Auch zu Corona-Zeiten läuft im Garten wenig nach Plan
Nach monatelanger Trockenheit haben April und Mai der Stadt endlich einige Regentage gebracht. Dabei zeigt sich das Frühjahr nicht gerade verschwenderisch; meist bleibt es bei „leichtem“, bestenfalls „mäßigen“ Niederschlag. Auch im Juni sollen Schauer sich rar machen, vom nötigen Landregen gar nicht zu sprechen. Wer einen Garten hat, kommt ums Gießen nicht herum.
Die Eisheiligen haben in diesem Jahr ihren Namen verdient. Hier gaben sie sich trocken, ziemlich kalt und windig. In den Bergen drohte Nachtfrost. Mancherorts regnete es, anderenorts fiel Schnee, alles wie immer ungerecht verteilt. Und in den nächsten Tagen soll es noch mal feuchter und kühler werden. Eine solche Periode ist Anfang Juni normal und heißt Schafskälte. Egal, ob es einem gefällt oder die Laune den Tiefpunkt erreicht: Das Wetter liefert auf jeden Fall zuverlässig ein Gesprächsthema, selbst dann, wenn man die Sache philosophisch wie die Briten sieht und sich einredet, es gebe kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung.
Regen beschleunigt Wachstum der Sträucher
Immerhin haben die Tiefausläufer der letzten Zeit das Pflanzenwachstum beschleunigt und erfordern nun den Einsatz der Heckenschere. Dabei hatte ich mir eigentlich vorgenommen, endlich mal bei der Vogelzählung einer großen Naturschutz-Vereinigung mitzumachen. Das geht so: man soll eine Stunde lang im Garten sitzen und die Vögel zählen, die sich blicken lassen. Dabei gibt es eine Schwierigkeit. Wenn ich auf einer Seite des Gartens sitze, lassen sich dort kaum Vögel blicken. Dann höre ich ihre Stimmen von der anderen Seite.
Kann es sein, dass man einen Balkon haben muss, um korrekt Vögel zählen zu können? Mit guter Übersicht von einem erhöhten Standort aus? Noch eins scheint wichtige Voraussetzung: Bäume und Gebüsch dürfen auf keinen Fall zu dicht sein, sonst sind die gefiederten Akteure kaum zu erkennen. Also her mit der Heckenschere und ran an Baum- und Strauchwerk! Aber kaum komme ich den kräftig wuchernden Berberitzen und Fliederbüschen näher, wird es hier lebendig und laut. Es sind Schwanzmeisen, die Warnrufe von sich geben. Fast hätte ich ihr Kugelnest im Gewirr der Zweige übersehen. Die Jungen haben es offenbar gerade verlassen, um ihre ersten Flugversuche zu starten.
Flügge werden – auch für Meisen aufregend
Ich beschließe, ein paar Tage zu warten, bis ich mich ans Hecke schneiden begebe. Die Schwanzmeisen sind nicht die einzigen, die wegen ihres flügge werdenden Nachwuchses aus dem Häuschen sind. Auch eine Blaumeisenfamilie und ein Rotkehlchenpaar sind mit Jungen unterwegs.
Das Ganze ist mit viel Lärm und Aufregung verbunden und extrem unübersichtlich. Daher ist der Plan Vogelzählung für dieses Jahr abgehakt. Selbst Nachbars Katze scheint der Krach auf die Nerven zu gehen, von meinen Versuchen, sie von der potentiellen Beute zu verscheuchen, gar nicht zu reden.
Bitte stillhalten für’s Erinnerungsfoto
Wenigstens ein paar Bilder zur Erinnerung wären nett. Aber die Modelle sind kamerascheu, wie es scheint. Vor dem weiteren Einsatz der Heckenschere bleibt das Unternehmen Erinnerungsfoto meist Glückssache, z.B. wenn Rotkehlchen oder Meise auf dem Drahtzaun oder der Straßenleuchte zwischengelandet sind. Und die Ergebnisse sind nicht gerade toll, weil wegen des Tempos der Akteure eher unscharf. (Siehe die beiden letzten Bilder links)