Die neue Emscher kurz vor der Fertigstellung

Infos der Emschergenossenschaft (EG) zum Weltwassertag

Die Emscher in Deusen

Am 22.3.2021 ist Weltwassertag, zu dem die Vereinten Nationen (UN) alljährlich aufrufen.  „Wasser wertschätzen“ lautet in diesem Jahr das Motto. Aus diesem Anlass gibt die (EG) den Fahrplan für die Abwasserfreiheit in der Emscher bekannt: Bis zum Ende dieses Jahres soll der zentrale Fluss im Ruhrgebiet komplett vom Schmutzwasser befreit sein – zum ersten Mal seit mehr als 170 Jahren, denn seit etwa 1850 prägten offene Schmutzwasserläufe das Bild des Ruhrgebietes.

Im Zuge des Strukturwandels im Revier wurde das Generationenprojekt Emscher-Umbau 1991 auf den Weg gebracht, etwa 30 Jahre wurden damals für die Realisierung eingeplant. „Wir sind voll im Zeitplan“, sagt in diesen Tagen Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.

Der Fahrplan für 2021
Die künftige abwassertechnische Hauptschlagader der Region ist der unterirdische Abwasserkanal Emscher (AKE), der 51 Kilometer weit von Dortmund bis Dinslaken reicht. Er ist bereits auf ganzer Länge verlegt. Im 35 Kilometer langen Abschnitt zwischen Dortmund und Bottrop ist der AKE seit September 2018 bereits in Betrieb. Stück für Stück sind seitdem bereits große Nebenläufe an den unterirdischen Sammler angeschlossen worden. Die Emscher führt dadurch bereits deutlich weniger Abwasser als zuvor. Zahlreiche weitere Einleitstellen sind anschlussbereit. Damit die „abwassertechnische Hauptschlagader“ auf der Gesamtstrecke bis Dinslaken geflutet werden kann, ist das Pumpwerk Oberhausen  als Herzstück notwendig.

Es befindet sich derzeit in der Fertigstellung  – Das Gebäude (Hoch- und Tiefbau) ist bereits errichtet. Ganz aktuell wird die Maschinen- und Elektrotechnik installiert.
Deutschlands künftig größtes Schmutzwasserpumpwerk entsteht zurzeit in Oberhausen-Biefang und befindet sich in der Fertigstellung.„Ab dem Frühjahr werden wir das Pumpwerk testen, bevor es dann im Sommer in den Vollbetrieb gehen kann: Insgesamt sind zehn mächtige Pumpen nötig, um künftig das Abwasser aus einer Tiefe von rund 40 Metern zu heben – mit einer Maximalleistung von 16.500 Litern pro Sekunde“, sagt Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand bei der Emschergenossenschaf

Größter und wichtigster Meilenstein
Die vollständige Inbetriebnahme des Pumpwerks Oberhausen ist nach aktueller Planung für August 2021 – es wird der größte und wichtigste Meilenstein in der Geschichte des Emscher-Umbaus sein. Sobald das Pumpwerk läuft, können sukzessive bis Ende 2021 alle noch verbliebenen Abwassereinleitungen in die Emscher an den unterirdischen AKE angebunden werden. Die Aktivitäten in Oberhausen sind somit bedeutend für alle anderen Emscher-Kommunen. Einmal in Gänze in Betrieb genommen wird das Kanalsystem trennen, was nicht zusammengehört: Sauberes Fluss- und Regenwasser wird offen in und durch die Emscher fließen, das Abwasser dagegen unterirdisch durch Kanäle in Richtung der Kläranlagen transportiert.

Impulsgeber und Treiber der regionalen Klimafolgenanpassung

Überschwemmung an der Emscher in Dortmund 1900 © Archiv EGLV

Den vermutlich größten Einfluss hat der Emscher-Umbau in den vergangenen rund 20 Jahren auf die Anpassung der Region an die Folgen des Klimawandels gehabt. Bereits zu Beginn des Jahrtausends mahnte die Emschergenossenschaft einen nachhaltigen Umgang mit Regenwasser an. Einerseits, um Überflutungen nach Starkregenereignissen zu vermeiden – andererseits, um bereits renaturierte Gewässer in Hitzephasen vor dem Austrocknen zu bewahren.

Wasserstand der Emscher Ende Februar 2020 an der Siegenstraße

Mehr Artenvielfalt in den Gewässern
Bis Ende 2021 wird die Emschergenossenschaft nicht nur die Emscher komplett vom Abwasser befreit haben. Zahlreiche bereits abwasserfreien Abschnitte – an der Emscher, aber auch an den Nebenläufen – sind auch schon renaturiert worden; obwohl dies nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie erst bis 2027 geschehen muss. Im Zuge der Renaturierung hat sich die Artenvielfalt in und an den Gewässern seit Anfang der 1990er-Jahre (rund 170 Arten) nahezu verdreifacht – heute sind es rund 500 Arten, die in das Emscher-Gebiet zurückgekehrt sind. In der Emscher leben längst wieder Forellen, Groppen und Stichlinge. Der Eisvogel als Indikator einer guten Gewässerqualität fühlt sich mittlerweile an den Ufern der Emscher und ihrer Nebengewässer genauso wieder zuhause wie die Gebirgsstelze und die sogenannte Blauflügelige Prachtlibelle – der Emscher-Umbau hat es möglich gemacht!

Zusätzliche Infos zum AKE  und zu den Pumpwerken
Der 51 Kilometer lange Abwasserkanal Emscher, der das Schmutzwasser aus den Zuflusskanälen aufnimmt, besteht aus Stahlbeton-Rohren mit Innendurchmessern zwischen 1,60 und 2,80 Meter. In acht bis 40 Metern Tiefe fließt das Abwasser mit einer Geschwindigkeit von vier Kilometern in der Stunde. Dafür ist ein Gefälle von 1,5 Promille notwendig. Würde der Kanal mit diesem Gefälle in einer Linie verlaufen, würde er Dinslaken in 80 Metern Tiefe erreichen – zu tief, um das Abwasser anschließend in die Kläranlage Emscher-Mündung im Städte-Dreieck Oberhausen, Duisburg und Dinslaken zu heben. Das Gefälle wird künftig stattdessen durch drei gigantische Pumpwerke ausgeglichen: in Gelsenkirchen, Bottrop und in Oberhausen. Die Anlagen in Gelsenkirchen und Bottrop sind bereits im September 2018 an den Start gegangen.

Ergänzend im Folgenden noch einige Zahlen zu Dortmund:
In Dortmund ist der gesamte Oberlauf von der Quelle bis DO-Deusen komplett abwasserfrei und renaturiert. Einzig kleinere Abschnitte in Ellinghausen und Mengede müssen noch zu Ende gebracht werden.
Der Abwasserkanal Emscher in Dortmund ist 6091 Meter lang. Dafür wurden 1430 Rohr-Elemente mit einem Gesamtgewicht von 16.010 Tonnen vorgetrieben.
In Dortmund wurden insgesamt 95 km an Kanälen gebaut. Investiert wurden dafür 462 Millionen Euro. Insgesamt wurden bis Anfang März 2021 in Dortmund 854 Millionen Euro investiert. Renaturiert sind bereits 45 Kilometer an Gewässern, teilweise auch an den Nebenläufen (Rüpingsbach, Roßbach etc.). Es folgen noch die Gewässer im Nettebach-System.

Emscher-Auen; Foto: Silvia Rzadkowski

Quelle: Emschergenossenschaft; Fotos: EG und Archiv MIT. Zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken!