Stell dir vor „der BVB hat ein Heimspiel und es sind nur 10.000 Zuschauer im Stadion.“
Das ist ein Satz, der noch vor einigen Monaten lediglich Kopfschütteln oder ein müdes Lächeln ausgelöst hätte. Am vergangenen Samstag, zum Bundesliga-Saisonauftakt ist er beim Spiel des BVB gegen die Borussia aus Mönchengladbach zur Realität geworden. Nach langer Pause, nach dem letzen BVB-Heimspiel am 29.02. gegen den SC Freiburg, noch vor der flächendeckenden Ausbreitung der Corona-Pandemie, hat Borussia Dortmund erstmals wieder ein Heimspiel vor Zuschauern ausgetragen.
Per Auslosung wurden rund 10.000 Dauerkarteninhaber aus Dortmund und NRW ermittelt, die sich mit einem „Print@home -Ticket“ auf den Weg ins Stadion machen durften. Zu dieser Vorgehensweise gab es durchaus kritische Stimmen in der Fanszene. „Entweder alle, oder keiner“ lautet hier die Meinung vor allem aus dem Kreis der Ultra-Gruppierungen. Sicherlich ein Standpunkt, der durchaus vertretbar und für viele auch verständlich ist, aber wohl nicht die mehrheitliche Meinung der Fans wiedergibt. Und wie lange wird es dauern, bis wieder alle Zuschauer ins Stadion dürfen?
Die Antwort kann momentan niemand geben, gleich ob Virologe, Politiker, Fußballmanager oder Fan. So war denn die Freude, nach monatelanger Pause wieder ein Heimspiel des BVB sehen zu dürfen, bei allen, durch das Los ausgewählten Fans groß.
Es geht nicht nur darum, im Stadion live dabei zu sein
Und sind wir ehrlich, es geht ja nicht nur darum, den eigenen Club live zu sehen und anzufeuern, auch das „Drum und Dran“ beim Spiel ist wichtig. Da freuen wir uns, gute Bekannte endlich wiederzusehen, die man in der Regel nur an einem Spieltag trifft. Da geht es auch um die Frage, ob z.B. die beliebte Kreuzviertel-Kneipe, die vor und nach den Spielen zur „Vor- und Nachbesprechung“ immer besucht wurde, noch existiert. In unserem Fall konnte das mit einem „Ja“ beantwortet werden. Der Wirt hat die Corona-Krise, die eine wochenlange, völlige Schließung aller Lokale beinhaltete, auch durch eine vom BVB unterstützte Spendenaktion „BorussiaVerbindet“ überstanden.
Und es geht natürlich ganz besonders um das Gefühl, endlich einmal wieder im „zweiten Wohnzimmer“, dem Signal Iduna Park, oder für die Traditionsbewussten, dem Westfalenstadion, eine Partie verfolgen zu können. Dabei war das Spiel am Samstag vor 10.000 Zuschauern natürlich nicht mit einem Spiel vor ausverkauftem Haus zu vergleichen. Gästefans waren nicht im Stadion, lediglich auf den Sitzplätzen durften die Masken abgenommen werden und auch der Verzehr von Speisen und Getränken war nur am eigenen Sitzplatz gestattet. Dazu kamen noch verbindliche Regeln für das Betreten und Verlassen des Stadions.
Verbindliche Spielregeln beim Stadionbesuch – trotzdem tolle Stimmung
Damit also zahlreiche Einschränkungen, die aber notwendig waren und sind. Vor allem aber konnten sie der Freude, endlich wieder ein BVB-Heimspiel live zu verfolgen, keinen Abbruch tun. Das traditionell vor dem Anpfiff gesungene „You’ll never walk alone“ klang aus 10.000 Kehlen fast so laut und so gut wie bei einem ausverkauften Stadion. Und die Geräuschkulisse, die an diesem Tag nur 10.000 BVB-Fans produzierten, hätte manch anderer Fußballverein in „normalen Fußballzeiten“ mit Sicherheit gerne. Dazu noch drei Tore des BVB und keins des Gegners. Was will man als Fan von Borussia Dortmund mehr?
Was bleibt von diesem Stadionerlebnis am vergangenen Samstag? Natürlich die Freude über einen verdienten, vielleicht um ein Tor zu hoch ausgefallenen Heimsieg gegen starke Gladbacher, einem Mitkonkurrenten beim Rennen um die Champions League-Plätze.
Danke an alle Beteiligten
Vor allem aber auch ein ganz großes „Danke“ an den BVB und den Stadion-Ordnungsdienst für perfekte Kommunikation und Organisation eines Spieltages, den man in dieser Form bisher noch nicht erlebt hat. Und ein „Danke“ auch an die 10.000 Zuschauer im Stadion, die mit der auch für sie völlig neuen und ungewohnten Situation diszipliniert und verständnisvoll umgegangen sind.