Heute mit:
Anne Giese und Antje Winter
Zu diesem Bericht in der Serie „Auf eine Tasse Kaffee“ sind einige Vorbemerkungen erforderlich. Als Erstes: Es wird heute nicht wie sonst üblich nur eine Person vorgestellt, sondern derer gleich zwei. Neu ist zweitens auch, dass wir räumlich gesehen bis an die Grenze des Stadtbezirks Mengede gehen – genau genommen sogar etwas darüber hinaus. Das ist bestimmt verzeihlich, denn Dingen – wo die Akteurinnen dieser Geschichte im wesentlichen ihr Zuhause haben – zählt bei großzügiger Sichtweise eigentlich ja auch noch zu Mengede. Und als Drittes: Auch wenn wir zwei Frauen vorstellen, erstmals in unserer Serie werden sie nicht unangefochten die Hauptrolle spielen. Die müssen sie sich mit den Tieren teilen, die sich in der Dorlohstraße in Dingen unter dem Logo „Vivamos Alpaka“ tummeln.
Präziser formuliert sind das die Esel Hugo und Friedolin, die Ziegen Günter und Janosch, die Schafe Socke und Flocke. die vier Schweine Else, Rosa, Schröder und Schmiddi und die elf Alpakas: Tabea, Quäntchen Glück, Mozart, Vivaldi, Rafta. Wesley, Heinrich, Alonso, Fred, Alf und Simba.
Die ersten beiden sind die Muttertiere der Alpaka-Familie, die restlichen neun sind männlichen Geschlechts – allerdings sind vier von ihnen Wallache.
Doch zurück zu den beiden Frauen, um die es in dieser Geschichte ja in erster Linie gehen soll. Das sind Anne Giese und Antje Winter. Anne Giese ist die Chefin des Tiergartens und Antje Winter ist die Freundin, die ehrenamtlich mitarbeitet.
Anne Giese dürfte vielen Kunden der Volksbank Dortmund Nordwest gut bekannt sein. Die gelernte Bankkauffrau hat an verschiedenen Stellen der VOBA gearbeitet, viele Jahre in der Zweigstelle Bodelschwingh, zuletzt als Privatkundenberaterin in der Hauptstelle in Mengede. 2018 ging die heute 60-Jährige in den vorzeitigen Ruhestand und konnte überlegen, was sie Interessantes im vor ihr liegenden Lebensabschnitt tun könnte. Das Ergebnis war relativ schnell gefunden und der Gedanke, der früher immer schon mal im Gespräch war, wurde in die Tat umgesetzt. Auf dem elterlichen Hofgelände, auf dem ihr Sohn Enno eine Metallbauwerkstatt betreibt, war genügend Platz vorhanden, um eine illustre Schar von heimischen, aber auch fremden Tieren – im übrigen ausnahmslos Paarhufer – aufzuziehen.
Auch wenn die Anzahl der Tiere auf den ersten Blick, und vor allem verglichen mit der üblichen Tierhaltung auf Bauernhöfen als überschaubar bezeichnet werden kann, es war klar, das Anne Giese ihre Pläne nicht alleine würde umsetzen können. Und an dieser Stelle kommt jetzt auch die Freundin Antje Winter ins Spiel. Die 53-Jährige ist vielfältig für die neue Aufgabe prädestiniert. Ursprünglich war sie mal als Floristin mit entsprechender Ausbildung tätig, danach als Familienpflegerin; derzeit hat sie sich als Kunsthandwerkerin selbständig gemacht. Im Zusammenhang mit den Alpakas kommt ihr diese Tätigkeit insoweit zugute, als sie in der Lage ist, die von den Alpakas geschorene Wolle zu nützlichen Dingen zu verarbeiten.
Gefragt, warum die beiden sich entschieden haben, in der Hauptsache mit Alpakas zu arbeiten, antwortet Anne Giese: „Das ruhige, entspannte und entspannende Verhalten der Alpakas fasziniert mich“. Bei Antje Winter sind es mehrere Gründe gewesen, ihrer Freundin Anne Giese auf dem Hof behilflich zu sein: „Es war einfach die Liebe zu Tieren und die Möglichkeit, auf einem Bauernhof zu arbeiten und dabei dann immer wieder neue Menschen kennenzulernen“.
Was wissen wir über die Alpakas?
Die Alpakas zählen zu den ältesten bekannten Haustieren. Vor allem in Südamerika – und da wiederum in den Anden – halten die Menschen Alpakas, die Lasten auf engen Pfaden durch das Hochland schleppen und wertvolle Wolle für die Kleidung liefern.
Alpakas gehören zur Gruppe der Kamele, sind soziale Tiere und fühlen sich in Gruppen am wohlsten. Sie sind Pflanzenfresser und ernähren sich fast ausschließlich von Gräsern. Sie haben einen dreiteiligen Magen, der das Verdauen der Pflanzennahrung erleichtert.
Sie verfügen nicht über obere Schneidezähne, sondern über eine Kauplatte – Sorgen, von ihnen gebissen zu werden, sind daher unbegründet.
Die Tiere werden in der Regel einmal im Jahr geschoren. Die Rohwolle wird meist zu hochwertigem Garn verarbeitet.
In Dingen gibt es zwei Möglichkeiten die Tiere kennenzulernen. Einmal können sie im Rahmen eines Abstechers bei einem Spaziergang oder einer Wanderung kostenfrei vom Rand des Geheges beobachtet werden. Zum anderen besteht die Möglichkeit einer Wanderung mit den neun Alpaka – Männern. Diese dauert in der Regel zwischen 90 Minuten bis zwei Stunden. Mal sind die Tiere gut drauf und haben große Lust zum Laufen, mal weniger . Dann bleiben sie einfach stehen oder legen sich hin – vergessen dabei aber nicht zu fressen. Hier ist Geduld und Entspannung angesagt, denn Hektik oder lautes Gehabe mögen die empfindsamen Tiere überhaupt nicht. Eine entscheidende Rolle kommt dabei auch dem „Chef im Ring“ zu. Das ist Mozart, die unbestrittene „Leitfigur“. Wenn er Geräusche im Hintergrund wahrnimmt, die da nicht hingehören wie z. B. Hundegebell, Motorengeräusche o.ä., dann bleibt er erst einmal stehen um sich zu vergewissern, ob Gefahr droht und kein gutes Zureden kann ihn veranlassen, sich zu bewegen. Erst wenn ihm die Luft rein zu sein scheint, setzt er sich in Bewegung und die übrigen folgen – allerdings im gehörigen Abstand. Zur Hälfte der Strecke, wenn die Tiere Vertrauen gewonnen haben – auch weil die Menschen um sie herum ihre Hektik abgelegt und ebenfalls Vertrauen in die Tiere gewonnen haben, geht es zügig voran. Es hört sich übertrieben an, aber Mensch und Tier müssen erst einmal spüren, dass sie einander freundlich gesonnen und bereit sind, miteinander ruhig und gelassen umzugehen.
Nach der Tour gibts für die Alpakas noch ein Leckerli, und natürlich auch für für die anderen Tiere des Geheges. Und für die Zweibeiner ebenfalls eine kleine Erfrischung.
Seit gut einem Jahr können somit unterschiedliche Treffen mit den Tieren auf dem Hof in Dingen verabredet werden. Das ist aber erst der Anfang, denn beide Frauen sind voller Ideen. Relativ weit gediehen ist der Plan, auf dem Hof einen ständigen Hofladen einzurichten, auf dem die Erzeugnisse aus der Tierhaltung, z. B. Wolle oder Seife angeboten werden.
In diese Richtung gehen auch Überlegungen in der kalten Jahreszeit einen Wintermarkt zu veranstalten. Ein erster Versuch wurde im letzten Jahr bereits mit gutem Erfolg durchgeführt, in diesem Jahr kann dieser Markt coronabedingt nicht stattfinden, was von zahlreichen AusstellerInnen und BesucherInnen des letzten Jahres bedauert wird.
Eine weitere reizvolle Idee nimmt inzwischen Gestalt an – benötigt aber noch etwas Bedenkzeit. Die Alpakas gelten als bestens geeignet für eine tiergestützte Therapie bei Kindern und Jugendlichen. Sie sind hochsensibel, aber wenn sie Vertrauen gewonnen haben, ausgesprochen gutmütig, geduldig und pflegeleicht.
Die teilweise anrührenden Geschichten, die beide Frauen auf den Rundgängen mit ihren Alpakas erleben, lassen durchaus die Vermutung zu, dass auch die Tiere vom Dingener Hof für ein solches Projekt geeignet wären.
Im Augenblick zwar noch Zukunftsmusik – aber manche Dinge kommen schneller, als man denkt.
„Vivamos Alpakas!“
MENGEDE:InTakt! hat Anne Giese und Antje Winter gebeten, den (aktualisierten) Fragebogen von Marcel Proust* auszufüllen.
Hier sind die Antworten von
Anne Giese:
Ihr Motto/Leitspruch?
—
Ihr Hauptcharakterzug?
Es jedem recht machen zu wollen.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
—
Was verabscheuen Sie am meisten?
Bigotterie.
Ihr Interesse an Politik?
Interessiert ja, aber keinem Flügel zugetan.
Glauben Sie Gott sei eine Erfindung des Menschen?
Auf gar keinen Fall.
Welche Reform/Erfindung bewundern Sie am meisten?
Keine im Besonderen; alles, was insbesondere das gute Miteinander und die Menschlichkeit vorwärts gebracht hat.
Mit wem möchten Sie an einer Hotelbar ein Glas Wein trinken und dabei worüber reden?
Mit Hannes Jänicke über Tierschutz und artgerechte Haltung sprechen.
3 Dinge, die Sie mit auf eine einsame Insel nehmen würden?
Bücher, Bücher und meinen Hund.
Sommer oder Winter?
Jede Jahreszeit ist wunderschön.
Ihre Hobbies?
Lesen, Skifahren.
Film oder Buch?
Je nach Stimmungslage.
Welchen Film haben Sie zuletzt gesehen?
Keine Ahnung.
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Zeitenwende.
Ihre Lieblingsmusik?
Da bin ich sehr flexibel. Von Klassik bis Ramstein ist alles dabei.
Ihre Lieblingsblume?
Alles, was blüht.
Ihr Lieblingstier?
Alle Tiere sind für mich faszinierend.
Essen & Trinken hält Leib und Seele zusammen – auch bei Ihnen? Wenn ja, was ist es?
Gutes Essen im Kreis der Familie und der Freunde; (Salat und sämtliche Kohlsorten)
Und hier sind die Antworten von
Antje Winter
Ihr Motto/Leitspruch?
Wenn Du Märchenaugen hast, ist die Welt voller Wunder.
Ihr Hauptcharakterzug?
Offen und emphatisch; ich trage mein Herz auf der Zunge.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Ich würde gerne die Gabe des Heilens besitzen.
Was verabscheuen Sie am meisten?
Menschen, die ihre Fahne mit dem Wind drehen
Ihr Interesse an Politik?
Christdemokratin, aber nicht aktiv.
Glauben Sie Gott sei eine Erfindung des Menschen?
Ich glaube, dass Gott die Schöpfung ist und sie uns tagtäglich im Wirken der Natur vor Augen geführt wird.
Welche Reform/Erfindung bewundern Sie am meisten?
Reform: Reformation der Kirche durch Martin Luther; Abschaffung der §§ 175 und 218; Einführung des Frauenwahlrechts;
Erfindung: Elektrizität
Mit wem möchten Sie an einer Hotelbar ein Glas Wein trinken und dabei worüber reden?
Angela Merkel über ihre Rolle als Frau und ob sie ihren Weg noch einmal so gehen würde;
Michele Barack Obama über die aktuelle Politik der USA;
Queen Elisabeth II über ihr Leben außerhalb der Öffentlichkeit.
3 Dinge, die Sie mit auf eine einsame Insel nehmen würden?
Foto meiner Familie, mein Lieblingskissen, Bücher.
Sommer oder Winter?
Jede Jahreszeit ist schön und birgt eine eigene Vollkommenheit in sich.
Ihre Hobbies?
Mit der Natur leben, Tiere um mich herum haben; meine Familie; lesen, stricken.
Film oder Buch?
Je nach Lust und Laune.
Welchen Film haben Sie zuletzt gesehen?
Maria Stuart, Königin von Schottland.
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Die ganze Scheiße mit der Zeit“, von Hubertus Meyer-Burckhardt.
Ihre Lieblingsmusik?
Ganz unterschiedlich.
Ihre Lieblingsblume?
Jede auf ihre Art.
Ihr Lieblingstier?
Alle, außer Spinnen.
Essen & Trinken hält Leib und Seele zusammen – auch bei Ihnen? Wenn ja, was ist es?
Jegliches Gemüse und Obst, sowie alles aus dem Meer.
* Der Fragebogen von Marcel Proust
Was denken und fühlen bekannte Zeitgenossen? Diese Fragen faszinierten die Menschen schon immer. Vorbild für diese Fragen ist der wohl bekannteste Fragebogen, der den Namen des französischen Schriftstellers Marcel Proust (1871-1922) trägt. Dieser hat ihn aber nicht entworfen, sondern nur ausgefüllt, das heisst, genau genommen sogar zweimal: Einmal als 13-jähriger auf einer Geburtstagsparty. Dann im Alter von etwa 20 Jahren einen ähnlichen Fragebogen, dem er selber den Titel «Marcel Proust par lui-même» («Marcel Proust über sich selbst») gab. Berühmt wurden die Fragen durch Publikationen z. B. in der FAZ.
MENGEDE:InTakt! hat den Fragebogen etwas aktualisiert.
Fotos: Silvia Rzadkowski
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