„Stadterneuerung Ortskern Mengede“

Das Ende naht

Von Hannelore Dieckmann + Klaus Neuvians

Das Tiefbauamt der Stadt Dortmund hat vor knapp einem Jahr – am Montag, 7. 12.2020 –  im Rahmen der „Stadterneuerung Ortskern Mengede“ mit den Arbeiten des vierten und letzten Bauabschnitts begonnen. Die Baumaßnahme umfasst den Umbau der Mengeder Straße zwischen Strünkedestraße und Siegenstraße sowie des angrenzenden Platzes im Einmündungsbereich Adalmund-/Jonathanstraße. Ziel der Umbauarbeiten ist es, den vorgenannten Abschnitt der Mengeder Straße attraktiver und barrierefrei zu gestalten und die Verkehrssicherheit zu erhöhen. (MIT hat ausführlich über den Baubeginn und den Baufortschritt berichtet.)

Im gesamten Ausbaubereich wurden die vorhandenen Beleuchtungs- und Entwässerungsanlagen durch neue Anlagen ersetzt. Sämtliche Gehwege erhalten einen hochwertigen, sandsteingelbfarbenen Betonpflasterbelag mit quer verlaufenden grauen Pflasterbändern und längs zur Bebauung verlaufenden Mosaikbändern. Zur Erhöhung der Sicherheit für Fußgänger werden insgesamt zirka 90 Absperrpfosten in den Gehwegbereichen versetzt.

In Abhängigkeit von der Witterung sollte die Bauzeit voraussichtlich acht Monate dauern. Die acht Monate wären Ende Juni 2021 vorüber gewesen. Inzwischen ist der Monat November 2021 in Sichtweite und die Inhaber der im Baubereich liegenden Einzelhandelsgeschäfte hoffen, dass Straßen und Gehwege wenigstens rechtzeitig für das Weihnachtsgeschäft voll genutzt werden können.

MIT hat mit zwei Geschäftsinhaberinnen in diesen Tagen gesprochen um zu erfahren, wie sie das letzte Jahr empfunden haben.

Da ist zunächst Renja Dropalla, Inhaberin des Garngeschäftes „Herzblut Handarbeiten“. Sie ist derzeit eher deprimiert und blickt wenig  hoffnungsfroh in die nahe Zukunft. Dies ist ein Zustand, der eigentlich gar nicht zu ihr passt.  Aber es ist in letzter Zeit auch ziemlich „dicke“ gekommen, denn ihr Geschäftsstart im Mai 2020 verlief coronabedingt natürlich ganz anders, als sie sich das vorgestellt hatte. Aber diese Situation war mit einiger Fantasie zu bewältigen. Doch die Bauarbeiten haben jetzt nach gut einem Jahr ein Gefühl der Ohnmacht bei ihr hinterlassen. Es begann schon mit einer von ihr als unmöglich empfundenen Informationspolitik: Einen Tag vor Beginn der Bauarbeiten lag ein Zettel in ihrem Briefkasten mit dem Hinweis, es gehe jetzt los.

Aber was zu welchem Zeitpunkt auf sie zukommen würde, darüber war sie nicht im Bilde. Fakt war : Wegen der teilweisen Sperrung der Mengeder Straße einschließlich der Fußwege blieb die Kundschaft häufig ausgesperrt. Es hätte ihr schon geholfen, wenn jemand von der Wirtschaftsförderung der Stadt vorbeigekommen wäre und Hilfe angeboten hätte. In welcher Art und welchem Umfang die Hilfe hätte aussehen sollen, darüber hat sie keine konkreten Vorstellungen. Aber allein die Tatsache, dass sich niemand für die Situation interessiert hat, macht sie natürlich wütend. 

Der Besuch von OB Westphal zu Beginn der Sommerferien im Rahmen seiner  „Sommertour 21“, in welcher er von unterschiedlichen Menschen in der Stadt erfahren wollte , wo „der Schuh drückt“,  hat ihr gefallen. Für sie war es auch selbstverständlich, den OB auf die Probleme einer solchen Baustelle, vor allem für die Einzelhändler hinzuweisen. Sie hatte sich dabei von der Kommune etwas mehr Fantasie bei der Unterstützung gerade der kleinen Betriebe gewünscht. „Schade, dass sich daraufhin niemand gemeldet hat“, meint sie und zuckt resigniert mit den die Schultern.

Auf die Frage, wie denn eine Unterstützung der Kommune hätte aussehen können meint sie, zunächst sei mal ein Gespräch mit der Wirtschaftsförderung hilfreich gewesen. Die müsse sich ja nicht nur z. B. für Ansiedlungen auf dem Knepper-Gelände interessieren, sondern auch für kleine EinzelhändlerInnen. Den Großen würden Steuernachlässe gewährt, Zuschüsse zu Mieten bewilligt und vieles andere mehr. Für die Kleinen fühle sich offenbar niemand zuständig.

Fazit für MIT nach diesem Gespräch: Es wäre schade für den Standort Mengede, wenn es nicht gelingen könnte, jungen, kreativen Menschen einen nachhaltigen Geschäftsbetrieb  zu ermöglichen. Dazu bedürfte es allerdings einer intensiveren personellen Betreuung aus dem städtischen Personalfundus.
Es wäre besonders schade, wenn die Inhaberin von „Herzblut Handarbeiten“ sich entschließen würde, das Geschäft nach Ende des Mietvertrages aufzugeben. 

Fast deckungsgleich stellt sich im übrigen die Lage in dem Antiquitätengeschäft in der Mengeder Straße 712 dar – das liegt gleich neben dem „Herzblut“. Inhaberin ist Izabela Krause, das Geschäft gibt es schon etwas länger als das „Herzblut“.
Auch sie erfuhr keine besondere Unterstützung – weder von der Stadt, noch von sonst jemandem. Izabela Krause weist darauf hin, dass zumindest der örtlichen Politik  hätte auffallen müssen, dass diese beiden Einzelhändlerinnen das Randgebiet des neunen Mengeder Zentrums erheblich aufgewertet haben. Aber eine Unterstützung des örtlichen Handels gehöre offenbar nicht zu den Aufgaben der Bezirksvertretung.

Es wäre schön, wenn auch in diesem Fall etwas mehr Aufmerksamkeit möglich würde. Zu hoffen, dass sich die Kundschaft nach Abschluss der Baumaßnahmen wieder einfindet, ist eigentlich zu wenig. Erst eine Kombination aus verbesserter Aufenthaltsqualität  mit interessanten Geschäftslokalen sollte die Verantwortlichen der „Stadterneuerung Ortskern Mengede“ zufriedenstellen.

Fotos: K.N. Zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken!