auch damit auf taube Ohren. Im Gegenteil: Die Wirtschaftsförderung empfahl das Gelände wegen der Autobahn-Nähe sogar für Logistik. Angesichts der vielen Lkw machen sich Bürger Gedanken über ihre Gesundheit, doch: Der im Amtshaus einstimmig verabschiedete Antrag, man möge wenigstens an schwer belasteten Straßen im Bezirk Meßstellen für die Luftqualität einrichten, wurde abgelehnt, trotz 70,5 Prozent Logistik-Anteil im Vergleich zu 34,4 Prozent in der Gesamtstadt.
Die ursprünglich mit Zuversicht und Hoffnungen verknüpfte Neubelebung des ehemaligen Kraftwerksstandortes löst inzwischen bei den Betroffenen eher Sorge aus. Durch den Verkauf des Grundstücks, den die Stadt nicht beeinflussen konnte, scheint die Politik vor Ort vollends ins Abseits gedrängt. Wie und an wen die „Marktführer des Abbruchs“, so Hagedorn-Revital-Geschäftsführer Rick Mädel über das eigene Unternehmen, letztlich die kostbaren Hektar in Oestrich und Brünninghausen weiter verscherbeln, ist ihre Sache.
Die Gütersloher Sanierungs-Spezialisten geben sich alle Mühe, das Dortmunder Großprojekt zu präsentieren. Auf YouTube ist unter dem Titel „Kraftwerk Knepper/ Hagedorn kauft Kohlekraftwerk in Dortmund“ eine Bilderstrecke aus der Vogelperspektive anzusehen. Unter der Devise „vom Brownfield zum Greenfield“ solle die Revitalisierung ablaufen, wird dort angekündigt. Für den Betrachter gut vorstellbar, da bereits jetzt das Kraftwerk in grüner Umgebung liegt. Ein kleiner Patzer in den Bildtexten fällt Ortskundigen auf: Die Nähe zu den Autobahnen „ A 2, A 42, A 43“ wird herausgestellt. Ein Kommentar weist darauf hin: Knepper liegt nicht an der A 43! A 45 wäre richtig!
(Mengede InTakt berichtete regelmäßig zu dem Thema , u.a. am 28.4.2016, 28.8.2016, 15.9.2017, 2.12. und 15.12.2017, sowie am 16. und 28. Februar 2018.)