Fassaden werden zur Freiluftgalerie

Projekt „Künstlergärten“ gibt Westerfilde ein neues Gesicht

Monets Mohnfeld, die Fassade des Hauses Westerfilder Straße 33, ist bereits fertig.

Die Ära der tristen Betonklötze ist vorbei: Als Elemente des „Stadtteils der 1000 Gärten“ sollen Westerfildes Großwohnanlagen eine neue Identität erhalten. Drei Wohnungsgesellschaften haben zu dem 2015 vorgestellten Konzept eigene Vorstellungen entwickelt. Während die LEG Wohnen GmbH und der Spar- und Bauverein ihren Mietern vorrangig eigene Mietergärten anbieten, geht die Vonovia einen anderen Weg. Unter dem Titel „Künstlergärten“ werden besondere Fassaden mit Motiven berühmter Maler geschaffen, ergänzt durch die Silhouetten von Bewohnerinnen und Bewohnern. Die Bezirksvertretung sagte einstimmig Ja zu dem künstlerischen Projekt, das ab 2019 mit insgesamt 250.000 € öffentlich gefördert wird.

Jawlenskys „Blauer Berg“, hier noch als Entwurfszeichnung, ist inzwischen ebenfalls vollendet.

Die Häuser Westerfilder Str, 33, Zum Luftschacht 15, Kiepeweg 12, Gerlachweg 3-9, 4-16 und Speckestr. 12-24 verwandeln sich in eine riesige Freiluftgalerie. Die Außenwände werden zu überdimensionalen Leinwänden, auf denen „Gärten“ erblühen. Es sind vergrößerte Landschaftsansichten berühmter Maler wie das „Mohnfeld“ des Impressionisten Claude Monet, eine dekorative Szenerie des Jugendstil-Meisters Gustav Klimt oder der „Blaue Berg“ des Expressionisten Alexej v. Jawlensky.

Die Fotos von Mietern, die im Haus mit dem Blauen Berg wohnen. Ihre Schattenrisse finden sich auf dem Bild wieder.

Stark vergrößert sind auch die Signaturen, teilweise im, teilweise außerhalb des jeweiligen Bildes, die verdeutlichen, welcher Wegbereiter der klassischen Moderne Urheber des Künstlergartens war. Zwei Motive sind inzwischen realisiert – das Mohnfeld und der Blaue Berg. Monets weltbekanntes Original ist 50 x 65 cm groß und hängt im Musée d`Orsay in Paris. In Westerfilde blüht der Klaschmohn auf 110 Quadratmetern Wandfläche.

 

Collage aus historischen und neuen Bildteilen

Eine blumige Ansicht wird es auch auf diesem Haus am Gerlachweg geben.

Was die Bilder über das Level einer Kopie heraushebt, sind die collageartig eingefügten Umrisslinien von Menschen, die heute in den jeweiligen Gebäuden wohnen (Collage = zusammengeklebt, Technik der bildenden Kunst). Im Rahmen von zwei Fotoshootings ergaben sich Motive, die Menschen aller Altersgruppen bei verschiedenen Aktivitäten zeigen. Die während der beiden Beteiligungsaktionen vor Ort entstandenen Bilder präsentieren Bewohnerinnen und Bewohner beim Spiel, im Gespräch, beim Spaziergang mit dem Hund.

Bewohner-Porträts stiften Identität

Diese vier sind in dem oben abgebildeten Wohnblock zu Hause.

Durch die Kombination historischer und aktueller Elemente erhalten die Ansichten nicht nur eine zeitgenössische, sondern auch eine sehr persönliche, lokale Komponente, die das Projekt unverwechselbar macht. Außerdem erhofft man sich eine „identitätsstiftende“ Wirkung der anspruchsvollen Gestaltung. Die Idee zur Einbeziehung der Mieter hatte die Auftraggeberin Vonovia selbst. Die Arbeiten sollen nach und nach im zeitlichen Zusammenhang mit der Sanierung und Modernisierung des oben erwähnten Wohnungsbestandes realisiert werden. Ausführender Künstler ist der Illusionsmaler Igor Jablunowskij.

Ein weiterer Fassaden-Entwurf….

Die Kosten für die „Künstlergärten“ werden sich laut Schätzung der Eigentümer-Gesellschaft auf rund 757.000 € belaufen. Ein Drittel der Summe, 250.000 €, wird von der Verwaltung im Rahmen des Stadterneuerungsprogrammes beigesteuert. 200.000 € davon stammen aus Städtebauförderungsmitteln des Landes; der städtische Eigenanteil beträgt 50.000 €.

…und die zwei, deren Umrisse dem Garten oben neues Leben geben. Alle Fotos und Entwurfszeichnungen: Vonovia

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