Wie hilft man Bienen im Klimawandel?

Tipps vom TV-Gartenexperten für Staudenfreunde

Bekannt aus Fernsehsendungen, in Dortmund bereits zum zweiten Mal zu Gast: Klaus Körber.

Klaus Körber kennt und mag Bäume wie kaum ein anderer. Als Leiter der Abteilung Obstbau und Baumschule an der Bayerischen Landesanstalt Veitshöchheim bildet er angehende Baumschulmeister aus. Seine Schwerpunkte sind Clematis und Rosen, dazu die Frage, welche Gehölze angesichts des Klimawandels noch in der Stadt überleben können. Der Zwei-Meter-Mann, ein Kerl wie ein Baum, bekannt als Gartenexperte in TV-Sendungen wie „Querbeet“, macht sich auch zunehmend Gedanken über die Zukunft von Bienen. Seine neuesten Erkenntnisse teilte er jetzt mit den Dortmunder Staudenfreunden bei einem Vortrag im Botanischen Garten Rombergpark. Vor sechs Jahren war er schon mal hier und sprach über Clematis.

„Rosen und Begleiter für Bienen, Wildbienen & Co.“ waren diesmal das Thema. Nicht zu vergessen den Aspekt der Erderwärmung: „Es wird immer heißer“ und „wir haben ein Wasserproblem,“ stellte er fest. In Würzburg seien neuerdings 50 Hitzetage (über 30 Grad) pro Jahr gezählt worden; früher seien es drei gewesen. Selbst in Außenbezirken habe man Spitzenwerte von 39,6 Grad Celsius gemessen, in Innenstadtbereichen lagen sie noch darüber. 2015 seien hier lediglich 330 Liter pro Quadratmeter Regen insgesamt gefallen: „Seit sieben Jahren gibt es keinen Grundwassernachschub.“ Nicht alle heimischen Gehölze halten bei so harten Bedingungen durch. Er zeigte den Dortmundern, die 2018 auf einer Gartenreise die Bayerische Landesanstalt besucht hatten, das Foto einer abgestorbenen Birke. „Diesen Baum haben Sie im letzten Jahr noch lebend gesehen. Aber er hat im Frühjahr nicht einmal mehr ausgetrieben.“

Tödliche Trockenheit bedroht viele Baumarten

Dass Bienen nur Wildrosen lieben, ist ein Märchen. Hier vergnügt sich eine kleine Maja auf einer historischen, halbgefüllten Rosa Mundi.

Nicht nur für Flachwurzler wie die Gattung Betula (Botanischer Name der Birken) wird es eng. Auch andere sind außerstande, monatelange Dürreperioden durchzustehen. Der Bergahorn (Acer pseudoplatanus) gehört für den Veitshöchheimer Experten zu den Todeskandidaten: Die Rußrindenkrankheit sei bei dieser Art so auf dem Vormarsch, dass man sich in weiten Teilen des Landes wohl bald von ihm verabschieden müsse. (Die Erkrankung kann auch für den Menschen sehr gefährlich sein, daher müssen befallene Exemplare gefällt werden, Anm. d. Red.)

Wenn sich die Anzahl der Pflanzenarten verringert, die Bienen und verwandten Insekten Nahrung in Form von Pollen und Nektar zur Verfügung stellen, wird das Überleben für diese wichtigen Bestäuber schwierig. Im Frühjahr gebe es noch ein relativ großes Angebot an Blüten. Aber nach der Obst- und Lindenblüte werde das Angebot knapper, ab Juli sei kaum noch etwas da. Zunehmende Verstädterung und moderne Landwirtschaft mit Riesen-Monokulturen seien nicht unschuldig. Kürzere und mildere Winter verschärften die Situation, da die Vegetationsperiode immer länger werde. Ohne ein entsprechendes Angebot im Hoch- und Spätsommer komme Biene & Co. kaum noch über die Runden. Gärten könnten dazu beitragen, die entstandenen Pausenzeiten zu schließen, damit es uns nicht eines Tages so ginge wie Obstbauern in einem Teil Chinas, die schon seit langem „menschliche Bienen“ zum Bestäuben in blühende Baumkronen schicken. Wollte man das in Europa nachahmen, würden Obst und Gemüse unbezahlbare Luxusgüter.

Nicht genug Futter für fleißige Sechsbeiner

Acanthus – eine uralte Kulturstaude, deren Blätter schon die Säulen antiker griechischer Tempel zierten, ist ein Lieblingsessen der Hummeln im Garten.

Die Herausforderungen seien immens, betonte Körber. Mit Imkern als direkt Betroffenen hat er daher im Juni 2018 ein „Bienentrachtfließband“ entwickelt. In dieser Liste sind alle Gehölze aufgeführt, deren Anpflanzung Bienen, Hummeln und Wildbienen vom zeitigen Frühjahr bis zum Ende des Sommers mit Futter versorgt. Die Obstblüte, die Robinien- (Scheinakazien) und die Lindenblüte sind die bestimmenden Blühphasen, in denen das Angebot für alle bestäubenden Insekten besonders groß ist. In der Vorschlagsliste stehen auch die Namen der Gehölze, die vorher, zwischendurch und nach diesen Perioden Blüten zur Verfügung stellen und so die Lücken füllen.

Ein paar winzige Wildbienen vergnügen sich hier auf den Blüten der Färberkamille.

Einige Wildobstarten wie Kornelkirsche, Kirsch- und Blutpflaume sowie der Spitzahorn gehören neben Weiden (in kleinen Stadtgärten als Kopfbäumchen) und Hasel zu den Ersten des Blütenreigens, noch vor den gängigen Obstsorten. Zusammen mit Äpfeln und Birnen geben u. a. Mandel, Schlehe, Zierquitte und Mahonie, Rosskastanie und Zierkirschen dem Frühjahr zusätzliche Farbe und den Insekten Nahrung. Zwischendurch können Erbsenstrauch, Weißdorn, Goldregen und die ersten Wildrosen weiterhelfen. Wenn die Robinien in Blüte gehen, ist der nächste Höhepunkt der Saison da: Neben den „falschen“ Akazien, die den beliebten Akazienhonig liefern, bieten noch zahlreiche andere Gehölze Bienenfutter; außer Rosen machen unter anderem Holunder, Blauregen (Wisteria), falscher Jasmin und Kletterhortensie mit.

Luxusmenü aus Lindenblüte und Rosen

Schließlich startet die Lindenblüte. Gleichzeitig explodiert der Blütenflor in vielen Gärten und in der Natur. Mit den Sommer-, Winter- und Silberlinden beginnt die Zeit der Rosen und mit ihr die Blüte vieler Stauden und Zwerggehölze, darunter Lavendel und Steppensalbei, Katzenminze und kletterndes Geißblatt. Es ist übrigens nicht richtig, dass nur Wildrosen als Bienen-Nährgehölz geeignet sind. Die Rosenzüchter haben die Anforderungen der Zeit schon vor Jahren erkannt. Die Nachfrage nach Sorten, die von Insekten bestäubt werden, hat sich mittlerweile vervielfacht. Inzwischen werden zahlreiche ungefüllte und halbgefüllte Zuchtsorten angeboten, die große Blüten in ausgefallenen Farbtönen besitzen und gleichzeitig mit üppigem Pollenkranz und Nektar Bienen aller Arten magnetisch anziehen.

Lippenblütler wie der Günsel sind bei Insekten beliebt. Die Art breitet sich gern an schattigen Plätzen aus.

Auch alte Sorten, die halbgefüllt sind und sowohl Pollen wie auch Nektar zur Verfügung stellen, können zu den Futterpflanzen für Sechsbeiner gehören, wie z. B. die berühmte „Ghislaine de Féligonde‘, ein mehrmals blühender Rambler (Kletterer), der nicht zu groß wird. Gerade die öfter blühenden Rosen sind für Bienen besonders wichtig, da sie Nahrung bis spät in den Herbst versprechen.

Stauden sind eine wichtige Ergänzung zu den Nährgehölzen.Eine der bei Insekten beliebtesten ist die Duftnessel (Agastache),, die volle Sonne und trockene Plätze liebt und als robuster Dauerblüher mit geringen Pflegeansprüchen auch Anfängern keine Probleme macht. Astern, darunter vor allem Herbstastern, verlängern ebenfalls die Blütensaison und machen Bienen glücklich. Ihnen gefallen aber auch Glockenblumen, Bergminze und die Bartblume, ein Strauch mit auffallenden Blüten. Mädchenaugen und Sonnenhüte, Taglilien und Geranium kommen ebenfalls gut an. Nicht zu vergessen die Katzenminze Nepeta, keineswegs nur wegen der fliegenden, summenden Winzlinge, sondern auch für die geliebten Samtpfoten. Nepeta zieht Katzen magisch an.

Fetthennen: Kein Problem mit Trockenstress

Robust, unproblematisch und lange Zeit ansehnlich sind die großen Sedum, deren Sorten Herbstfreude und Matrona im Herbst noch Insekten füttern und dann, wenn man sie stehen lässt, über Winter als Trockenblumen das Beet schmücken. Trockener Boden macht ihnen wie der ganzen Fetthennen-Truppe kaum etwas aus. Die Sedum-Arten, vor allem die kleinen,eignen sich sogar für extensiv begrünte Dächer in Sonnenlage!

Auch einige Hortensiensorten wie diese Eichblatthortensie und Wildarten der Gattung eignen sich als Bienennahrung. Die weit verbreitete Bauernhortensie hat aber nur sterile Blüten.

Wassermangel wird nach Körbers Ansicht in Zukunft unsere größte Herausforderung sein. Selbst das Gießen werden wir neu lernen müssen, wenn wir das kostbare Nass nicht verschwenden dürfen. In Veitshöchheim hat man z. B. einen Wassersack getestet, der um frisch gepflanzte Bäume angebracht werden kann.Daraus wird ständig eine kleine Menge Wasser direkt an die Wurzeln geleitet – ohne Gefahr der unkontrollierten Verdunstung. Früher habe man sich darauf verlassen, dass die im Herbst gepflanzten Gehölze in den Wintermonaten an ihrem neuen Standort erste Wurzeln schlagen und dann im Frühjahr zu wachsen beginnen. Der Veitshöchheimer warnt: Es sei der größte Fehler, zu glauben „es hat geregnet, da muss man nicht gießen.“ Regelmäßige Bewässerung in den ersten Jahren und größere Pflanzflächen als früher seien unabdingbar, damit Gehölze heute noch in der Stadt anwachsen und weiter leben können.

In Außenbezirken und auf dem Lande sieht Körber auch die Möglichkeit, Blühstreifen anzulegen, um für mehr ökologisches Gleichgewicht zu sorgen. Die Kräutermischung mit dem vielversprechenden Namen „Albrecht Dürer“ für Ansaaten sei durchaus empfehlenswert. Nicht nur wegen der schönen Farbwirkung. Auch für die Bienen, die daraus Nutzen ziehen können. „Immerhin haben sie und ihre Vorfahren bereits seit 120 Millionen Jahren zur Evolution beigetragen.“

Fotos: Monika Zybon-Biermann

 

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