Cho Nam-Joo: Kim Jiyoung, geboren 1982
„Kim Jiyoung ist 33 Jahre alt. … Sie hat vor drei Jahren geheiratet und letztes Jahr eine Tochter geboren. Mit ihrem Mann Chong Daehyon und der Tochter Chong Ziwon lebt sie in einer achtzig Quadratmeter großen Mietwohnung am Stadtrand von Seoul, die Teil einer riesigen Wohnanlage ist.
Jiyoung war bis zur Geburt des Kindes bei einer Marketingfirma angestellt. Daehyon arbeitet in einem mittelständischen IT-Unternehmen. Er kommt meist kurz vor Mitternacht nach Hause und geht auch am Wochenende mindestens einmal ins Büro.“ – Nüchtern zählt Jiyoungs Psychiater die Fakten ihres Lebens auf. Daehyon hat seine Frau zu ihm geschickt, als sie begann, eine Persönlichkeitsaufspaltung in die Rollen verschiedenster Frauen zu entwickeln. Das typische Mittelschichtsleben Jiyoungs ist geprägt von der auch für Korea bezeichnenden strukturellen Gewalt und Misogynie, in der Männer Frauen ganz selbstverständlich belästigen, einschränken, determinieren. Diese in treffsicherer und präziser Sprache formulierte Geschichte der unhinterfragbaren Erwartungen einer traditionell paternalistischen Gesellschaft ermöglicht tiefe Einblicke auch in das Leben vorheriger Frauengenerationen verschiedenster Schichten. Der Roman war Mitauslöser der #MeeToo-Bewegung in Korea mit großen Massenprotesten.
Hella Koch – Buchhandlung am Amtshaus