Gedenkveranstaltung 80 Jahre Pogromnacht – Nachtrag

Nachtrag zu einer beeindruckenden Gedenkveranstaltung

Die Gedenkveranstaltung „80 Jahre Pogromnacht“ hat mich beeindruckt, ebenso die Berichterstattung darüber.
Beeindruckt war ich von der ungewohnt hohen Teilnehmerzahl an der Gedenkveranstaltung, trotz der parallel laufenden Fußballübertragung Dortmund gegen Bayern. Selbst die Mengeder „Politprominenz“ der etablierten Parteien (SPD, Grüne und CDU) war anwesend.
Das macht mir Mut.

Vermisst habe ich allerdings die selbsternannten „Granden“ unseres Ortsteils, von denen man
fast täglich im Lokalteil unserer Tageszeitungen lesen kann.
Woran lag`s? Fehlende Gesinnung? Andere Gesinnung? Oder vielleicht doch Fußball? Oder zu viel Ich?

Gänsehaut verursachten mir die von drei Jugendlichen dargestellten Standbilder.
Unter die Haut gingen mir die von jungen Leuten vorgetragenen Worte in der ev. Remigius-Kirche und die beiden jungen Frauen, die mit Geige und Klavier diese Beiträge begleiteten.
Beeindruckt war ich ebenfalls von Pfarrer Martin-Bullmann, der mit offenen Worten, auch kritisch gegenüber der Rolle seiner eigenen Kirche, den Anwesenden die damaligen Schrecken vor Augen hielt.

Lieber Herr Martin-Bullmann. Sie wiederholten die Worte „Nie wieder!!“ mehrmals. Zu Recht und nachdrücklich. Ich möchte hinter Ihre beiden Worte jedoch ein Fragezeichen setzen. Habe kürzlich etwas von Kurt Tucholsky gelesen:

Gewalt gegen Gewalt, Kraft gegen Kraft,
das ist die alte Wissenschaft.

Weißt du…, wie die neue heißt?
Gegen Gewalt den Geist.

Nur der Geist kann die Streitaxt begraben.
Aber freilich… : Man muss ihn haben!

Der Rechtsruck innerhalb unserer Gesellschaft ist unübersehbar. Geschürt von rechtskonservativen Populisten. Deshalb mein Fragezeichen!

Natürlich müssen wir uns gegen alles Inhumane wehren. Egal, von welcher politischen
Couleur es kommt. Wir, als vermeintliche Krone der Schöpfung, sollten doch eigentlich in der Lage sein, Unrecht zu erkennen. Können wir das noch?

Können wir noch eines unserer höchsten Güter, die Demokratie, verteidigen? Eingelullt von oberflächlichen Medien? Kaum noch fähig, uns aus dem Sessel zu erheben? Besoffen gequatscht von selbstherrlichen Ignoranten? Man verzeihe mir meine Zweifel.

Text: Helmut Textoris

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