Bezirksvertreter geschockt von überraschender Nachricht
Sie seien„schockiert, so spät davon zu erfahren“ und waren sich einig, „wenn wir könnten, lehnten wir das ab“. Die Reaktion der Bezirksvertretung (BV) Mengede auf die Waltroper Pläne, ein Logistik-Unternehmen direkt an der Mengeder Stadtgrenze auf bisheriger Grünfläche anzusiedeln, war erwartungsgemäß wenig begeistert. Die Aussicht auf eine 24 Stunden durchlaufende Industrieproduktion auf zehn Hektar in nur 200 Meter Entfernung und eventuell Lkw-Durchgangsverkehr vor der eigenen Haustür ist für die Betroffenen deprimierend. Die Lage im regionalen Grünzug, die Nähe zum renaturierten Groppenbach, zum Naturschutzgebiet Groppenbruch und zur Wohnbebauung auf Mengeder Gebiet haben für die Nachbargemeinde offenbar keine Rolle gespielt. Wie berichtet, hatte die Stadt der BV die Vorlage mit ihrer Stellungnahme zum Projekt „Im Dicken Dören“ nachträglich zugesandt – „zur Kenntnisnahme“.
Seit 2014 keine Informationen, keinerlei Abstimmung
Doch nicht nur im Amtshaus, auch im Dortmunder Rathaus zeigte man sich „überrascht, dass das Verfahren von Waltroper Seite bereits recht weit fortgeschritten ist.“ So formulierte es jedenfalls Planungsdezernent Ludger Wilde im April in einem Schreiben an deren Amt für Stadtentwicklung. Das Vorhaben sei zwar bereits seit 2014 bekannt, da man „seinerzeit auf informellem Wege darüber Kenntnis“ erhalten habe. In der Zwischenzeit seien keine weiteren Informationen eingetroffen und es habe auch keine Abstimmungsgespräche gegeben. Wilde: „Da das gewünschte Plangebiet Im Dicken Dören fast unmittelbar an der Dortmunder Stadtgrenze liegt und die Stadt Dortmund durch das Bauvorhaben beeinträchtigt wird, hätten wir es sehr begrüßt, bereits in den letzten Jahren den Planungsprozess mit Ihnen abstimmen zu können.“
Stattdessen hatte man sich in Waltrop für den Standort entschieden, weil es sich
1. um ehemalige Haldenfläche handele,
2. „keine Besonderheiten“ im Hinblick auf Schutz- und Nutzungsbindungen bestünden, sowie
3. eine „leistungsfähige Anbindung“ an die A2 über die Mengeder Straße herstellbar sei. Der Chef des Dortmunder Planungsamtes sieht die Begründung kritisch. Es sei „überraschend“, dass die vorgenannten Aspekte ausreichen sollten:“ Auch wenn es sich bei der Studie um eine Voruntersuchung handelt, erscheinen die verwendeten Kriterien aus fachlicher Sicht sehr oberflächlich und unvollständig abgearbeitet.“
Kritik: Begründung oberflächlich und unvollständig
Wilde macht alternative Standort-Vorschläge, u. a. das Knepper-Gelände, das ohnehin gemeinsam mit der Stadt Castrop-Rauxel entwickelt werde. Dortmund sei „gerne bereit, auch die Stadt Waltrop…einzubeziehen.“ Hier seien sowohl Industrie-, als auch Gewerbeflächen ausgewiesen und die Verkehrsanbindung auch nach Waltrop sei „hervorragend“.
Im Januar hatte die Stadt eine Einladung zu einem „Scoping-Termin“mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) in Waltrop erhalten, sei jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht in der Lage gewesen, einen Vertreter zu dem im Rahmen der Umweltprüfung vorgeschriebenen Termin zu entsenden. Dies hatte das Stadtplanungsamt den Waltroper Kollegen mitgeteilt, gleichzeitig aber auch schriftlich die bereits genannten Bedenken aus Dortmunder Sicht im Detail aufgelistet.
„Im Dicken Dören“sind nicht nur zehn Hektar für die Verlagerung und Erweiterung des bisher an der Bahnhofstraße im entgegengesetzten Bereich Waltrops angesiedelten Fahrzeugbauers Langendorf, sondern außerdem weitere fünf Hektar für andere gewerbliche Zwecke eingeplant. Um das Vorhaben umsetzen zu können, ist die Aufstellung eines Bebauungsplanes, sowie die Änderung des Regionalplans und des Waltroper Flächennutzungsplanes erforderlich. Außer der Mengeder Bezirksvertretung wird in der nächsten Woche noch der Dortmunder Umweltausschuss vom jetzigen Stand der Dinge in Kenntnis gesetzt.
Mengeder möchten Beteiligung – mit RVR abgestimmt
Grünen-Sprecherin Isabella Knappmann empfahl, die Auswirkungen des Projektes auf den Stadtbezirk untersuchen zu lassen; Bezirksbürgermeister Wilhelm Tölch möchte die Frage geklärt wissen, ob zusätzliche Verkehrsbelastungen für den Stadtbezirk noch tragbar seien. Das brisante Thema soll in einem interfraktionellen Gespräch vor der nächsten öffentlichen Sitzung nach den Ferien besprochen werden. Tölch: „Wir wollen beteiligt werden – in Abstimmung mit dem RVR.“