Zum Vortrag eines ehemaligen Mengeders in der Hochschule Hamm-Lippstadt
Warum ist es so schwer, den Klimawandel zu akzeptieren und alles zu versuchen, um ihn aufzuhalten, bestenfalls sogar abzuwenden? Warum handelt denn keiner?
Prof. Dr. Ing. Olaf Goebel, weitgereist und in Mengede verwurzelt, gab an seiner derzeitigen Wirkungsstätte, der Hochschule Hamm-Lippstadt, in seinem Vortrag zum Thema „Klimawandel, Fridays for Future, Rezos Video, Wo geht die Reise hin?„ eine einfache und jedem einleuchtende, dreistufige Erklärung:
Berühren Sie eine heiße Herdplatte, spüren Sie die Auswirkungen unmittelbar; liegen Sie zu lange ungeschützt in der Sonne, dauert es schon einige Stunden, bis es weh tut; rauchen Sie, spüren Sie lange nichts, dann schlägt der Lungenkrebs zu. Genauso ist es beim Klima. Wir merken nichts, ignorieren die herannahende Katastrophe und wachen auf, wenn es zu spät ist.
Der Youtuber Rezo habe in seinem bisher über 15 Millionen Mal angeklickten Beitrag die volle Unterstützung der Wissenschaftler. Ebenso Greta Thunberg, die schwedische Klimaaktivistin und Gründerin der Fridays for Future-Bewegung (Ich will, dass Ihr in Panik geratet….“ – „…. ich will, dass Ihr handelt, als wenn Euer Haus brennt, denn das tut es!“).
Prof. Goebel rechnete vor: Die Größe des CO2-Restbudgets an Emissionen beträgt 600 Gigatonnen (Gt). Bei einem derzeitigen Betrag von 40 Gt pro Jahr wäre das Budget in 15 Jahren aufgebraucht, das Treibhaus wäre geschlossen! Selbst bei einem optimistisch kalkulierten Ansatz von 800 Gt sähe es nicht viel besser aus (s. Grafik).
Doch der Hochschullehrer bot Lösungsvorschläge an: Weg von biomassebasierten Kraftstoffen und fossilen Energieträgern wie Kohle und Öl und hin zu Photovoltaik, Wind und Speichernutzung. Er belegte das mit Statistiken, Berechnungen und Tabellen und machte Mut, etwas Neues zu wagen. Dafür musste sogar ein Zitat des ehemaligen Umweltministers Klaus Töpfer herhalten: Die Steinzeit ist auch nicht zu Ende gegangen, weil es keine Steine mehr gab. Sondern weil etwas Besseres entdeckt wurde!
Als Anreize für den Wandel favorisierte er eine CO2-Steuer nach dem schwedischen Modell. Hier würde die eingenommene Steuer in voller Höhe in Form einer Kopfpauschale an jeden Bundesbürger zurückgegeben.
Prof. Goebel äußerte den Wunsch, in der Bundesregierung ein Energie-Ministerium zu schaffen, besetzt mit einer Leitfigur, die in leitender Position im Energiesektor tätig ist oder war, egal ob als Wirtschaftler oder Ingenieur.
Zum Abschluss seines Vortrags ging er auf die gern kolportierte Frage ein, warum gerade Deutschland auf diesem Gebiet eine Vorreiter-Rolle einnehmen soll, da der deutsche Anteil nur gut 1% der Weltbevölkerung beträgt und der Verbrauch weltweit an Energie bei nur 2,5 % liegt. Seine Antwort unter Verweis auf bahnbrechende deutsche Erfindungen wie Flugzeug, Auto, Atomspaltung oder Weltraumrakete: Ganz einfach: Weil wir es drauf haben! So wie ein Arzt, der an einem Unfallort helfen muss, weil er es kann.
Der Vortrag von Prof. Dr. Ing Goebel fand große Beachtung, er wurde in drei vollbesetzte Hörsäle übertragen. Die geplante Vortragdauer von 90 Minuten wurde von ihm um mehr als eine halbe Stunde überzogen und auch in der Fragestunde im Anschluss war deutlich zu erkennen, wie sehr dem Ex-Mengeder das Thema auf den Nägeln brennt. Ein Zuhörer brachte es schließlich auf den Punkt: Er wisse eine Leitperson für das Amt des Energieministers: Es sei der heutige Referent.
Dessen launige Antwort nach einigen Bemerkungen zum persönlichen Wohlfühlfaktor an der HS Hamm-Lippstadt: Wenn man mich fragte, ich würde ich es machen!