Die Sterne als Dach über dem Kopf – Eine Kolumne von Klaus Commer

Die Sterne als Dach über dem Kopf

Klaus Commer*

Was, wenn nicht jetzt? Der August lässt schönstes Sommerwetter erwarten. Wer sagt denn eigentlich, dass Urlaub ausgerechnet im All-Inclusive-Hotel am Mittelmeer ein Genuss ist? Erlebnisreiche Mikroabenteuer finden wir auch kaum im rund 12.000 km entfernten Mikronesien. Es reicht ein Ausflug auf dem eigenen Balkon oder vielleicht an den Rand einer nahe gelegenen Bergwiese mit Blick auf den nördlichen Sternenhimmel.

Die Sache mit den Kosten ist damit leider nicht geregelt. Ein 17-Stunden-Flug nach Palau kostet schon etwa achthundert Euro pro Ticket. Der geeignete Balkon daheim will jahrelang durch Miete oder Hypothek finanziert werden. Daran kann ein sattes Bußgeld für das Wildzelten mit Waldfrevel am Ende auch leicht heranreichen. Aber wem sage ich das? Ordentliche Urlauber sind darin geübt herauszufinden, ob sie sich auf einem Privatgrundstück, im öffentlichen Raum oder gar unter Naturschutz befinden. Eine Abenteuernacht im Freien erfordert ja keinen Grundbuchauszug. Am nächsten Haus anzuklopfen und nachzufragen kann im Zweifel schon die Klärung bringen.

In unserer Republik sowie in den meisten Nachbarstaaten ist übrigens das Wildcampen, also das Zelten in freier Landschaft verboten. Wer sich draußen quasi häuslich einnistet, entfaltet schon einen Bedarf an Infrastruktur. Die Morgen-Toilette will entsorgt sein. Dito der Abend-Müll. Aber einfach allein oder zu zweit oder mit den Kindern in der Natur zu schlafen – das kann ein besonders und sogar durchaus erlaubtes Vergnügen sein. Man horcht in die Stille. Man sieht einem leuchtenden Satelliten nach. In der Kühle sammelt sich Tau? Im nahen Wald der Lausitz könnte ein Wildschwein grunzen oder am Nordseestrand eine Robbe heulen.

Beim Übernachten ohne Zelt und Hütte ist vieles erlaubt und doch auch gefordert: Beobachten des Wetters, Erkunden der Eigentumsrechte, die warme Jacke oder geeignete Hängematte. Die Bereitschaft zu lernen: Ist das ein Erlebnis für mich und die Meinen? Und gebe ich diesen Platz unbeschadet seiner Natur und Umgebung zurück?

*Klaus Commer hat kath. Theologie studiert, danach aber lange Zeit als Pressesprecher der damaligen Pädagogischen Hochschule Ruhr gearbeitet, später nach der Fusion der PH Ruhr mit der Uni Dortmund in gleicher Funktion an der Universität Dortmund. Er hat sich damals als Sprachrohr aller Gruppen der Hochschule verstanden, sehr zum Ärger einiger konservativer Hochschullehrer. Denn er war politisch links orientiert und wäre gerne praktizierender Kommunist gewesen – nicht einer Marke Stalin oder Ulbricht, sondern eher der Marke Fidel Castro.
Trotz seines fast biblischen Alters trägt er immer einen Sack voller Ideen mit sich herum und kann sie, wenn es gut läuft, in exzellente Texte und Taten umsetzen.
Den LeserInnen von MENGEDE:InTakt! ist er im letzten Jahr durch die Kolumne bekannt geworden: „Die Zahl des Monats“ (K.N.)
Fotos: Archiv MIT