Ein Kommentar
Der SPD-Ortsverein Nette lud – wie schon im Juni 2018 – zum gleichen Thema ein: Wie kann das Wohnumfeld in diesem Vorort lebens- und liebenswerter werden? Die Veranstaltung war gut besucht und an Verbesserungsvorschlägen mangelte es nicht. Bezogen auf den Teilnehmerkreis war auffällig, dass er nicht alle in Nette lebenden Bevölkerungsschichten abbildete. Weder Ausländer (Anteil 18,8 %), Deutsche mit Migrationshintergrund (21,9 %) noch Arbeitslose (16,3 %) wohnten der Versammlung bei.
Natürlich ist fraglich, ob diese Gruppen einer Einladung gefolgt wären. Bekanntlich gibt es keine große Aktionsbereitschaft von Menschen, die sich in das untere Drittel der Gesellschaft abgedrängt fühlen. Um ihnen eine Stimme zu geben ist es erforderlich, sich in ihr Umfeld zu begeben und ihre Meinungen einzufangen.
Die Stadtvertreter baten um Vorschläge unabhängig von den Ergebnissen der Quartiersanalyse, die seit 22 Monaten vorliegen. Auch über die im Dekadenprojekt „Nordwärts“ erarbeiteten Vorschläge hinaus waren weitergehende Ideen willkommen. Allerdings wurde schon zu Beginn deutlich, dass es keine gedeihliche Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Stadtämtern gibt. Zu „Nordwärts“ konnte sich Susanne Linnebach von Amt für Stadterneuerung nicht äußern und verwies auf das Amt des Oberbürgermeisters.
Gute Vorschläge ohne Umsetzung
Wie gesagt: an guten Vorschlägen, die teilweise Jahre zurückliegen, mangelt es nicht. Nur mit der Umsetzung hapert es gewaltig. Wo ist der Boulevard der Kinderrechte, die vollmundig angekündigte Schulhofumgestaltung der Albert-Schweitzer-Realschule (ASR), der Schulgarten am HHG, die Sanierung des „Gummiplatzes“ mit Errichtung eines Beachvolleyball-Feldes? Fehlanzeige. Statt dessen wurde der ASR-Schulhof eingezäunt und nach Schulschluss abgesperrt und damit fehlende Begegnungsmöglichkeiten zementiert, ein Mangel, der übrigens schon in der Quartiersanalyse festgestellt wurde. Der geforderte Revierdienst könnte für mehr Sicherheit sorgen. Das ist bestimmt die bessere Lösung und eine Maßnahme, die Gefahr weiterer Einbrüche im HHG zu mindern.
So stellt sich zurecht die Frage: Wenn schon die „alten“ Vorschläge nicht oder erst mit jahrelanger Verzögerung umgesetzt werden. Wann kommen denn dann neue Vorschläge zum Zuge?
Die quälend lange Dauer bis zur Umsetzung der Beschlüsse stellt jedenfalls die Motivation engagierter Bürger auf eine harte Probe. Wofür sich einsetzen wenn nichts Zählbares dabei herauskommt? Der Abiturjahrgang 2017 des HHG mit seinen bemerkenswerten Vorschlägen zur Stadtteilentwicklung befindet sich längst im Studium oder im Beruf – ohne auch nur den Hauch einer Anerkennung in Form erfolgter Umsetzungsmaßnahmen zu spüren (MENGEDE:InTakt! berichtete). Bürokratische Hürden wie europaweite Ausschreibungen von Baumaßnahmen können zwar nicht ignoriert, sollten jedoch nicht ständig als Entschuldigung angeführt werden.