AKK – unsere Atom-Lady – Eine Kolumne von Peter Grohmann

AKK- unsere Atom-Lady

Von Peter Grohmann

„Wir müssen Russland gegenüber sehr deutlich machen, dass wir am Ende – und das ist ja auch die Abschreckungsdoktrin – bereit sind, auch solche Mittel einzusetzen“ (gemeint sind Atomwaffen), „damit es vorher abschreckend wirkt und niemand auf die Idee kommt, etwa die Räume über dem Baltikum oder im Schwarzmeer Nato-Partner anzugreifen.“ Was meint denn unsere Atom-Lady mit diesem „am Ende“? Sie ist nicht dumm – es kann also nur das Ende aller Tage gemeint sein, wenn man vom Atomwaffeneinsatz gegen Russland träumt.

Der durchmilitarisierte Russe kennt „die Lage“ und weiß sofort, dass er erst ab dem Nikolaustag und wo auch immer ungestraft vor AKK einmarschieren darf. Denn nur bis dahin hütet Annegret Kamp- Karrenbauer, die hier zitiert wird, als sicherster aller Nato-Verbündeten unser Haus der Freiheit – aber Gnade Gott: dann kommen die gelb-rot-grün- Versifften an die Sprengköpfe. Diese Wortwahl hier wird sich kaum ändern: Das Bundesministerium der Verteidigung behauptet ja schon seit längerem, dass die NATO eine „Wertegemeinschaft freier demokratischer Staaten“ sei. Und selbst in der Präambel des Nordatlantikvertrages bekennen sich die Mitglieder freudestrahlend zu Frieden, Demokratie, Freiheit und der Herrschaft des Rechts.
Auch der rechtsfreie Folterstaat Türkei oder die Rechtsaußen-Mitgliedsländer Polen und Ungarn mit ihren frommen christlichen Regierungen haben dieses Bekennerschreiben unterzeichnet. Beim Nato-Mitglied Bulgarien hat man die Unterschrift preiswert direkt auf dem Schwatzmarkt eingekauft, während unser zuverlässigster Drogenlieferant Albanien (noch ohne EU-Außengrenzen) im Bereich „Migration und Grenzmanagement“ mit den Menschenrechten liebäugelt und mit der Frontpolizei kooperiert.
Abgesehen davon weiß unser Gegner, wie immer er heißen mag: Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.

Wenn mich in Kindertagen meine Omi Glimbzsch in Zittau beim Ährenlesen oder Kartoffelstoppeln zum Aufpassen brauchte, rief sie übern Gartenzaun: „Seid bereit!! – und ich antwortete beherzt: „Immer bereit!“. Der Gruß der Jungen Pioniere gilt gewissermaßen heute noch fürs Militär weltweit: Notfalls zu allem bereit zu sein heißt: Auch zum Sterben, wenn es um unsere Freiheit geht. Und vorher notfalls eben auch zu Einmarsch, Abmarsch, zu Betrug, Folter, Diebstahl, Vergewaltigung oder Atomwaffen (erstmal nur taktische).
Der FDP-Mann Genscher (Gott hab auch ihn selig) sagte nach der Übernahme der DDR den Sowjets „keine Ausdehnung des NATO-Territoriums nach Osten“ zu, und der Russe klatsche begeistert in die Hände und tanzte einen Kasatschok. Unsereins weiss allerdings, dass die eisernen Garantien vermutlich ein Übersetzungsfehler waren – und wie bei Kramp-Karrenbauer garnicht so gemeint sein konnten.

Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de