Objekt des Monats November im MKK

„Schlagende Wetter“: Bronzeplastik von Constantin Meunier ist Objekt des Monats November im MKK

Das „Objekt des Monats November“ hat Joana Maibach, Museologin am Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK), ausgesucht und beschrieben. Es ist die Bronzeskulptur „Schlagende Wetter“ des belgischen Bildhauers und Malers Constantin Meunier aus dem Jahr 1893. Zu finden ist sie in der dritten Etage in der Gemäldegalerie.

In der Begründung für die Auswahl heißt es:

Constantin Meunier „Schlagende Wetter“ ©MKK, Joana Maibach

Die Themen Tod, Trauer und Verlust sind mit dem Objekt des Monats November verbunden. Es ist ein klassisches Thema in der Kunstgeschichte; berühmtestes Beispiel ist das Motiv der Pietá, der Klage einer Mutter über ihr totes Kind. In seiner Bronze „Schlagende Wetter“ überträgt Meunier dieses Motiv auf eine weltliche Ebene. Die Plastik zeigt eine einfach gekleidete Mutter, die neben dem leblosen und nur teilweise durch ein Tuch verhüllten, nackten Körper ihres am Boden liegenden Sohnes steht und sich über ihn neigt – in sich gefasst und in stummer Trauer. Bei diesem Werk steht allerdings nicht die heilige, sondern die proletarische Mutter im Mittelpunkt – die Industrialisierung brachte einen Paradigmenwechsel auch in der Kunst mit sich.

Constantin Meunier von Max Liebermann

Meunier hat sich in seinen Werken intensiv mit dem Thema der Arbeit und der Darstellung des einfachen Menschen auseinandergesetzt. Von ihm stammt auch die Büste eines Bergmanns, die ebenfalls in der Dauerausstellung zu sehen ist. Der Künstler unternahm dafür Studienreisen in die Industriegegenden seiner Heimat. 1887 wurde er Zeuge einer Gasexplosion, die mehr als hundert Opfer forderte. Die dunkel patinierte Plastik „Schlagende Wetter“ kann als eine Auseinandersetzung des Künstlers mit dem schweren Grubenunglück angesehen werden. Als „Schlagende Wetter“ wird im Bergbaujargon ein unter Tage austretendes Grubengas bezeichnet, das mit Luft gemischt explosiv reagiert.
Meuniers Darstellung steht exemplarisch für die vielen Toten des Unglücks und die kollektive Trauer der Hinterbliebenen. So sind individuelle Züge oder andere Details der Figuren kaum ausgearbeitet, auch eine räumliche und situative Einordnung ist nicht möglich. Meunier schuf weltliche und moderne Pietá, vor der man auch gerne mal in unserer Gemäldegalerie andächtig stehen bleiben darf.

Quelle: Pressestelle der Stadt Dortmund