Gedanken über Kunst im öffentlichen Raum
Vorbemerkungen
Die in diesem Beitrag vorgestellten Kunstwerke sind Werke und Gegenstände der Baukunst, die unabhängig von Wertmaßstäben, hauptsächlich sinnlich über das Auge und über den Intellekt erfahren und wie Kunstwerke aufgenommen werden.
Die Werke erfahren durch das Gesetz über Urheberrecht und verwandte Regelungen einen besonderen Schutz. Das Urheberrecht steht für seine Lebenszeit allein dem Urheber zu. Der Urheber kann Dritten lediglich Nutzungsrechte einräumen. Mit dem Tod des Urhebers endet der Schutz nicht. Die Erben des Urhebers können noch bis zu 70 Jahren später eine Anspruch aus dem Urheberrecht geltend machen. Unser Leser Gerd Latterner hat sich im Stadtbezirk Mengede eine Reihe von Kunstwerken angesehen und sich dabei gefragt: Warum ist das so, wie es ist? ( K.N. )
Warum ist das so, wie es ist?
Die Denkmäler/ Mahnmäler und deren Aussagekraft wurden mir schon in früher Kindheit von meinem schwer kriegsversehrten, demokratisch und antirassistisch gesinnten Großvater mütterlicherseits nahegebracht.
Bei den Kunstwerken im öffentlichen Raum war das etwas anders. Mit denen beschäftigte ich mich eigentlich erst seit 1987 mit Unterstützung des Buches “Öffentliche Denkmäler und Kunstobjekte in Dortmund“, von Jürgen Zänker u.a. ( ÖDuKiD )
In den augenblicklichen Corona- Zeiten nimmt man sein engeres Umfeld noch intensiver wahr als bisher und daraus ergeben sich wie selbstverständlich auch hinsichtlich der Kunstwerke im öffentlichen Raum viele Fragen. Meine Überlegungen beschränken sich aus naheliegenden Gründen auf den Stadtbezirk Mengede.
Meine Beschäftigung mit dem Thema “Kunst im öffentlichen Raum“ begann mit der Frage: Wo ist der „Frühling“? Dazu später mehr, denn zunächst musste ich – warum auch immer – an das ehemalige Straßengewirr “Die Spinne“ denken, das mittels zweier Kreisverkehre entzerrt wurde.
Auf einem der Kreisverkehre hat der Mengeder Künstler Dirk Linneweber wohl im Gedenken an die ehemalige Straßensituation eine Spinne aus Metall und Natur geformt.
Der öffentlichen Aufmerksamkeit ist vermutlich entgangen, dass sein langjähriger Weggefährte Thorsten Herter auf dem zweiten Kreisverkehr aus Stahl und Ligusterhecken das genauso bedeutsame “Spinnennetz“ schuf.
Es sollte an dieser Stelle gesagt werden: Das Gesamterscheinungsbild der beiden Kreisverkehre ist aus meiner Sicht zu loben. Es sollte auch erwähnt werden, dass die Pflege und Unterhaltung vom ortsansässigen Unternehmen Linneweber auf eigene Rechnung erfolgt.
Zurück zum “Frühling“. Im Zusammenhang mit meiner Betrachtung über Kunst im öffentlichen Raum komme ich zu dem von der Bildhauerin Liesel Bellmann ( 1920- 2000 ) geschaffenen Brunnen mit eben diesem Namen. Der Brunnen stand lange Zeit im Eingangsbereich des Städtischen Seniorenheimes am Burgring. Liesel Bellmann hat den Brunnen als organisch abstraktes Werk geschaffen, der den Frühling durch Wolke, Wasser und Wachsen symbolisiert.
Liesel Bellmann muss eine sehr interessante Frau gewesen sein. Sie studierte in München an der Kunstakademie und der Technischen Hochschule sowie an der Amsterdamer Ryksakademie.
Neben organisch-abstrakten Werken schuf sie im Gegensatz dazu auch zahlreiche Altarkreuze, Leuchter und andere Gegenstände im kirchlichen Kontext, z. B. das Altarkreuz in der St. Clemens- Kirche in Brackel.
Vermutlich wurde der Brunnen bei den Erweiterungs- und Umbaumaßnahmen in den vergangenen Jahren, u.a. vom Wassernetz genommen und im Bereich einer Strauchpflanzung abgelegt. Dort liegt er auch heute noch und es ist, wie zu erfahren war, zur Zeit wegen der veränderten Platzverhältnisse und der hohen Wasser- und Energiekosten nicht beabsichtigt den Brunnen wieder aufzustellen und in Betrieb zu nehmen.
Ein Fachmann für Restaurierungen, der sich den Brunnen ansah, schrieb dazu Folgendes: „Des Weiteren führte mich Herr ……. an einen wunderschönen Muschelkalkbrunnen, der ein klägliches Dasein hinter einer Hecke führt. Der Brunnen ist ein wunderbares Beispiel für den Aufbruch der Kunst nach dem 2. Weltkrieg im Ruhrgebiet. Die Künstlerin oder der Künstler hat im damaligen ( Dortmunder ) Stil ein eindrucksvolles monolithisches Werk aus Muschelkalk geschaffen. Vielleicht ist es möglich, diese Arbeit wieder würdig zu exponieren“.
Es ist erstaunlich, dass Politik und Fachkreise in Mengede diesen skandalösen Zustand widerspruchslos hinnehmen.
Zwischen dem Mengeder Marktplatz und dem Amtshauspark stehen zwei Kunstwerke die ebenfalls thematisch dem Thema “Brunnen/ Wasser“ gewidmet sind.
Es handelt sich um einen der vielen Trinkwasserbrunnen ( alle gleich aussehend ) im Dortmunder Stadtgebiet von Eberhard Linke, der auch den Gauklerbrunnen realisierte. Ein weiterer “Linke-Trinkwasserbrunnen“ befindet sich auf dem Marktplatz von Westerfilde. Das Motiv ist ein stilisierter Stängel mit Rosenblüte.
Das zweite Kunstwerk ist ein Werk von Nikolaus Knufer mit dem Titel Gespräch am Brunnen und nimmt Bezug auf den Brunnen. Bedingt durch “Corona“ fehlt leider ein wesentlicher Bestandteil des Themas: Das Wasser.
Skulptur aus Edelstahl mit dem Titel „Völkerverbindende Skulptur“ von Manfred Jockheck .
Einst mittig im Schulhof platziert, fristet die Skulptur nun ihr Dasein in einer Schulhofecke. Die Skulptur macht einen trostlosen Eindruck und die Inschrift ist nicht zu lesen. 1)
Auf Grund des Titels und im Gedenken an den Mengeder Künstler Manfred Jockheck sollte die Skulptur restauriert werden und einen exponierteren Standort erhalten.
Bei den „Plastiken aus Kesselböden“ von Waldemar Wien handelt sich um drei Gruppen plastischer Arrangements aus insgesamt dreizehn Kesselböden ( Farbe: Blau, Rot und Grün ) die ein großräumiges Dreieck bilden. Durch drei verschiedene Aneinanderreihungen “Hintereinander, Übereinander, Nebeneinander“ in Verbindung mit abnehmenden Durchmessern veranschaulichen sie eine Art “Perspektive“.
Dem Künstler Rechnung tragend sollten die Kesselböden in den Originalfarben nach- bzw. neugestrichen werden.
„Die ‚Basaltmauer‘ von Eva Niestrath-Berger steht in ihrem Schaffen zwischen den abstrakten und den konkreten Arbeiten.“
Das Werk besteht aus sechs nebeneinander angeordneten, senkrechten Formelementen, die durch Zwischenglieder miteinander verbunden sind.
Die Skulptur stand ursprünglich im Eingangsbereich der Schule. Versetzt wurde sie dann auf einen gewölbten, verklinkerten Sockel im Bereich des Schulhofs.
“In dem weitläufigen Schulzentrum wirkt sie nun ein wenig verloren und unmaßstäblich.“( ÖDuKiD )
Die Verklinkerung des Sockels weist Schäden auf.
Durch die zwischenzeitlich im Schulzentrum vorgenommenen Einzäunungen verlor die Platzfläche insgesamt ihre Funktionen. Auch die hier erfolgte Einrichtung einer Station des sogenannten Boulevards der Kinderrechte ist nur als hilfloser Versuch einer Aufwertung zu sehen. Die Fläche bedarf unter Einbeziehung der Umgebung einer Neuplanung.
Der Kultur- und Bildungspark hebt sich insgesamt durch seine vielen Einzäunungen hervor, die zur Funktionslosigkeit von Flächen führten und Angsträume schufen. Zäune wirken sich immer trennend aus, konterkarieren das Miteinander und stehen im Widerspruch zu der Völker verbindenden Skulptur von Manfred Jockheck.
Als letztes Kunstwerk im sogenannten KuBi-Park sei ein Werk genannt, das nicht in der Literatur zu finden ist, aber – soweit ich in Erfahrung bringen konnte – inzwischen zumindest in verschiedensten Kreisen als Kunstwerk angesehen wird und den Titel “Spiel der Verwaltung gegen die Politik“ erhielt.