Renaturierungsmaßnahmen an Emscher und Lippe

Krawatten-Köcherfliege zeigt gute Gewässerqualität an

Klimaschutz, Nachhaltigkeit oder Insektensterben sind allgegenwärtige Themen – auch direkt vor unserer Haustür. Mit Renaturierungsmaßnahmen z. B. an Emscher  und Lippe  tragen Emschergenossenschaft-Lippeverband (EGLV) aktiv zum Klimaschutz in der Region bei. In  der Serie „Bewohner des Monats“ nimmt die EGLV die Flussbewohner  unter die Lupe, die in der Öffentlichkeit eher wenig Beachtung finden, obwohl sie ein wichtiger Teil unseres
Ökosystems sind.
Insekten, Muscheln und Kleinstlebewesen verraten uns viel über die Qualität unserer Gewässer und bilden mit weiteren Parametern wichtige Werte für den EU-weiten Probenvergleich. „Bewohner des Monats“ ist heute  die

Krawatten-Köcherfliege: 

Noch kann man sie an der Körne und am Süggelbach in Dortmund beobachten: Von Mai bis Oktober schließen sich die Krawatten-Köcherfliegen im Zick-Zack-Flug zu einer auffälligen Choreografie zusammen. Insbesondere die Männchen sind hervorragende „Tänzer“. Einmal gelandet, sehen die zarten Insekten wie schwarze Miniatur-Krawatten aus. Auch anhand ihrer schwarz-weiß geringelten und extralangen Fühler sind sie gut zu erkennen. Die Larven gelten als verlässliche Anzeiger für eine gute Gewässerqualität.

Der betörend schöne Schwarmflug der Männchen ist allerdings nur Mittel zum Zweck: Die anschließende Paarung geht recht ruppig vonstatten. Nähert sich ein Weibchen, packt das Männchen es mit haarigen, speziell zu diesem Zweck gestalteten Oberkiefern. Die nur wenige Sekunden andauernde Paarung vollziehen sie geschützt in der Vegetation. Dann legt das Weibchen die Eier in der Nähe des Tanzplatzes ab. Die Krawatten-Köcherfliegen benötigen nicht nur klares, sauberes Wasser. Auch eine ungestörte Ufervegetation ist enorm wichtig für ihre Entwicklung.. 

Seidentapete im Larven-Mobilheim
Die Larven der Krawatten-Köcherfliege wachsen im Wasser auf, sobald sie ihre schützenden Eier verlassen haben. Ihre erste Tat: der Aufbau eines Basislagers, aus einem selbstgesponnenen Fadengerüst auf festem Grund. Danach gehen sie richtig ans Werk. Die Larven lieben eine luxuriöse Behausung, für deren Gestaltung sie sich Zeit lassen. Sie sammeln Sandkörnchen und Pflanzenteile, die sie kunstvoll miteinander verkleben. Der finale Clou: die Auskleidung der Wohnröhre mit gesponnener Seide. Dann kann die Larve die Ankerverbindung zum Basislager abbeißen und mit ihrem Luxus-Mobilheim losziehen. 

Mobilheim wächst mit: vorne Anbau hinten Abbiss
Als „Flexitarier“ ernährt sich die Krawattenfliegen-Larve vorwiegend von Pflanzenteilen, verschmäht aber auch kleinere Tiere oder Aas nicht. Während der drei bis vier Wachstumsstadien passt sie ihr Mobilheim kontinuierlich ihrer Größe an. Vorne baut sie an, hinten knabbert sie ab. Der ganze Aufwand hat einen Zweck: Der Köcher dient als Schutzraum und Tarnung gegenüber Fressfeinden, denn für Fische oder größere Insekten wäre die kleine Köcherfliege ein gefundenes Fressen.

Im Frühjahr baut die Larve einen ortsfesten Puppenköcher. Diese Röhre ist mit einer Membran verschlossen. So geschützt, entwickelt sich eine Puppe, die sich nach ungefähr einem Monat aus dem Köcher befreit und an die Wasseroberfläche schwimmt. Pflanzenteile und Steine, die aus dem Wasser ragen, sind dann geeignete Stellen für den weiteren Schlüpfvorgang. Durch kräftige Pumpbewegungen bringen sie eine Nahtstelle auf ihrem Rücken zum Platzen. In wenigen Minuten schlüpft das erwachsene Insekt. Die leeren Hüllen lassen sich noch lange Zeit in der Ufervegetation finden. 

Hintergrund
Fließgewässer sind die Lebensadern unserer Landschaft. Sie bieten Menschen nicht nur Erholung, sondern sind als Ökosysteme unverzichtbar und schützenswert. Ein Großteil der Wasserlebewesen sind wirbellose Tiere (Makrozoobenthos), die häufig am Boden oder Rand des Gewässers leben. Dazu gehören u.a. Wasserinsekten, Krebstiere, Schnecken und Muscheln. Sie sind ein wichtiger Indikator für die Wasserqualität. Denn nur ein natürliches Gewässer weist eine hohe Anzahl und Vielfalt wirbelloser Tiere auf. 
Text und Fotos: EGLV

 

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