Auf dem Ruhrhöhenweg von Wetter nach Witten
Viel Wald und geschichtsträchtige Gebäude am Wege
Mit einer kleinen zeitlichen Verzögerung starteten wir gegen 11.15 Uhr am Bahnhof Wetter. Diesmal waren wir 16 Wanderer, und auch Begleithund Cooper war wieder dabei. Zunächst ging es im Stadtteil Alt-Wetter vorbei am Rathaus, das Gustav Vorsteher, ein lokaler Unternehmer, der Stadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts finanziert hatte. Es wurde 1909 eingeweiht, als Kaiser Wilhelm II dem Ort die Stadtrechte verlieh.
Auch der folgende Wegeabschnitt über die Freiheit Wetter zum Harkortturm war uns noch von der letzten Wanderung bekannt, nur empfanden wir ihn diesmal ganz anders. Während wir zum Schluss der letzten Etappe abwärts gingen und unsere „Bremsmuskeln“ betätigen mussten, ging es jetzt umgekehrt steil aufwärts, so dass wir trotz der niedrigen Temperaturen ins Schwitzen gerieten. Als wir den Harkortturm auf einer Höhe von 232 Metern erreicht hatten und erleichtert aufatmeten, wusste außer dem Wanderführer niemand von uns, dass noch vier weitere Täler mit teilweise knackigen Aufstiegen vor uns lagen.
Gut Schede und Haus Mallinckrodt
Wir folgten zunächst dem Volmehöhenweg X 20, um wieder auf den Ruhrhöhenweg zu kommen. Auf dem machten wir zunächst einer weiten Schlenker zurück nach links, immer am Schnadderbach entlang. Nach einem kurzen Anstieg aus dem Bachtal kamen wir zum Gut Schede. Die Wurzeln dieses Adelssitzes bei Herdecke lassen sich bis ins 9. Jahrhundert zurückverfolgen. Ab 1748 lebte die Familie Harkort auf Gut Schede. Friedrich Harkort, Eisenbahnpionier und Stahlunternehmer, ein Unternehmer, der sich als Reichstagsabgeordneter für die sozialen Belange der Arbeiterschaft einsetzte, wird oft auch als einer der Väter des Ruhrgebiets bezeichnet. Er wurde auf Gut Schede 1880 beerdigt. Leider fanden wir sein Grab nicht, wollten aber auch nicht in die privaten Bereiche des Gutes eindringen.
Mit dem früheren Rittergut Haus Mallinckrodt folgte schon bald ein weiteres historisches Schmuckstück. Das war uns einen Abstecher von gut 500 Metern wert, zumal wir uns kurz vorher beim „Waldpicknick“, auf Baumstämmen sitzend, mit der mitgebrachten Verpflegung aus dem Rucksack gestärkt hatten. Wir bewunderten das im Stile der flämischen Gotik gebaute Herrenhaus, das wegen seiner imposanten Bauweise auch als Schloss Mallinckrodt bezeichnet wird. Als kleine bauliche Details fielen uns die Zinnen auf dem Turm, der mächtige Adler über dem Eingang und der imposante Stierkopf am Vorgebäude auf. Auch hier drangen wir nicht weiter vor, denn das Anwesen befindet sich bereits in der fünften Generation im Privatbesitz der Familie Bernd und Erika Springorum und wird auch von mehreren Mietern bewohnt. Vor dem Anwesen begrüßten uns an einer geschützten Stelle Schneeglöckchen und Märzenbecher als erste Frühlingsboten.
Der Sportfaktor lag in den Höhenmetern
Kurz hinter dem Haus Mallinckrodt lag unterhalb des Ruhrhöhenwegs das Gut Obergedern, ein Bauernhof mit kleiner privater Parkanlage, dessen Pavillon uns an den „Tempel der Ruhe“ im Bodelschwingher Wald erinnerte. Der weitere Wegabschnitt war recht matschig, zusätzlich hatten sich durch Waldarbeiten tiefe Furchen gebildet. Die vom Wanderführer bestellte Planierraupe hatte leider gerade erst ihre Arbeit aufgenommen und so nur einen winzigen Teilbereich des Weges geglättet. Kurz darauf hatten wir den stärksten Anstieg zu bewältigen, der sich im Gegensatz zu denen am Morgen auch noch lang hinzog. Es war der vom Tal des Gederbaches zum Wartenberg. Trotz der Herausforderung schlugen sich die Wanderinnen und Wanderer brav, wenn auch bei den meisten immer wieder eine kurze Verschnaufpause zum Luftholen notwendig war. Nur der Wanderführer hatte sich abgesetzt und war unauffällig von der Spitze an den Schluss gerückt.
Erinnerungen an Louis Berger- Industriepionier und liberaler Politiker
Auf dem Wartenberg stießen wir auf landwirtschaftliche Idylle, es grüßten uns Rinder, Esel und auch exotische Alpakas. Gegen den Anstieg aus dem Gederbachtal war der vom Kohlensiepen zum Wartenberg schon fast ein Spaziergang. Der Ruhrhöhenweg führte durch den Hohenstein zum Berger-Denkmal an einer mehr als 100m hohen schroffen Felswand, die für die Namensgebung Hohenstein verantwortlich ist. Das Berger Denkmal trägt folgende Inschrift: „Louis Berger Witten, dem treuen Freund des Volkes und mutigen Verfechter seiner Rechte, dem Anwalt der Bedrängten und allezeit hülfsbereiten Mann.“ Nach den zurückliegenden Anstrengungen hatte niemand von uns mehr Lust, den 21 Meter hohen Aussichtsturm über die enge Wendeltreppe zu erklimmen, zumal man vom Sockel eine fast gleichwertige Aussicht ins Ruhrtal hatte.
Im Café del Sol, 10 Gehminuten vom Wittener Hauptbahnhof entfernt, ließen wir bei Kaffee, Cappuccino, Kaltgetränken, Kuchen, Schnitzel und Currywurst für die ganz Hungrigen den Wandertag ausklingen. Wir konnten auf eine landschaftlich schöne, vornehmlich durch Wald verlaufende Strecke zurückblicken und auf zurückgelegte 15 Kilometer und gut 400 Höhenmeter stolz sein. „Bei der nächsten Etappe von Witten nach Blankenstein sind die Anstiege nicht so steil“, verkündete der Wanderführer. Doch das hatte er beim letzten Mal auch gesagt.