Artensteckbrief des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)

Im Monat November:

Glattrochen – Verschollen oder ausgestorben?

Vorbemerkungen:
Die biologische Vielfalt befindet sich in einer tiefen Krise. Viele Arten weltweit sind vom Aussterben bedroht.
Der BUND macht in seiner Serie „Art des Monats“ auf zahlreiche Natur-Kleinode und die besondere internationale Verantwortung Deutschlands für heimische Arten aufmerksam: Jeden Monat wird seit einiger Zeit ein Porträt veröffentlicht, von in Deutschland vorkommenden und gefährdeten Arten. Neben Flora und Fauna aus der Wildbahn zählen dazu auch alte Kultursorten und -rassen. Die Porträts erzählen nicht nur die Geschichte einzelner Arten, sondern geben in ihrer Gänze einen guten Überblick über die Vielfalt an Arten, Lebensräumen aber auch Gefährdungsursachen.

Der BUND stellt in seiner Serie Artensteckbrief des Monats im November den Glattrochen (Dipturus batis) vor: Die Giganten der Meere sind vor deutschen Küsten bereits ausgestorben und weltweit vom Aussterben bedroht.
Mehr als zweieinhalb Meter lang, über hundert Kilogramm schwer und wohnorttreu. Erwachsene Glattrochen halten sich in einer Tiefe von 100 bis 600 Metern bevorzugt im gleichen Gebiet auf. Vor der nordfriesischen Insel Amrum wurden Mitte des 20. Jahrhunderts bei jeder Ebbe bis zu tausend Exemplare gesichtet. Das erklärt auch den englischen Namen des Fisches: „common skate“ – „gewöhnlicher Rochen.“ Doch das war einmal, inzwischen sind die Bestände buchstäblich verspeist. WissenschaftlerInnen sind sich nicht einig, ob der Fisch ausgestorben oder nur verschollen ist. Aber ist ein so großer Fisch zu übersehen?

Glattrochen wurden lange Zeit gezielt gejagt und waren zusätzlich noch Beifang, vor allem in der Grundschleppnetzfischerei. Da Rochen erst sehr spät geschlechtsreif werden und nur wenige Nachkommen kriegen, sind sie besonders stark durch menschengemachte Störungen gefährdet. Aber auch der Klimawandel wirkt sich auf die Rochen aus. Für gesunde und vielfältige Meere müssen marine Arten und Lebensräume effektiv und umfassend geschützt sowie Nutzungen nachhaltig gemanagt werden.

  • Merkmale: Bis zu 2,85 Meter lang und 110 Kilogramm schwer; werden 15 bis 20 Jahre alt; Körper in Form einer Raute, braun-grüner Rücken, hell-dunkel gesprenkelt, grauer Bauch, spitze Schnauze, Vorderrand der Flügel deutlich eingebuchtet; Erwachsene Tiere tragen auf dem Schwanz eine Reihe von zwölf bis 18 Dornen; Jungtiere fressen kleine, wirbellose Tiere wie Borstenwürmer und Krebstiere, erwachsene Tiere vor allem Fische wie Sandaale und Plattfische; Paarungszeit im Frühjahr; im Sommer legen die Weibchen ca. 40 rechteckige, zunächst grüne, später braune Ei-Kapseln in Größe von 24 mal 10 Zentimetern.
  • Lebensraum: Ursprünglich im gesamten Nordostatlantik, im Mittelmeer sowie in Nord- und Ostsee verbreitet. Inzwischen nur noch in Gewässern um Nordwest-Schottland, in der Keltische See und vereinzelt an der britischen Küste.
  • Gefährdung: Rote Liste Deutschland: ausgestorben bzw. verschollen; Internationale Rote Liste: vom Aussterben bedroht.

Weitere Infos zum Glattrochen: www.bund.net/glattrochen

Die bisher veröffentlichten BUND-Artensteckbriefe im Überblick:
Quelle und Fotos: BUND