Alles Zuhälter – Eine Kolumne von Peter Grohmann

Alles Zuhälter

Von Peter Grohmann

Als Zuhälter wird bei uns gern ein stinknormaler Kuppler bezeichnet – in Österreich klingt das natürlich viel netter: Strizzi, was an Strache erinnert. In der Politik taugen derlei Begriffe wenig. Da spricht man eher von schwarzen Kassen, Bimbes, Peanuts oder Spahns Villa. Oder steuerlich begünstigten Gefälligkeiten. Der direkte Kauf eines Abgeordneten ist sehr selten, auch wenn es einen Transfermarkt geben müßte. Transfer kommt ja von Transparenz! Klar, man sagt beispielsweise „Pfeiffer? Den kauf‘ ich mir!“ Aber das ist andersrum gemeint, im Sinne: Den stell‘ ich! Den frag‘ ich! Den ziehe ich zur Verantwortung (was sehr selten gelingt und daher fast nie gemacht wird).

Und bitte, wer – außer meiner Omi Glimbzsch in Zittau – erinnert sich noch an Namen wie Kohl, Schäuble, Strauß, Kiep oder Kanther? Die Herrenriege hat ja für die Partei gekuppelt, ohne Maske. Heute zieht man ja schon über Leute her, die einen Beratervertrag mit Aserbaidschan hatten. In der guten alten Zeit hat Deutschland nahezu alle Terror-Regimes der Welt beraten. Das gehörte einfach zum guten Ton – wenn’s sein mußte bis zum Regime-Change, lieber Wladimir. Das alles führt uns zu der Frage, ob Joe Biden ein Mörder ist – respektive ob ein Mörder immer höchstpersönlich Hand anlegen muss oder ob es genügt, wenn er sagt: Jetzt schieß doch endlich! In diesem Fall spricht man von Schreibtischmördern. Nicht, dass das mit Biden je jemand behauptet hätte, bisher. Als Hosenträger der nordamerikanischen Politik stehen Biden und seine Genossinnen für alles Gute, was aus den USA kommt, aber auch für den Rest. Biden und Putin also? Ich glaub‘, ich steh‘ im Wald.
Ja, der Wald! Die Beziehung der Deutschen zu ihren Wäldern ist legendär. Nahezu alle Erwachsenen unserer Republik besuchen am Wochenende nicht mehr die kranke Oma, sondern den kranken Wald oder Kassel, ohne Maske. Zuschauen, wie die Polizei mit ohne Masken und Nazis sympathisiert. Die Wald- und Blindgänger blicken skeptisch zum Himmel, zur Krone, und fragen sich: Wie lange macht der’s noch? Sterben kann sich hinziehen, was man an Demokratien sieht. Manche Leute umarmen sogar die Bäume. Ich sag‘ mal so: Wenn’s hilft! Man kann natürlich auch grün wählen oder nach Mallorca fliegen, das hilft bekanntlich auch nicht.
Apropos Krone. Im Frühjahr 1766 gewährte Kaiser Joseph II. auch dem gewöhnlichen Wiener Volk Zugang zum Prater. Wenn’s nur das gewesen wäre! Der Erzherzog hob die Leibeigenschaft auf, gab diskriminierten Minderheiten mehr Rechte. Der große Prater-Park blieb allerdings die Flaniermeile der Aristokratie und des rechten Bürgertums.

 Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de