Jetzt Masken runter!
Von Peter Grohmann
Sieben Millionen Euro: So hoch ist der Jahresetat, mit dem die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft Stimmung macht – und zwar gegen den Klimaschutz. In Anzeigen, Talkshows und Artikeln wettert die Lobby-Truppe gegen die Energiewende, CO2-Preis und Umweltauflagen. Doch das ist noch gar nichts! Daimler schließt das Corona-Krisenjahr mit einem Gewinn von vier Milliarden Euro ab – deutlich mehr als 2019. Das reibt sich der gute deutsche Bauer freilich die Augen – er kämpft um ein paar Pfennige mehr für Milch und überlegt, ob er Aldi blockieren oder sich besser umbringen soll. Also Pest und Cholera oder lieber hohes Fieber?
Wolfgang Ischinger, Inhaber der Münchner Sicherheitskonferenz, weiß übrigens, warum er im Jahr 2021 Russen und Chinesen nicht eingeladen hat: Menschenrechte! Towarischtsch Nawalny! Sibirien! Die Artikel 3 und 5 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verbieten nämlich die grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe von Menschen, wie sie etwa in Russland, China und den USA gang und gäbe ist.
Manchmal weiß man nicht mal, wo Nawalny gerade abgeblieben ist. Möglicherweise in einem der geheimen Gefängnisse? Gar in Guantanamo? Die USA haben mit 906 Gefangenen pro 100.000 Einwohner fast die höchste Inhaftierungsrate weltweit. Die Strafmündigkeit setzt in den USA aber früher ein als bei uns. In vieleb US-Bundesstaaten können bereits Siebenjährige beim Verstoß gegen ein Strafgesetz zur Verantwortung gezogen werden: Früh übt sich, was ein Meister werden will. 2020 waren in den USA 140 000 Jugendliche unter 18 Jahren in Haft- und Jugendhaftanstalten untergebracht, in mehr als 100 Jugendstrafanstalten auch Kinder unter 11 Jahren. Geht doch. Und nach wie vor ist es möglich, geisteskranke Kinder und Jugendliche in Haft unterzubringen.
Wie zivilisiert eine Gesellschaft ist, behauptete einmal Alexei Nawalny, lasse sich daran ablesen, wie sie mit ihren Gefangenen umgeht. Klar, nicht nur in Russland, auch in den USA werden Zehntausende in Isolationshaft gehalten: auf engstem Raum, ohne Kontakt zur Aussenwelt. Das ist Folter – denn ohne Maske sieht man besser. Das weiss auch meine Omi Glimbzsch in Zittau, die in der DDR drei Jahre in Bautzen II einsaß „wg. Kontakt zur radikalen Linken“. Aber jetzt ist alles wieder gut! Sie hat sogar den Namenstag von Corona gefeiert. Corona ist die Schutzheilige für Geld, Schatzgräber und Fleisch – wie trefflich! – und schützt auch vor Tierseuchen wie der Vogelgrippe und dem Hagelschlag.
Nur Katholiken? Die anderen könnten sich dann eher an Johannes halten, den Rufer in der Wüste, und ihren bisherigen Lebensweg bereuen – so wie wie die Hohenzollern ihre Sympathie zu Hitler. Geht doch!