Bäume erzählen ihre Geschichte ( 3 )

Vier Ahornbäume in der Wenemarstraße klagen ihr Leid

Wir Bäume werden sehr oft durch Baumaßnahmen geschädigt und damit in unserem Wachstum erheblich beeinträchtigt und sind dadurch manchmal sogar zum Absterben verurteilt. In der Fachliteratur wird deshalb dem Baumschutz eine große Bedeutung beigemessen. Hierzu fällt uns der in Fachkreisen berühmte Satz des deutschen Forstwissenschaftlers Wilhelm Leopold Pfeil ( 1783- 1859 ) ein: Fragt die Bäume wie sie erzogen sein wollen, sie werden Euch besser darüber belehren, als es die Bücher thun.

Gequälter Baum 1

Vor vielen Jahren wurden wir in der Wenemarstraße in Westerfilde gepflanzt. Wir sollten mithelfen, die Geschwindigkeit von Autos zu verringern und den Fußgängern ein sicheres Queren der Straße zu ermöglichen. Schon damals haben wir uns über die sehr gering bemessenen Baumscheiben, die uns zugewiesen wurden, geärgert.
Beim Neubau der Wenemarstraße wurden bei der Planung bedauerlicherweise wieder  keine größeren Baumscheiben für uns vorgesehen. Schlimmer noch: Auch eine höhengerechte Berücksichtigung der Übergänge Wurzelwerk zum  Stamm fand nicht statt. So stehen wir nun mit unserem Wurzelstock um Etliches über dem ehemaligen Geländeniveau und sind damit den Gefahren der Austrocknung und des Frostes ausgesetzt.

Im August 2020 konnten wir endlich einen Spaziergänger überzeugen bei der Verwaltung per E- Mail auf unseren Zustand hinzuweisen: „Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte Sie hiermit auf den Zustand der Baumscheiben in o.g. Straße hinweisen. Alle Baumscheiben befinden sich in einem mehr oder weniger desolaten Zustand und das nicht erst seit heute. Der Zustand im Bereich der Bäume lässt erkennen, dass bei der Planung, während und nach der Bauzeit nicht fachgerecht vorgegangen wurde.“

Gequälter Baum 2

Die Zeit verging und es geschah nichts.
Im Dezember schrieb der Spaziergänger auf unseren Wunsch hin die Verwaltung noch einmal an: „Vor einigen Tagen bin ich an den o.g. Standorten vorbeigekommen. Ich konnte keine Veränderungen feststellen. Da ich bisher keine Antwort erhalten habe, bitte ich Sie mir mitzuteilen, ob der derzeitige Zustand aus fachlicher Sicht als gut befunden wird oder ob noch Sanierungsmaßnahmen vorgesehen sind. Für Ihre Bemühungen möchte ich mich schon jetzt recht herzlich bedanken.“

Schon wenige Tage später legte uns der Spaziergänger die Antwort des Grünflächenamtes vor: Sehr geehrter Spaziergänger, „ich bestätige den Eingang Ihrer E- Mail und bedanke mich gleichzeitig für Ihre Hinweise. Wir werden nun in einem nächsten Schritt prüfen, inwieweit wir die von Ihnen erbetenen Informationen beauskunften können. Ferner werden wir überprüfen, ob wir Ihnen den dazu erforderlichen Aufwand in Rechnung stellen müssen. Ich darf Sie daher um ein wenig Geduld bitten. Als Grundlage für die Erhebung einer Verwaltungsgebühr kommt die Verwaltungsgebührensatzung nebst Gebührentarif der Stadt Dortmund in der aktuellen Fassung in Betracht. Den Gebührentarif übersende ich Ihnen gerne zur Orientierung als Anhang. Freundliche Grüße …“

Vor wenigen Tagen haben wir in dem Jahrbuch 2021, Dortmunder Gartenkultur, DORTMUND ÜBERRASCHT DICH, Stadt Dortmund unter “Das neue Dortmunder Grünflächenamt“ geblättert und gelesen: „Das neue Dortmunder Grünflächenamt ist ein offenes, kommunikatives Amt. Wir wünschen uns die Beteiligung der Bürger*innen dieser Stadt in Form von konstruktiven Anregungen und Ideen. Wir arbeiten gern für diese Stadt, die heute schon mit ihrem hohen Anteil an “Grünflächen“ überzeugen kann. Unterstützen Sie uns.“

Haben wir da nicht genau das Richtige von unserem Spaziergänger erbeten?

Unabhängig von unserem Dasein  können wir aber erfreulicherweise vermelden, dass in den letzten Wochen im Stadtbezirk Mengede viele Jungbäume mit neuer Befestigungstechnik und Gießkante gepflanzt wurden. Dies soll aber nicht vergessen lassen, dass in Mengede noch ein erheblicher Bedarf an Baumnachpflanzungen besteht.
In diesem Sinne:„Wer Bäume pflanzt, wird den Himmel gewinnen.“ ( Konfuzius )

Text und Fotos: Gerd Latterner. Foto oben rechts: Die Erzählbäume
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