Schopi-SchülerInnen feiern Klassentreffen
Wer sich einmal daran gemacht hat, ein Klassentreffen zu organisieren, weiß, wie kompliziert es ist, die ehemaligen MitschülerInnen aufzuspüren. Mädchen haben seit ihrer Eheschließung meist einen anderen Familiennamen, berufliche oder familiäre Gründe waren ausschlaggebend, an einem anderen Ort sesshaft zu werden, und einige Schulfreunde sind leider schon verstorben. Wenn die Schulentlassung dann mehr als 60 Jahre zurückliegt, wird die Aufgabe umso schwerer.
Dank einer unermüdlichen Recherche-Arbeit der Eheleute Renate und Wolfgang Schönfeld war es beiden gelungen, die Adressen von 16 MitschülerInnen des 1959er Entlassungsjahrgangs der Netter Schopenhauerschule zu ermitteln, die dann auch gern, teilweise mit ihren Ehepartnern, der Einladung zu einem Treffen im Mengeder Handelshof gefolgt waren.
An alle hatte der ehemalige Klassensprecher Wolfgang ein altes Gruppenfoto verteilt, das anlässlich eines Busausflugs entstanden war. Gar nicht so einfach, sich selbst oder auch die anderen auf diesem Bild wiederzufinden. So dauerte es einige Minuten, um die anfängliche Befangenheit beim gemeinsamen Kaffeetrinken abzulegen.
Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse wurden ausgetauscht und in der langen Distanz von 62 Jahren wurde deutlich, dass im Verhältnis zu heute die damaligen Netter „Kolonie-Schüler“ (fast alle waren Bergarbeiter-Kinder) bei ihren vorurteilsbehafteten Altersgenossen aus dem „vornehmeren“ Mengede (hier befand sich die damalige Geschäftswelt und die einzige „höhere“ Schule) nur mühsam Akzeptanz gewinnen konnten. Das war den Kolonie-Kindern von damals aber egal. Sie organisierten ihre eigene Welt.
Trotzig treffend hierzu der Spruch einer Mitschülerin: „Ich habe viel lieber einen Bergmann geküsst. Bei dem war ich ganz sicher, dass er jeden Tag ein gründliches Bad nimmt!“
Viele der Geschichten, die in der Runde kursierten, drehten sich um das damalige Leben in der Kolonie. Hier war immer was los. Kinderreiche Familien in beengten Wohnverhältnissen, darüber hinaus noch die Einquartierung eines „Kostgängers“, die vielen Kneipen, der mit Pferd und Wagen kursierende Herings-, Milch- oder Kartoffelhändler, die sogenannten Kohlenschieber und für die Kinder die Selterbuden als das Höchstmaß der Glückseligkeit – das alles gehörte zum Kulturverständnis der Bewohnerinnen und Bewohner und wurde in vielen Anekdoten zum Vergnügen der Anwesenden zum Besten gegeben.
Dass die Netter Kolonie gottlob ein gleichberechtigter Ortsteil im Stadtbezirk geworden ist, merkte man an vielen Schilderungen der Ex-SchülerInnen. Früher undenkbar: Heute befindet sich sogar eines der größten Dortmunder Gymnasien, ein Hallenbad und eine attraktive Sporthalle in ihrem Revier.
Trotz der für die Entlass-Schüler des Jahres 1959 nachteiligen Startbedingungen in ein Berufsleben hatten viele von ihnen ihren Weg gemacht. Das wurde deutlich in der gemeinsamen Vorstellungsrunde, in der alle stichwortartig ihren Lebensweg skizzierten. Ob in anspruchsvollen Handwerksberufen, als Ingenieur oder Leitender Angestellter im Bergbau: Fast alle haben sich im Leben behaupten können.
Als man nach mehr als 5 Stunden auseinanderging, war klar: Das nächste Klassentreffen wird in zwei Jahren stattfinden.
Und für den Redakteur von MENGEDE:InTakt! noch eine Mut machende Feststellung: Gerade die Nicht-Ortsansässigen bestätigten, dass es für sie wichtig ist, ihren Heimatkontakt auch über dieses Internetportal bewahren zu können.
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