Knepper: Nun beginnt das große Aufräumen

Erfolg der Sprengung dank monatelanger Vorbereitung

Vorher – aus der Luft aufgenommen um 10 Uhr.

Sonntag, 17. Februar 2019 – an dieses Datum werden sich viele Mengeder erinnern, als den Tag, an dem drei Bauwerke, darunter zwei Landmarken des Stadtbezirks, im Rahmen eines spektakulären Events innerhalb von Sekunden von der Bildfläche verschwanden. Die Sprengung von Kühlturm und Schornstein des ehemaligen Knepper-Kohlekraftwerks gelang so vollkommen, dass man fast von Zauberei sprechen könnte, wenn man nicht wüsste, dass professionelles Knowhow und sorgfältige Vorarbeit eher dazu beitrugen. Mengede InTakt zeigt ergänzend zum gestrigen Bericht noch einige Fotos, die Wolfgang Knappmann aus höherer Warte – mit Hilfe einer Drohne – aufgenommen hat. Zudem gibt es noch einen Rückblick auf Zahlen und Fakten von der Firma Hagedorn.

Nachher – um 17.45 von Westen fotografiert.

Den Anfang machte das Kesselhaus mit Treppenhaus und Fahrstuhlschacht um 11.25 Uhr. Seine Konstruktion mit solidem Stahlgerüst erforderte eine Sonderbehandlung. Acht Kilo gelatinöser Sprengstoff und laut Hagedorn „eine geringe Menge“ plastifizierter Sprengstoff kamen zum Einsatz. Dass diese spezielle Materie selbst dann eine besondere Kraft entwickelt, wenn man nur sehr wenig verwendet, zeigte sich angesichts des lautstarken Knalls und des Erfolges. Schließlich mussten bis zu 63 Millimeter Stahl durchtrennt werden. Dazu hatte das Team um Sprengmeister André Schewcow vorher einige Sprengungen geprobt und den Effekt gemessen. Das 70-Meter-Gebäude mit insgesamt 9.500 Tonnen Stahlschrott sei nach nur vier Sekunden „passgenau in dem dafür vorbereiteten Fallbett“ gelandet, bilanziert Hagedorn.

Der Schornstein ließ sich 12 Sekunden Zeit

Es grenzt an ein Wunder: Schornstein und Kühlturm legten eine punktgenaue Landung hin.

Um 12.10 fielen Kühlturm und Schornstein. Für den Kühlturm wurden 150 Kilogramm Sprengstoff auf 600 Bohrlöcher verteilt. Er lag bereits nach drei Sekunden auf dem Boden. Sein Abgang erinnerte etwas an das Ende einer luftgefüllten Brötchentüte, die sich beim Draufdrücken zusammenfaltet. Der Schornstein, mit 60 Kilo Sprengstoff, gefüllt in 900 Bohrlöcher und mit Kippgelenken für die Ausrichtung versehen, ließ sich für seinen Sturz 12 Sekunden Zeit, um gleichfalls genau an der vorgesehen Stelle aufzuschlagen.

Vom Kesselhaus blieb jede Menge Stahlschrott übrig.

Die beiden großen ehemaligen Landmarken erbrachten 19.000 Tonnen Stahlschrott und Bauschutt. Der mineralische Anteil überwiegt; er verbleibt an Ort und Stelle und wird zur Aufbereitung des Geländes verwendet. Die anderen Materialien werden recycelt. Die Herrichtung der jetzt mit den Gebäuderesten überdeckten Flächen werde die nächsten drei Monate dauern, erklärte Hagedorn. Dabei seien 30 Großgeräte und 60 Mitarbeiter im Einsatz

Um diese Aktion vorzubereiten, waren außer der Deutschen Sprengunion, einem Tochter-Unternehmen der Hagedorn-Gruppe, noch Statiker, Gutachter und Sachverständige von Polizei, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) über mehrere Monate im Einsatz.

12 lange Sekunden bis zum Untergang. Der Schornstein verabschiedete sich auf fotogenste Weise. Alle Bilder: Wolfgang Knappmann

 

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