Kaputtgart – Eine Kolumne von Peter Grohmann

Kaputtgart

 Von Peter Grohmann

In Deutschlands Autostadt Nr. 1 lässt man langsam die Motoren warmlaufen, damit rechtzeitig vor der Oberbürgermeisterwahl am 8. November 2020 Vollgas gegeben werden kann. Mercedes-Benz behauptet zwar, man könne sofort, also vom Start weg, Vollgas geben, frisiert oder nicht. Aber da hält meine Omi Glimbzsch in Zittau dagegen: Vorsicht, Kolbenfresser, sagt sie – aber eben nur bei den getürkten Autos.

Sei’s drum: Alle KandidatInnen sind vor jeder Wahl Radler, also 50 % Bier und 50 % Limonade, nicht umgekehrt! Stuttgart, die Großstadt zwischen Hängen und Würgen, hat soviel Grün am Hals und in sich und um sich rum, dass nur 92 % der Hiesigen eher (31%) oder doch sehr unzufrieden sind (61%) mit dem bezahlbaren Wohnraum. Sie haben sich offenbar nie an die Hegelsche Weisheit gehalten: „Schaffe, spare, Häusle baue und net nach der Mädle schaue!“ Auto top, Wohnen Flop. Ein Schlafwagen wäre die Lösung. Gemunkelt wird zudem, der OB-Kandidat Michael Ballweg will im Falle von dessen Wahl Donald Trump auf den Cannstatter Wasen zum Wett-Trinken ohne Maskerade einladen. Alles ist möglich (Toyota).

In den Tiefen ihrer Herzen sind die Stuttgarter sehr freundlich zu den Ausländern, entweder, weil sie beim Daimler am Band und bei der Stadt als Müllwerker, Kindergärtnerin oder Totengräber schaffen oder weil sie Kunden sind vom Daimler oder Frauen oder hier geboren wurden wie ihre Eltern oder selbst Ausländer – wie die meisten – Ausländer sind. Ansonsten denken sie wie Sie und ich, also mal so und mal so und morgen anders, aber nur, wenn’s sein muss. Momentan muss nichts sein, es ist also leicht und entspringt unseren gemeinsamen Traditionen, sich eher mit rechts als mit links zu arrangieren.

Wir danken Peter Grohmann* für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.Peter Grohmann* ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten
*peter-grohmann@die-anstifter.de