Demokratie-Verbrenner – Eine Kolumne von Peter Grohmann

Demokratie-Verbrenner

Von Peter Grohmann

Es gibt, klagt das Manager-Magazin dieser Tage, eine ‚Kampagne der Falschaussagen‘: „Ein mediales Dauerfeuer macht das kapitalistische System verantwortlich für Ungerechtigkeit, Populismus und Umweltzerstörung.“ Meine Omi Glimbzsch in Zittau, im sicheren Schützengraben der Geringverdiener und Rentner an der Ostfront, merkt vom Dauerfeuer reineweg absolut nichts und fragt sich, ob die Manager-Zeitgenossen bereits an den Folgen von Corona leiden, was gediegene Informationen angeht: Nix sehen, nix hören, nix riechen, nichts fühlen. Aber was meinen die da mit dem medialen Dauerfeuer? Denn wo du hinschaust – nur rein kapitalistische Medien, die da schießen, nur sie haben als einzige das Geld: Nachladen und Dauerfeuern.

Aber wenn nun doch nicht der Kapitalismus für schlechtes Wettern, Oktoberfest-Attentate und das Ende der Eiszeit in Sibirien verantwortlich ist, wer ist es dann? Für alle Ungerechtigkeiten der Welt können dann nur die Hilfsarbeiter verantwortlich sein, die Totengräber, Krankenschwestern und Pfleger, unverantwortliche und mies bezahlte Kindergärtnerinnen oder Verkäuferinnen, alle, die sich nur mit drei kapitalismusfeindlichen Jobs über Wasser halten können. Nicht zu vergessen die Hartz-IV-Empfänger, die 800.000 Wohnsitzlosen, die Drogenabhängigen oder die mit dem anderen Migrationshintergrund.

Die Zerstörung der Welt, so das Leitmedium der Kapitalisten, hat nichts mit der maßlosen Gier zu tun, nichts mit Gewinnmaximierung. Und dass ein Prozent der Menschen mehr besitzen als 99 Prozent, ist Gottes Wille, reine Glücksache, oder beides. Was sagt euch das? Wenn der Kapitalismus einen ausgibt, bleibt kein Auge trocken.

Trost verspricht da nur der tendenzielle Fall der Profitrate und der Autor des Kapitals: Das Wirtschaftswachstum fällt auf Null (alle jubeln), weil es durch den Klimawandel und die Erschöpfung der nationalen Ressourcen kein weiteres Wirtschaftswachstum mehr geben wird – Ende Gelände. Kein Eis am Stiel, keine Weihnachtsbäume, keine Reisen zu den Kindern in Asien. Das alles ahnen inzwischen auch die BürgerInnen der vormaligen DDR (Glückwunsch zum Feiertag!), deren Volkseigentum über Nacht zum Kapitalismus überlief, inzwischen aber ganz verschwunden ist – vermutlich im Endlager wie Schalk-Golodkowski.

In Sachen Kapitalismus, Freiheit und Demokratie bleiben letztlich weltweit nur die USA Leitmedium und Vorbild. Die BürgerInnen dieses so fernen Landes machen eine weitere Amtszeit des Demokratie-Verbrenners Donald Trump absolut feuerfest. Ein Klugscheißer tröstet die brennenden Wälder: Es wird wieder kälter.

Peter Grohmann* ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.

* peter-grohmann@die-anstifter.de