Am Gartenteich wird es trotz Coronakrise nicht langweilig
Dem Leben sind menschliche Sorgen egal. Es geht weiter, prinzipiell jedenfalls. Leider gehören Krankheiten dazu, nicht nur welche , die uns selbst bedrohen wie SARS-CoV-2. Tieren kann das auch passieren. Derzeit breitet sich in der Welt der Amphibien ein Pilz aus, dessen Name „Salamanderfresser“ nichts Gutes verheißt. Salamander gibt es in unserem Garten nicht, aber Molche. Die werden auch von dem Erreger befallen.
Hier ist der Killerpilz noch nicht angekommen, wohl aber bei unseren belgischen und niederländischen Nachbarn. Die Molch-Exemplare im eigenen Gartenteich sehen jedoch ganz fit aus und haben in diesem Jahr schon für jede Menge Nachwuchs gesorgt. Woher die Gartenbesitzerin das weiß? Weil mehrmals pro Woche Entengrütze von der Teichoberfläche abgefischt werden muss.
Entengrütze abfischen nicht ohne Beifang
So nennt man die schnell wachsenden hellgrünen Wasserlinsen, die sonst die klare Wasseroberfläche mit einem dichten Teppich überziehen und den Sauerstoff produzierenden Schwimmpflanzen im Untergrund kein Licht übrig lassen. Außerdem fallen viele Blätter von den benachbarten Bäumen ins Wasser, die ebenfalls besser entfernt werden. Bei den Aktionen fangen sich nicht nur Wasserlinsen und Blattwerk, sondern auch Baby-Lurche im Kescher.
Sie teilen sich den Wassergarten, der aus einem Teich und ein paar kleinen Wasserbecken besteht, zumindest in der Laichzeit im Frühjahr mit Erdkröten und Grasfröschen. Allerdings sollen die Molche ziemlich viel von deren Laich vertilgen. Trotzdem scheinen noch kleine Amphibien übrig zu bleiben, die von den hungrigen Mitbewohnern übersehen wurden. Jedenfalls gehen alljährlich neben den Molchkindern auch zahlreiche Frosch- und Krötenjungtiere aus dem Garten auf die große Wanderschaft Richtung Westen. Dort liegt eine grüne Welt vor ihnen, zuerst der Schlosspark mit viel Lebensraum für ihresgleichen, aber auch tödlich gefährliche Passagen wie stark befahrene Straßen und die Autobahn.
Es gibt immer wieder besonders abenteuerlustige Exemplare, die schon zu Beginn der Reise Kopf und Kragen riskieren. Unerschrocken kriechen und hüpfen sie unter dem Blätter- und Blütendach der Polsterglockenblumen am Wegrand Richtung Gehweg und Fahrbahn. Ein übergestülptes Einmachglas hilft, das Unternehmen zu unterbrechen und in eine andere Richtung zu lenken: vom Garten in den Park, wo zumindest keine Gefahr durch Autoreifen besteht.
Gefährliche Wanderschaft nach Westen
Ein vorzeitiges Ende droht den jungen Lurchen in unmittelbarer Nähe des Gartenteichs, und zwar durch die beiden Kellerfenster. Sie scheinen eine magische Anziehungskraft auf den Amphibiennachwuchs auszuüben. Es sind die im Untergeschoss üblichen Stahl-Gitterfenster, deren Glasflügel sich separat öffnen lassen. Da sich dahinter auch ein Hauswirtschaftsraum mit Waschmaschine und Trockner befindet, muss gelegentlich gelüftet werden. Dann haben die offensichtlich sehr neugierigen und gelenkigen Jungtiere nichts Besseres zu tun, als sich durch die Löcher in den Gittern zu schieben und sich in den Kellerräumen umzusehen.
Weil die Jagd auf die herumirrenden Frosch-, Molch- und Kröten-Winzlinge früher für allzu viel Beschäftigung sorgte, sollen seit einigen Jahren davorgestellte Plexiglasscheiben den Zugang zu den Schächten blockieren. In der Tat ist die Zahl der Suchaktionen dadurch deutlich geringer geworden, aber ab und zu schafft es der eine oder andere kleine Froschkönig doch, sich kopfüber ins Abenteuer zu stürzen. Da sie sich nicht freiwillig mit der Hand greifen lassen, kommt auch hier eins von Großmutters alten Einmachgläsern als Fanggerät zum Einsatz. Wenn die Omi das wüsste …
Fotos: Zybon-Biermann