Jana Revedin: Margherita
Eine Geschichte wie im Märchen: Kluges und schönes, aber armes Aschenputtel trifft reichen, sensiblen Märchenprinzen, die beiden heiraten und ziehen in einen Palazzo nach Venedig. Wahrhaftig passiert ist das Margherita Revedin. Anfang des letzten Jahrhunderts in der kleinen Stadt Treviso nahe Venedig trifft die junge Zeitungsausträgerin regelmäßig auf den elf Jahre älteren Conte Antonio Revedin, der von ihrem Äußeren, ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Bildung zunehmend fasziniert ist. Als sie Mitte 20 ist, hält er, ermuntert von seiner Tante, um ihre Hand an.
Eine intelligente und ihm Rückhalt gebende Frau erscheint der für das Wohlergehen der Familie sinnvoller als eine egozentrische aus einer alteingesessenen venezianischen Familie stammende Dogen-Adelige. Doch dieses Manko, nicht dazu zu gehören, wird Margherita ihr Leben lang nicht los. Den für das geplante Leben nötige „Feinschliff“ erhält sie im künstlerischen Paris der 20er Jahre. Die Clique um die fantastisch reiche Salondame Eugenia Errázuriz umfasste Namen wie Picasso, Chaplin, Coco Chanel, Peggy Guggenheim und Greta Garbo. Der Aufstieg Venedigs zum europäischen Top-Spot zog diese illustre Gesellschaft auch in Margheritas Salon an den Canal Grande und auf den auch durch das Ehepaar Revedin bekannt gewordenen Lido zum Filmfestival von Venedig. Antonio verwickelt sich jedoch zunehmend in die Umtriebe des aufkommenden Faschismus, verliert mit seinem manischen Geschäftsgebaren das Familienvermögen und präsentiert seiner Frau außerdem eine Zweitfamilie in Mailand, die er nach Venedig holen will. Durch seinen Tod 1936 kommt es jedoch nicht dazu.
Das Ende des Buches ist sehr persönlich, denn Jana Revedin erzählt die Geschichte der Familie ihres Mannes, dessen Großmutter Margherita war.
Hella Koch – Buchhandlung am Amtshaus