Selbst ist die Frau

Müllsammeln im Hansemannpark und anderswo

Von Eva Latterner

„Mein erster Eindruck von Mengede war: Was für ein hübscher Ort mit kurzen Wegen und viel Grün“. So beschreibt die 38-jährige Yulia Aksenova ihre neue Heimat. Seit 2015 lebt die Moskauerin mit ihrer Familie im Stadtbezirk. Hier lernte sie auch ihre Freundin Amina Idalbaeva kennen, die 2018 ebenfalls aus Moskau nach Mengede kam.
Die Freundinnen genießen es, dass sie mit ihren Kindern die Grünanlagen Hansemannpark und Volksgarten Mengede problemlos zu Fuß erreichen können. Auch die Begrünung mit Bäumen in den Wohngebieten fällt ihnen positiv auf.

„In Moskau ist es schon etwas Besonderes, wenn ein Wohngebiet grün ist. Die Häuser sind sehr hoch und grau; die Wege sind sehr weit. Auf den Fahrten mit der Metro zur Universität war alles nur Beton. Natur war nicht zu sehen“, so beider übereinstimmende Schilderung über ihre ersten Eindrücke, als sie vor sechs bzw. drei Jahren nach Mengede kamen.
„Ich fand es anfangs so schön, dass hier in Mengede manche Bäume größer sind als die Häuser“, schildert Yulia ihre Wahrnehmung.Umso weniger können die beiden Frauen verstehen, dass offensichtlich viele Menschen mit ihrer Umgebung achtlos umgehen, das heißt, dass sie einfach ihren Müll im öffentlichen Grün und am Straßenrand entsorgen. Es erscheint ihnen unbegreiflich, dass im Hansemannpark, “in diesem schönen Park“,  Müll jeglicher Art weggeworfen wird. 

Das nervt sie und so werden sie aktiv: Sie besorgen sich Säcke, Handschuhe und Greifzangen und fangen an, in regelmäßigen Abständen Müll im Hansemannpark und in ihrer Wohnumgebung zu sammeln. Die 35-ährige engagierte Neumengederin Amina findet, dass insgesamt zu wenig Müllbehälter im Park und in den Straßen angebracht sind. In Eigeninitiative hängte sie Müllsäcke an dem Weg parallel zur S-Bahn auf, der in den Hansemannpark führt. Die Säcke wurden gut angenommen, der Weg ein bisschen sauberer. Auch auf dem Park and Ride Parkplatz an der Barbarastraße hat sie Müll gesammelt und darüberhinaus die EDG angeschrieben und auf das Müllproblem an dieser Stelle aufmerksam gemacht. Es scheint, dass der Parkplatz nun regelmäßig gereinigt wird.

Die Freundinnen wundern sich über das Sammelsurium der Dinge, die sie an unterschiedlichen Stellen im Stadtbezirk aus den Büschen fischen: Vasen, ein Koffer, eine Schreibmaschine, Windeln, eine Gartenstatue und jede Menge Flaschen. „52 kleine Schnapsflaschen habe ich in einem einzigen Pflanzbeet gefunden“, erzählt Amina. Man solle nun nicht denken, ausschließlich Betrunkene oder Jugendliche würden Müll einfach in die Gegend werfen, es sind durchaus auch seriös wirkende und offenbar gut situierte BürgerInnen, die diesem Sport nachgehen, haben die Beiden auf ihren Streifzügen festgestellt. 

Nach ihrer Motivation für ihr Engagement gefragt, antwortet Yulia, dass ihr ein Umweltbewusstsein im Interesse ihrer Kinder sehr wichtig sei. Sie möchte als Mutter ihren Beitrag zu Umwelterziehung und Verantwortung leisten und damit auch ihrer eigenen Verantwortung gerecht werden.
Menschen, die die Beiden bei ihren Aktionen treffen, sprechen sie manchmal an und wundern sich über dieses private Engagement. Lachend erzählt Amina, dass sie auch schon für eine professionelle Straßenreinigerin gehalten wurde, aber auch, dass vor einiger Zeit ein junger Mann stehen geblieben sei und ihr freundlich applaudiert habe.

Text: Eva Latterner; Fotos: Privat; zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken!
Zu dem vorstehenden Bericht schreibt die Verfasserin:
Kennengelernt habe ich die Beiden im Deutschkurs für Frauen mit Migrationshintergrund in der KiTa Breisenbachstraße. Hier haben sie sich in vielen Gesprächen sehr aktiv für Umweltschutz , Nachhaltigkeit und für das Erscheinungsbild von Mengede interessiert und eingebracht.
Die Fotos von sich haben sie mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Die Dame mit dem bunten Kleid ist Amina Idalbaeva, die Andere ist Yulia Aksenova. (K.N.)