Ein Beitrag zur Versachlichung der oftmals kontroversen Debatte
„Die Zeit rast“. Diese Aussage ist für viele eine Binsenweisheit oder Floskel. Dass es sich dabei aber um eine Tatsache handelt, wird oft erst bewusst, wenn man selbst mit zeitlichen Fakten konfrontiert wird.
Und ein Fakt – für viele vielleicht überraschend – ist das mittlerweile 5jährige Bestehen des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund. Vor fünf Jahren, am 25.10.2015 wurde das Fußballmuseum eröffnet. Das markant gestylte, moderne weiße Gebäude gegenüber des Dortmunder Hauptbahnhofs ist mittlerweile, wie das „U“, die Reinoldikirche oder das Hafenamt-Gebäude zum festen Bestandteil des Dortmunder Stadtbildes geworden.
Dauerausstellung und Sonderausstellungen
Die Besucher erwarten beim Museumsrundgang rund 1.600 Dauerausstellungs-Exponate und insgesamt sogar 25 Stunden Videomaterial aus allen Epochen des Fußballs. Auch die großzügig angelegten Ausstellungsflächen auf zwei Ebenen sowie modernste Präsentationstechnik hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck. Dazu kommt noch die riesige Fläche der sogenannten „Arena“ im Untergeschoß, die für Veranstaltungen und Sonderausstellungen genutzt wird. Veranstaltungen gab es seit der Eröffnung etliche. Zu nennen wären hier zahlreiche Filmvorführungen (der Mario Götze-Film hatte im Fußballmuseum Premiere), die Auslosungen zum DFB-Pokal, sowie Buchvorstellungen, Talkrunden und natürlich zahlreiche Events rund um das Thema Fußball. Auch für Firmenveranstaltungen oder private Feiern hat sich die Arena bewährt, oft in Verbindung mit einem Rundgang durchs Museum.
Was die Sonderausstellungen betrifft, hatte das Museum in seinen ersten fünf Jahren etliches zu bieten. Die mit „Schichtwechsel“ betitelte Sonderausstellung anlässlich des Endes des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet fand regen Zuspruch. Sie zeigte den engen Verbund von Kohle, Stahl und Fußball im Revier. Weitere Sonderausstellungen wurden veranstaltet u.a. zu:
- 25 Jahre Deutsche Fußballeinheit
- Sepp Herberger
- 50 Jahre Wembley Tor
- Deutsch-jüdische Sportlerpersönlichkeiten in der Zeit des Nationalsozialismus
- Pink Floyd und der Fußball
- Die Arbeitersportbewegung
- 100 Jahre DJK
- Günter Grass (noch bis 19. Januar 2021)
Kritiken immer sachlich?
Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass es zu Themen wie Standort, Wirtschaftlichkeit und Eintrittspreisen des Museums auch durchaus kritische Stimmen gibt.
Zum Standort muss gesagt werden, dass sich die Stadt Dortmund, nachdem die Entscheidung gefallen war, das Fußballmuseum in NRW zu bauen, gegen die Konkurrenten Köln, Oberhausen und letztlich Gelsenkirchen durchgesetzt hat. Dabei war die zentrale Lage in der City gegenüber des Dortmunder Hauptbahnhofs mit Sicherheit eines der entscheidenden Kriterien „pro“ Dortmund. Kritiken am Standort sind deswegen häufig weniger sachlich begründet, sondern beruhen auch oft auf Eifersüchteleien und Neid aus anderen deutschen Städten, die bei der Standortentscheidung den Kürzeren zogen. Dabei sollte auch das Argument, dass die Stadt Dortmund den Standort des Fußballmuseums in Top-Lage, dem DFB lediglich aus Image- und Marketinggründen angeboten hat, nicht so stehen gelassen werden. Sicherlich sieht die Stadt Dortmund im Museum einen Anreiz für einen Dortmund- bzw. Innenstadtbesuch, aber die Kritiker sollten auch berücksichtigen, dass durch das Fußballmuseum insgesamt über 300 neue Arbeitsplätze in Dortmund geschaffen worden sind. Eine Zahl, die nicht allen bekannt sein dürfte.
Mehr zum Thema finden Sie hier:https://www.fussballmuseum.de/ueber-uns
Auch die Eintrittspreise für das Fußballmuseum werden teilweise als zu hoch angesehen. Das Ticket für einen Erwachsenen kostet an der Museumskasse 17 €. Sicherlich ein Preis, der im Vergleich zu anderen Museen im gehobenen Bereich liegt. Aber für den Eintrittspreis wird auch jede Menge geboten. Allein das Multimedia-Angebot des Museums u.a. mit 3D-Kino oder der 360 Grad-Bundesliga-Show lohnen den Besuch. Die Schatzkammer mit den gewonnenen WM- und EM-Pokalen der deutschen Nationalmannschaft, die Hall Of Fame des deutschen Fußballs oder die Exponate aus der Geschichte des deutschen Vereinsfußballs bieten Eindrücke und wecken Emotionen, die einmalig sein dürften. So kann aus einem ursprünglich geplanten zweistündigen Besuch durchaus ein um einige Stunden verlängerter Aufenthalt im Museum werden. Und den besonders preissensiblen Interessenten sei der Klick auf die Internetseite des Museums empfohlen. Durch eine Online-Buchung reduziert sich der Preis auf 15 € für das Erwachsenen-Ticket. Zusätzlich sind preislich attraktive Familien- und Gruppentickets buchbar.
Corona mit negativen Auswirkungen
Kritik wurde und wird auch an der Ertragssituation des Museums geäußert. Der zwischen dem DFB und der Stadt Dortmund geschlossene Vertrag sieht vor, dass Verluste bis zu 500.000 Euro im Jahr je zur Hälfte getragen werden. Alle darüberhinausgehenden Verluste trägt die Stadt allein. Ein Vertragsbestandteil, der bereits zu zahlreichen Diskussionen in den Dortmunder Ratssitzungen und zwischen Stadt und DFB geführt hat. Begründet werden die Verluste des Museums mit Abschreibungen und notwendigen Ersatz- und Erhaltungsinvestitionen. Die Frage stellt sich, an wen bei dieser vertraglichen Regelung Vorwürfe zu richten sind. An die Stadt Dortmund, die mit möglichen Verlusten des Museums nicht gerechnet hat und im Museum vor allem einen Prestige-Gewinn sah? Oder an den DFB der ein aus seiner Sicht cleveres Vertragswerk aufgesetzt hat?
Verschärft hat sich die wirtschaftliche Situation natürlich auch durch die Corona-Pandemie. Wie andere Kulturbetriebe musste das Fußballmuseum mehrere Wochen schließen, was sich natürlich negativ auf die Einnahmen auswirkte. Corona hatte bei Vertragsabschluss allerdings weder die Stadt Dortmund noch der DFB auf dem Schirm.
Hier bleibt also zu hoffen, dass der DFB für das laufende Jahr nicht auf bloßer Vertragserfüllung hinsichtlich des Ausgleichs der Verluste besteht, sondern dass in diesem Fall eine partnerschaftliche Einigung erzielt werden kann. Es gibt für Corona keine Erfahrungswerte und eine Vorbereitung auf eine weltweite Pandemie einschließlich aller wirtschaftlichen Konsequenzen war weder dem Museum, der Stadt, noch dem DFB möglich.