Julian Barnes: Der Mann im roten Rock
Das Porträt des seinerzeit berühmten und heutzutage weitgehend vergessenen Pariser Chirurgen und Gynäkologen Samuel Pozzi ist weder Roman noch eigentliches Sachbuch.
Die mit von Barnes gewohnt großem Können erzählte Biografie ist auch ein Bilderbogen der Belle Époque. Marcel Proust, die Goncourts, Flaubert, Oscar Wilde, Sarah Bernhardt – sie und noch viele mehr werden elegant in Pozzis Blick gespiegelt und so porträtiert.
Ausgehend von Singer Sargents titelgebendem Gemälde „Dr. Pozzi at Home“ (1881) erhält man eine Fülle von Informationen (und wo diese nicht gesichert sind oder fehlen, erfährt man auch dies) über einen Arzt, der Karriere gemacht hat und aus der Provinz bis in höchste Kreise aufgestiegen ist, der Dandy und Modearzt war, aber auch als echte Koryphäe Arme gegen Ratenzahlungen behandelte, um schließlich von einem Patienten erschossen zu werden.
Eine Fülle an Bildmaterial illustriert Barnes mäandernden Weg durch Rundblicke über verschiedenste gesellschaftliche Kreise und führt uns klug und unterhaltsam durch dieses reichhaltige, großartige Buch.