Ab Zwei hat man die freie Wahl
Man kann die vertraute Zahl 2 auch als 10 schreiben. Die Ziffer stammt aus dem Dezimalsystem der indisch-arabischen Zahlenreihe, die mit zehn Ziffern beginnt und knapp vor Unendlich endet. Aber mein Urenkel ist schon im binären System gepolt worden, das sich mit den Werten 1 und 0 begnügt. Die Zwei schreibt sich dann “10”, die Drei heißt “100”.
Die Eins kam im Januar selbstherrlich daher. Die Zwei macht das Leben spannender: Der eine oder die andere. Ja oder Nein. Die Zwei öffnet uns Wahl und Wege, ermöglicht Entscheidung. Selbst wenn wir im Schuhgeschäft ratlos vor 23 Paar Wanderschuhen stehen. Beherrsch dich und teile: Passt oder nicht? Schnürband oder Klett? Leder oder Plastik? Jede Entscheidung sortiert “Klotzbrüder” aus, bis: “Bezahlbar oder nicht?”. Selbst jetzt sollen es noch zwei Schuhe sein, nicht ein paar, sondern ein Paar.
Ein Paar – das sind zwei, die eine Einheit bilden. Ein Ehepaar kann aus Mann und Frau bestehen, zwei Menschen gleicher Sorte reichen heute auch. Bis zur Unter-Scheidung. Beim Seitensprung stört fast immer, wenn die Einzeldisziplin zur Doppelbettgeschichte wird.
In der Politik verschwinden gerade die Parteivorsitzenden. Rettung naht vielleicht mit zweiköpfigen Spitzen. Zu den Relikten der Frauenquote gehört bei Grün und Rot, dass man sich auf Mann und Frau einigt, die steigende Geschlechter-Zahl bietet Abwechslung. Folgt bald der nächste Schritt im Kanzleramt: Nach Muttis Abschied – ein modernes Duo, Duett oder Duell? Anfang Februar suchte der Landtag von Thüringen nur einen Ministerpräsidenten. Dann gab es plötzlich drei Kandidaten. Der dritte war Bluff. Beim zweiten war der Rest der Republik baff.
Lukas Andel, 10.2.202
Ergänzung des vorstehenden Textes aus gegebenem Anlass: „Einmal ist keinmal“, so lautet der gängige Spruch der Orthopäden, wenn eine Hüftoperation von einer Luxation begleitet wird, „aber zweimal ist immer!“ – was gleich bedeutend ist: Der Patient muss noch mal unters Messer. (K.N.)
*Klaus Commer hat kath. Theologie studiert, danach aber lange Zeit als Pressesprecher der damaligen Pädagogischen Hochschule Ruhr gearbeitet, später nach der Fusion der PH Ruhr mit der Uni Dortmund in gleicher Funktion an der Universität Dortmund. Er hat sich damals als Sprachrohr aller Gruppen der Hochschule verstanden, sehr zum Ärger einiger konservativer Hochschullehrer. Denn er war politisch links orientiert und wäre gerne praktizierender Kommunist gewesen – nicht einer Marke Stalin oder Ulbricht, sondern eher der Marke Fidel Castro.
Trotz seiner 77 Jahre trägt er immer einen Sack voller Ideen mit sich herum und kann sie, wenn es gut läuft, in exzellente Texte und Taten umsetzen.
Den LeserInnen von MENGEDE:InTakt! ist der durch einen Beitrag vom 26.9.2017 bekannt. veröffentlicht unter dem Titel: „Freude schöne Mehrheit funkelt!“