„Biblio Berry“ von Valentia Wunderlich

Interview mit der Autorin von „Biblio Berry“ zur Neuauflage ihres Erstlingswerks

Vorbemerkungen
Bereits im Dezember des letzten Jahres ist „Biblio Berry“im Selfpublishing-Verlag Twentysix erschienen. Bei „Biblio Berry“ handelt es sich um eine Dystopie, d.h. um eine fiktionale, in der Zukunft spielende Erzählung mit negativem Ausgang.
Nun gibt es seit dieser Woche eine Neuauflage des Buches. Als Gründe für die 2. Auflage gibt die Autorin Valentina Wunderlich sowohl die Korrektur von Flüchtigkeitsfehlern als auch eine Preisanpassung (zugunsten der Leser) an.
Die Autorin des Buches – Valentina Wunderlich – ist in Mengede bestens bekannt. In der „Buchhandlung am Amtshaus“ hat sie eine Lehre zur Buchhändlerin absolviert, nachdem sie vorher an der Uni Bochum den Master of Art in Germanistik und Geschichte erlangt hatte. Für MENGEDE:InTakt! hat sie wiederholt Gedichte geschrieben und Buchbesprechungen veröffentlicht – allerdings unter ihrem richtigen Namen: Gabriele Goßmann.

Für das vorliegende Buch hat sie das Pseudonym gewählt, weil sie  „einen ‚sprechenden‘ Namen für das Buch verwenden wollte, ein Name, der inhaltlich zum Buch passt, ohne ihn jedoch mit meinem echten Namen unmittelbar in Verbindung zu setzen, zumal die Autorin im Verlauf der Handlung selbst eine Rolle in der Geschichte einnimmt. Diese Person bin nicht ich, sondern eine weitere Figur, die ich erfunden habe, um meine Intention auszudrücken.“
MIT hat zum Jahreswechsel 2019/20 ausführlich über die Autorin und deren Erstlingswerk berichtet und  hat nun die Neuauflage zum Anlass genommen, sie zu ihren Erfahrungen als Buchautorin zu befragen.

Valentina Wunderlich

Wie fühlen Sie sich als Buchautorin?

Nicht so, wie man sich das vielleicht vorstellt. Zunächst fühlte ich mich erleichtert, dass ich das Buch doch nun zum Abschluss gebracht hatte.  Dann aber, das will ich nicht verschweigen, kam eine Portion Unsicherheit hinzu. Das mag mit der Thematik des Buches zusammenhängen. In meinem Roman kommt am Ende ein Virus vor, der die Menschheit ausrottet. Aufgrund der momentanen Corona-Krise wurde ich schon öfters darauf angesprochen. Obwohl ich das Buch schon vor Corona veröffentlicht hatte, wird es zwangsweise damit in Verbindung gebracht.
Das hat mich eher verunsichert, jedoch habe ich gelernt, mit diesen negativen Emotionen umzugehen.

Das Buch ist Ihr Erstling: Welche Erfahrungen haben Sie gemacht, vor allem mit der besonderen Situation des Selfpublishing?

Im Zusammenhang mit der ersten Buchveröffentlichung konnte ich viele wertvolle Erfahrungen sammeln. Diese habe ich festgehalten, damit ich sie bei der nächsten Veröffentlichung beherzigen kann.

Mögen Sie etwas über Ihre Erfahrungen berichten?

Gerne. Es sind im Grunde genommen fünf Lektionen:

  • Nimm dir mehr Zeit für die Korrektur deines Manuskripts!
  • Nimm Ignoranz nicht persönlich!
  • Finde spezielle Anlaufstellen für Selfpublisher!
  • Finde jemanden, der für dich Suchmaschinenoptimierung betreibt!
  • Werde dir über deine Rechte als Autor bewusst!

Gibt es eine Zielgruppe, die Sie im Blick hatten? Ich frage, weil mich die Themen des Buches angesprochen haben, ich mir aber nicht vorstellen kann, zur Zielgruppe zu zählen.

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass Autoren nicht das schreiben sollen, was sie selbst gerne lesen würden, sondern das, was die Leser am meisten anspricht. Mein Anspruch war es hingegen, etwas zu schreiben, das meine eigenen Werte und Ideale vermittelt. Das hat zwangsläufig die Konsequenz, dass der doch sehr gesellschaftskritische Inhalt von vielen abgelehnt wird oder als zu sperrig empfunden wird und in weiterer Konsequenz natürlich auch geringe Verkaufszahlen zur Folge hat. Meine Freundin hat zu mir gesagt: „Wenn du damit auf die Bestsellerliste kommst, hast du was falsch gemacht.“ Da kann ich ihr nur zustimmen, denn ich zähle meinen Roman nicht zum Mainstream. 
Mit meinem Buch möchte ich vor allem Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaftler und Personen aus der Buchbranche ansprechen – konkret: Germanisten, Historiker, Bibliothekare, Archivare, Buchhändler, Deutsch- und Geschichtslehrer … Zugleich aber auch Personen, die sich gerne mit gesellschaftskritischen Themen auseinandersetzen.

Gibt es bereits ein oder mehrere neue Projekte, an denen Sie derzeit arbeiten?

Ja, gerade in der jetzigen Zeit, in der man viel zuhause ist, sind mir so einige neue Ideen gekommen. An einer Idee arbeite ich inzwischen konkret, und zwar an einem Lesetagebuch. Ich selbst besitze eines, das allerdings noch nicht die Kriterien erfüllt, die ich gerne hätte. Und so dachte ich, ich gestalte einfach ein eigenes. Es soll so aufgebaut sein wie die Rezensionen auf meiner Webseite und soll Ratgeberseiten zum Thema Lesen enthalten.

Auf lange Sicht gesehen ist es ein weiteres Ziel, eine regionale Plattform zu schaffen, die es einem als Autor ermöglicht, in der Buchbranche Fuß zu fassen. Dies könnte in der Form eines Vereins realisiert werden. Es gibt zwar schon die Literaturbüros; diese haben jedoch leider beschlossen, keine Selfpublisher mehr zu unterstützen. Ich als Selfpublisher hätte mir nämlich eine Institution gewünscht, an die ich mich bei allen Schritten vor, während und nach der Veröffentlichung hätte wenden können.

Womit haben Sie sich ansonsten beschäftigt?

Ich habe an zwei Schreibwettbewerben teilgenommen, denn diese bieten einem die Möglichkeit, sich als Autor/in zu entfalten und weiterzuentwickeln. Der erste wurde vom Kirschbuch-Verlag zum Thema „Künstliche Intelligenz“ organisiert. Im Zuge dessen wurde mein Buch mit einer neuartigen KI-Software ausgelesen und auf seine Struktur hin überprüft. Auch wenn „Biblio Berry“ nicht für eine Publikation ausgewählt wurde, konnte ich viele neue Kenntnisse aus dieser Werkanalyse ziehen. 

Darüber hinaus sollte mein Roman eigentlich am Twentysix-Messestand auf der Leipziger Buchmesse ausgestellt werden. Durch Corona kam es leider nicht dazu. Dafür habe ich letztens bei der Holzwickeder Gemeindebibliothek an einem Kurzgeschichtenwettbewerb zum Thema Corona teilgenommen und es unter die drei Gewinner geschafft. Das hat mir auch wieder etwas gezeigt: Sich von Rückschlägen nicht einschüchtern zu lassen und immer weiterzumachen, das ist der richtige Weg in die Literaturwelt.

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