Dortmund auch im bundesweiten Vergleich ein großer Hochschul- und Wissenschaftsstandort
Im Juli 2013 hatte der Rat der Stadt den „Masterplan Wissenschaft Dortmund“ verabschiedet und damit die Umsetzung von 100 Maßnahmen beschlossen, um den Wissenschaftsstandort Dortmund zu stärken.
Grundgedanken dieses Masterplanes war u.a. „die Netzwerke in der Dortmunder Wissenschaft zwischen den Hochschulen und den Forschungseinrichtungen zielgerichtet weiterzuentwickeln“ und „gemeinsame Anknüpfungspunkte zwischen der Wissenschaft, der Wirtschaft und der Stadtgesellschaft zum gegenseitigen Nutzen zu intensivieren und Kooperationen auszubauen“.
Zum wesentlichen Ziel wurde erklärt: Dortmund bis zum Jahr 2020 zu einer Stadt zu machen, die in der Wissenschaftsgemeinschaft als Wissenschaftsstadt angesehen wird und in der die Bürgerinnen und Bürger Dortmunds Wissenschaft als Teil der Stadtgesellschaft erleben und sich damit identifizieren.
Es wurden fünf wissenschaftliche Kompetenzfelder definiert:
Logistik – Produktionstechnik – Biomedizin- und Wirkstoffforschung – Schul- und Bildungsforschung – Energie
Aus stadtinterner Sicht galt es die besonders zu fördern. In sechs Handlungsfeldern wurden insgesamt 100 Maßnahmen beschlossen, um die Wissenschaftsstadt Dortmund zu entwickeln.
Knapp fünf Jahre später, im Mai 2018, besuchte eine Kommission aus acht ausgewiesenen WissenschaftlerInnen den Standort, um Fortschritt, Wirksamkeit und Perspektiven des Plans zu evaluieren. Sie beurteilten dabei sowohl Maßnahmen zur Standortentwicklung und Vernetzung als auch die Forschungsleistung der fünf wissenschaftlichen Kompetenzfelder. Bis dato gelten zwei Drittel der 100 Maßnahmen als umgesetzt, etabliert oder beschlossen.
Das 120 Seiten starke Ergebnis der Evaluation stellte der Vorsitzende der Kommission, Prof. Manfred Prenzel, kürzlich im Rahmen einer Pressekonferenz im Dortmunder Rathaus vor. „Der ‚Masterplan Wissenschaft Dortmund’ ist ein vielschichtiges, insgesamt sehr erfreuliches Vorhaben“, sagte der Bildungsforscher und ehemalige Vorsitzende des Wissenschaftsrats. „Allen Beteiligten gebührt hohe Anerkennung für ihr Engagement und die erzielten Erfolge“.
„Dortmund ist auch im bundesweiten Vergleich ein großer Hochschul- und Wissenschaftsstandort“, lautet das Urteil der Kommission. Und in der Tat, Dortmund muss sich nicht verstecken angesichts von sieben Hochschulen mit etwa 60.000 Studierenden und rund 20 international anerkannten außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen. Dazu 15.000 Arbeitsplätze unmittelbar in den Hochschulen und weitere 12.000 in den außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen. Die Wissenschaft ist über das TechnologieZentrumDortmund zudem stark an Dortmunds ausgeprägter Gründungskultur beteiligt.
OB Ullrich Sierau zeigte sich überaus zufrieden mit dem Ergebnis der Evaluation: „Wir wissen, dass Dortmund eine Wissenschaftsstadt ist. Hier arbeiten Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft Hand in Hand an der Zukunftsfähigkeit unserer Stadt. Dies werden wir noch stärker nach außen tragen.“
Prof. Detlef Müller-Böling, Beauftragter für den „Masterplan Wissenschaft Dortmund“ zieht ebenfalls ein positives Zwischenfazit: „Wir haben damals einen einmaligen Prozess ingang gesetzt, indem wir begonnen haben, die Wissenschaft in der Stadt zu positionieren und das Verhältnis Wissenschaft und Stadt zu intensivieren. Wir haben eine Menge Lob für den bisherigen Plan, aber auch eine Vielzahl von Hinweisen bekommen, wie wir den Masterplan über 2020 hinaus fortsetzen sollen. Das werden wir kraftvoll anpacken.“
Auch TU-Rektorin Prof. Urusula Gather empfand die Anerkennung der Gutachterkommission als „wichtigen Schub für die weitere Umsetzung des Masterplanes.“
Was ist mit Qualität der Lehre?
Was dem Chronisten der kürzlichen Pressekonferenz auffiel: Es ist im Zusammenhang mit dem „Masterplan Wissenschaft Dortmund“ viel von wissenschaftlicher Exzellenz in Bezug auf die Forschungsfelder die Rede. Nur ganz gelegentlich und dann meist sehr allgemein wird die Lehre erwähnt. Dabei wäre es eine Zukunftsinvestition besonderer Qualität, wenn die Fakultäten der Dortmunder Hochschulen nicht nur in der Selbsteinschätzung über einen exzellenten Ruf in der Lehre verfügten.
Sollte jemand meinen, das sei sehr kritisch gesehen, der sollte sich der Mühe unterziehen und die Ergebnisse des CHE-Hochschulrankings studieren.Hier wird vor allem die Qualität der Lehre an den Hochschule durch eine umfassende Befragung der Studierenden ermittelt.
Die Fakultäten der Dortmunder Hochschulen bewegen sich da ausnahmslos im Mittelfeld.
Bei 60.000 Studierenden, die rechnerisch alle fünf Jahre neu an die Dortmunder Hochschulen kommen, ist das eine beachtliche Anzahl an Multiplikatoren, die einen exzellenten Ruf nicht nur der Hochschulen, sondern auch der Stadt weltweit begründen könnten; es lohnte sich also, hierüber im Zusammenhang mit der Fortschreibung des Masterplanes gesondert nachzudenken.
Und schließlich: Es ist gut über das Verhältnis der Hochschulen zur Stadtgesellschaft nachzudenken und anzustreben, dass Bürgerinnen und Bürger Dortmunds die Wissenschaft als Teil der Stadtgesellschaft erleben und sich damit identifizieren. Es dürfte daher nicht zugelassen werden, dass Dortmunder AbiturientInnen – um eine Beispiel zu nennen – in Hildesheim oder anderswo ein Studium für das Lehramt an Grundschulen aufnehmen müssen, weil sie an der TU Dortmund wegen eines numerus clausus nicht zum Studium zugelassen werden. Der n.c ist ein Steuerungsinstrument – beliebig veränderbar. Es wäre im vorliegenden Fall mit relativ geringen zusätzlichen Mitteln möglich, die Aufnahmequote zu erhöhen und den n.c. abzuschaffen. Eine Maßnahme, die angesichts des Mangels an Lehrkräften für Grundschulen eh zwingend wäre.
Es ist gut vorstellbar, dass Prof. Müller-Böling sich als ehemaliger Rektor der TU DO und als ehemaliger Leiter des CHE dem Thema „Qualität der Lehre“ im Rahmen der Weiterentwicklung des „Masterplans Wissenschaft Dortmund“ mit besonderem Interesse annehmen wird.