Interview mit Bezirksbürgermeister Axel Kunstmann anlässlich seiner ersten 100 Tage im Amt

Neuen politischen Amtsinhabern wird üblicherweise eine 100 Tage-Schonfrist zugestanden, in der sie sich einarbeiten können. Die Zeit ist um und deshalb haben wir Bezirksbürgermeister Axel Kunstmann um ein Interview gebeten. Zu 10 Fragen unserer Redaktion hat er ausführlich Stellung genommen. Deshalb stellen wir zunächst die Antworten zu 5 Fragen vor. Auf den Rest dürfen sich unsere Leser freuen.

MENGEDE:InTakt! Die ersten 100 Tage im neuen Amt und 3 Sitzungen der Bezirksvertretung sind geschafft. Welches erste Resümee würden Sie ziehen?

„BezBü“, wie sich Axel Kunstmann auf Instagram nennt, leitet die Sitzung der Bezirksvertretung

Axel Kunstmann: Was ich bereits in den ersten Wochen feststellen musste, dass die Tätigkeit als Bezirksbürgermeister sehr arbeitsintensiv und zeitaufwändig ist. Dieses hatte man mir zwar schon vorher angekündigt, aber in der Realität stellt sich dann alles doch noch einmal anders dar.

Aber das Amt macht auch Spaß und bereits in der ersten Zeit gab es Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Ich denke da an die 95jährige Dame in der Demenz-WG, die vor Rührung Tränen in den Augen hatte, als der Bürgermeister ihr zum Geburtstag einen Blumenstrauß und eine Glückwunschkarte überbrachte. Oder das gemeinsame Schmücken des Weihnachtsbaums im Amtshaus mit den Kindern der OGS der Westhausen Grundschule.

Ohne Licht und trotzdem nicht im Dunkeln tappen

Eine durchaus lustige Situation war dann auch die 2. BV-Sitzung, die ich leiten durfte, als die gesamte Bezirksvertretung ohne Licht und Strom im Saalbau im Dunkeln „tappte“. Eine ursprünglich eher spontane Angelegenheit, die mich allerdings noch weiter beschäftigen wird, war meine Entscheidung, die Schirmherrschaft über die DigiMove-Aktion zu übernehmen. Der tolle Erfolg der Spendenaktion – 5.376 Euro konnten wir innerhalb von vier Wochen für Kinder und Jugendliche im Stadtbezirk verbuchen – hat gezeigt, dass sich der Einsatz (samt „Neujahrsansprache“ des Bezirksbürgermeisters) auf jeden Fall gelohnt hat.

MENGEDE:InTakt! Im neuen Bezirksparlament sind mit 7 Parteien so viele wie nie zuvor vertreten. Bestehen in dieser Vielfalt Chancen oder ist das eher lähmend?

Axel Kunstmann: Zu Beginn meiner Amtszeit hatte ich mir vorgenommen, darauf hinzuwirken, das gute, vertrauensvolle Verhältnis in der BV, das in den vergangenen sechs Jahren geherrscht hatte, fortzuführen. Ich glaube, das ist mir bislang ganz gut gelungen. Da nimmt man gerne in Kauf, dass nun mehr Mails, mehr WhatsApp-Nachrichten geschrieben werden müssen, um alle sieben Parteien auf einem möglichst gleichen Stand zu halten. Es gibt aber auch die Chance mehr Mitglieder in die politischen Tätigkeiten einzubinden und Aufgaben zu verteilen. Denn BV-Arbeit ist keine Ein-Mann-Show.

MENGEDE:InTakt! Im Stadtteil Groppenbruch gibt es zwei Themen, die ziemlich alles in den Schatten stellen: „Im dicken Dören“ und „Neues Gewerbegebiet an der Halde“. Welche Lösungsmöglichkeiten stehen dem Bezirksbürgermeister überhaupt zur Verfügung?

Axel Kunstmann: Als Bezirksbürgermeister kann ich, kann die gesamte BV Mengede nur immer wieder darauf hinweisen, dass wir zusammen mit der Bevölkerung und der Bürgerinitiative ein Waltroper Gewerbegebiet „Im Dicken Dören“ an der Grenze zu Groppenbruch nicht wollen. Gleiches trifft auf ein mögliches Gewerbe-/Industriegebiet an der Grenze zu Lünen-Brambauer zu. Hier hat die BV Mengede, hier hat selbst der Rat der Stadt Dortmund kaum Möglichkeiten Einfluss zu nehmen. Die Entscheidung darüber, was mit diesen landwirtschaftlich genutzten Flächen passiert, fällt der Regionalverband Ruhr.

Axel Kunstmann bei einer Aktion „Im dicken Dören“

Hier entscheiden z.B. Vertreter aus Wesel, Recklinghausen, Duisburg und dem Märkischen Kreis, also Menschen, die die Örtlichkeiten überhaupt nicht kennen, darüber was mit den Grünzonen in unserer Umgebung geschehen soll. Das ärgert mich ungemein. Umso wichtiger ist es, immer wieder Signale nach Essen zu senden, die auf unser vehementes ‚Nein‘ zu diesen Projekten aufmerksam machen.

MENGEDE:InTakt! Ein Dauerbrenner ist das Thema „Schwieringhauser Brücke“. Wie soll nach Ihren Vorstellungen das Problem im Sinne der Bürger gelöst werden.

Axel Kunstmann: Seit September 2020 stehe ich in ständigem Kontakt zu den Bewohnern in Schwieringhausen und dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Duisburg-Meiderich (jetzt: Westdeutsche Kanäle). Von dort wird allerdings der Kontakt – unter dem Corona-Mäntelchen – auf ein Minimum an Informationen beschränkt. Das ist frustrierend für die leidgeprüften Anwohner und Gewerbetreibenden – und für mich natürlich auch.

Die Brücke ist seit Monaten gesperrt. Zum Leidwesen der Bürger

Damit sich die prekäre Situation nicht noch über Monate hinzieht, haben wir beschlossen, uns an den Planungsdezernenten Ludger Wilde zu wenden, damit die Sache mehr Gewicht bekommt. Ein in der BV beschlossener Ortstermin mit dem Schifffahrtsamt musste corona-bedingt leider immer wieder hinausgeschoben werden.

MENGEDE:InTakt! In der Bezirksvertretung wurde beschlossen, die Sitzungen zukünftig per Livestream zu übertragen. Wann ist mit der Umsetzung zu rechnen?

Axel Kunstmann: Ob die Sitzungen der BV demnächst per Livestream übertragen werden können, wird zurzeit rechtlich und technisch geprüft. Allen Fraktionen in der BV ist daran gelegen, dass möglichst viele Bürger*innen die Chance haben, zu verfolgen, was im Ortsparlament besprochen und beschlossen wird. Gerade junge Menschen könnten auf diese Weise animiert werden, sich mehr mit dem politischen Geschehen vor Ort auseinanderzusetzen. Auch haben in der gegenwärtigen Situation leider nur wenige Personen die Möglichkeit persönlich an den Sitzungen teilzunehmen.