Kommt ein Pferd in die Bar – Eine Kolumne von Peter Grohmann

Kommt ein Pferd in die Bar

Peter Grohmann

Ein paar Tausend Menschen demonstrierten dieser Tage in Tel Aviv. Juden, Palästinenser, Junge und Alte und Arme und Reiche zogen gemeinsam durch die Stadt. Vor der Residenz von Premierminister Netanjahu in Jerusalem forderten die Menschen nach dem Kampf zwischen Israel und Gaza und der jüdisch-arabischen Gewalt das Recht auf eine gemeinsame Zukunft, auf ein neues, anderes und besseres Leben. Der Autor David Grossman („Kommt ein Pferd in die Bar“), politische Führer und Aktivisten, Juden und Moslems und Atheisten, fordern Israel und die Hamas auf, über einen Waffenstillstand in Gaza hinauszugehen, denn das sei zu wenig. Es gelte, endlich Frieden zu stiften und die Brände zu löschen.

Der Weise Russe Alexander Grigorjewitsch Lukaschenko andererseits weiß (auch dank deutscher Hilfe), was er kann – und wir, was er tut. Aktuell gibt es 450 dokumentierte Fälle von Folter und Misshandlungen. Dazu gehören auch Fälle von Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie sexueller Missbrauch und Vergewaltigung. Vergessen wird in diesem Kontext gern, dass vor kaum zehn Jahren seine Sicherheitskräfte in Deutschland geschult wurden. 380 Grenzschützer, Milizionäre und Kriminaltechniker andererseits wurden von deutschen Beamten sicherheitshalber direkt vor Ort in Weißrussland ausgebildet.

Lang, lang ist’s her, dass weißrussische Sicherheitskräfte deutsche Polizisten mehrere Tage im Einsatz beim Castor-Transport ins niedersächsische Gorleben begleiten durften. Nur gucken! Schlagen durften nur die Deutschen. Unsere Freunde von der Querfront sollten sich über das Verbot ihrer maskenfreien Pfingstmärsche nicht beschweren: bei der Startbahn-West, der WAA oder in Gorleben hieß es meistens. „Knüppel aus dem Sack!“ Die Polizei hatte die Linken vorher gewarnt.

Stop – there is sharp shooting: Es wird scharf geschlossen, wie der Engländer gerne sagt. In seinem neuen Buch „Der Sieg der Waffenhändler“ behauptet der Schweizer Menschenrechtler Jean Ziegler, es gebe im Nordwesten Syriens eine 700 km lange Mauer mit Selbstschuss-Anlage, länger als die gute alte Berliner DDR-Mauer. Die Mauer des Westens trenne diesen Teil Syriens von der Türkei und wurde von Brüssel finanziert.

Nähert sich ein Mensch der Mauer auf 300 Meter, vernimmt er zunächst in drei Sprachen und mehrfach wiederholt die Aufforderung umzukehren. Geht er dennoch weiter, wird er von einem automatisch ausgelösten MG unter Beschuss genommen. Die Rüstungsindustrie, behauptet Freund Jean, entwickle spezielle Radargeräte und geostatische Satelliten, die Bewegungen am Boden erkennen. Hinzu kämen Röntgenscanner, Herzschlagmessgeräte und Atemluftscanner, die Flüchtlinge aufspüren, die etwa in geschlossenen Lastwagen transportiert werden. Mehr kann man nicht tun für die Freiheit.

Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de