Regina Porter: Die Reisenden
Die 60 Jahre umspannende Familiengeschichte, die einen schwarzen und einen weißen Familienzweig umfasst, ist ein großes Puzzle aus verschiedenen Episoden, in dem die amerikanische Autorin Regina Porter im Verlauf des Romans in Sprüngen durch Zeit und Ort voller Perspektivwechsel ein Panorama der amerikanischen Gesellschaft von der Mitte des 20. Jahrhunderts bis zum Jahr 2010 der Obama-Ära erstehen lässt.
Kernthemen sind Bürgerrechtsbewegung und Vietnamkrieg, organisiertes Verbrechen und Männergewalt gegen Frauen, vor allem aber ein in seinen Auswirkungen die Grundlagen amerikanischen Fühlens und Handelns bis heute bestimmender Rassismus, der nicht nur Politik und Topografie der Städte bestimmt, sondern auch den Alltag in elementarsten Beziehungen vergiftet.
Die komplexen Beziehungen der verschiedenen Familienzweige beschreibt Porter mit viel Wärme und sprachlicher Prägnanz. Gesellschaftliche und persönliche Traumata werden nicht vereinfachend strukturiert, sie treffen uns unvermutet. Die Leben und Erinnern entsprechende organisch wachsende Form berührt in den Einzelstellen zwar direkt, ermöglicht aber gerade in ihrer Fülle auch Distanz und damit eine eigene wertende, organisierende Sicht.