Zeigen, was ’ne Harke ist – Eine Kolumne von Peter Grohmann

Zeigen, was ’ne Harke ist

Peter Grohmann

Wir wissen momentan nur soviel: Kapitalismus tötet. Vielleicht ist das ja der Grund für die Forderung von Armin Laschet, Menschen weiterhin nach Afghanistan abzuschieben: Im Kapitalismus wären sie ihres Lebens nicht sicher. Das mit dem Kapitalismus hat mein Freund Franziskus gesagt, aber Armin Laschet glaubt dem Pabst davon kein Wort. Unvorsichtigerweise hat der Noch-Kandidat den Heiligen Vater nach Westdeutschland eingeladen. Kontext schließt sich der Einladung an. Vielleicht kommt er ja noch vor der Bundestagswahl und erläutert, wie er das alles meint. Bislang sind jedenfalls nur zwei von drei Deutschen „der festen Überzeugung“, dass die Bundesregierung durch große Lobbyakteure gesteuert wird, die selbstredend nur ihre eigenen (kapitalintensiven) Interessen vertreten.

Klar, dass das der GroKo unangenehm ist, nur deshalb hält SchwarzRot ja etwa das Lobbytreffen zwischen Guttenberg und Merkel zu Wirecard geheim und duckt sich bei CumEx weg. Kürzlich kam raus, dass z.B. der Scheuermann der Bundesregierung seit seinem Amtsantritt im März 2018 der Autolobby 90 Termine gewährte, den Umweltverbänden aber nur einen. Vielleicht war’s einer zu viel, denn die Menschen wählen dummerweise häufig anders als sie denken. Da hilft auch keine Dritt-Impfung.

Das sagten sich auch mehrere tausend unterschätze Querdenkerinnen, die der Berlinerinnen und Berliner Polizei am letzten Wochenende zeigten, was eine Harke ist, wie meine Omi Glimbzsch aus Zittau sagen tät. Sie war bereits am 13. August 1961 geimpft – und enttäuscht vom sogenannten real existierenden Sozialismus, blieb aber der Heimat treu. Denn es gibt kaum „an schinnern Baam wie an Vugelbärbaam“. Lustige QuerdenkerInnen aus dem Vogtland haben’s am Wochenende der Berliner Polizei vorgesungen, und mitgesummt haben neben etlichen PolizeibeamtInnen auch etliche tausend ungeimpfte und unmaskierte Demonstrantinnen.
Aber bei der mit schwerem Gerät angerückten Polizei ging offenbar vielen der Arsch auf Grundeis, weil sie die Taktik der queren Leute choronisch unterschätzt hatte. Immerhin: Sie konnten lernen und in aller Ruhe verbotenen Aufzügen zuschauen. Umgekehrt muss jetzt natürlich das Volk das Wählen lernen. Dann schau’n wir mal auf die Spätwirkung von Aufklärung und humanistischer Bildung: Der emeritierte Mikrobiologe Sucharit Bhakdi kandidiert in NRW, der sozialdemokratische Lungenforscher Wolfgang Wodarg in MeckPomm für die Querdenker-Partei.

PS.: Von China lernen, heißt siegen lernen, dass weiss ja selbst die Autoindustrie!

Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de