Objekt des Monats Dezember 2021 im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte (MKK)

Italien-Sehnsucht und Götter-Garten:
Öl-Gemälde von Ernst Fries ist  Objekt des Monats Dezember

Das „Objekt des Monats Dezember“ hat Ann-Kathrin Mäker, im Museum für Kunst und Kulturgeschichte zuständig für Bildung und Vermittlung, ausgesucht und beschrieben. Es ist das Öl-Gemälde „Eingang in den Park Chigi“ von Ernst Fries aus dem Jahr 1824. Ausgestellt ist das Gemälde in der Gemäldegalerie des MKK.

Seit dem 16. Jahrhundert unternahmen Künstler Reisen nach Italien, das Land ihrer Sehnsüchte und Träume, von denen sie oftmals erst nach Jahren zurückkehrten. Sie begaben sich auf eine Suche nach Überresten der antiken Vergangenheit und der Malerei der Renaissance, einen besonderen Reiz stellte aber die südliche Landschaft mit ihrem Licht, den Farben und ihrer Weite dar. Besonders die Albaner und Sabiner Berge waren in der Hitze des Sommers ein beliebtes Ziel.

Ernst Fries, Selbstbildnis, um 1830; Lithografie von Franz Hanfstaengl

Die deutschen Maler hatten dort die Möglichkeit, ohne den künstlerischen und wirtschaftlichen Druck der Akademien zu arbeiten. Zudem offenbarte sich zunehmend eine veränderte Sicht auf die Landschaft. Dies äußerte sich in der Abkehr von der kunstvollen Harmonie, zusammengesetzt aus Einzelbeobachtungen, hin zu einer unmittelbaren Wiedergabe der Wirklichkeit. Zeichnungen, Ölstudien und Aquarelle wurden in der Natur angefertigt und sollten eine grenzenlose und dynamische Wahrnehmung der Natur vermitteln.
Der Heidelberger Maler Ernst Fries, der zwischen 1823 und 1827 in Italien verweilte, zählte zu den bedeutenden Vertretern dieser neuen Naturerzählung. Im Frühsommer 1824 erwanderte er zusammen mit Ludwig Richter und einer Gruppe deutscher Künstler die Albaner Berge. In dem südöstlich von Rom gelegenen Gebirge befindet sich der Ort Ariccia mit dem verwilderten Garten der Villa Chigi, in dessen unmittelbarer Nähe sie ihr Quartier bezogen.
Die ästhetische Entdeckung der Albaner Berge war eng verbunden mit den mythologischen Traditionen – die Gegend galt als Aufenthaltsort antiker Götter. Besondere Aufmerksamkeit erhielt der Park durch Goethes Beschreibung seiner „Italienischen Reise“. Die Anziehungskraft des Ortes kommt in den Memoiren Ludwig Richters zum Ausdruck: „Der Sage nach soll der Park ein Rest des Dianenhains sein, und die Besitzer lassen dies prächtige Stück Natur völlig unberührt aller Kultur. […] Bäume, welche morsch zusammengebrochen waren, blieben liegen und moderten in dieser Wildniß, Schlingpflanzen wucherten üppig an den Stämmen hinauf und überdeckten die umgestürzten, welche am Boden faulten; kurz, es glich irgend einem Märchen- und Zauberwalde, wie ihn die lebhafteste Phantasie nicht besser vormalen kann.“

Ernst Fries. Eingang in den Park Chigi. ©MKK, Jürgen Spiler

Das Gemälde zeigt einen halb verfallenen Treppeneingang zum Park Chigi in der Nähe der gleichnamigen Villa, die im Hintergrund zu sehen ist. Der Treppenzugang befindet sich über einem in den Stein eingelassenem Gewölbe. Die Natur hat bereits die künstlich errichtete Gartenanlage überwuchert – Fels, Stein, Laub und Wurzeln haben sich ausgebreitet und „verschmelzen mit der Architektur zu einem eindrücklichen Bild der Vergänglichkeit.“
Fries wechselt zwischen präzisen Details und lockeren Pinselzügen, die vor allem die Bodenbeschaffenheit wiedergeben. Zudem ist ihm daran gelegen, die nachmittägliche Lichteinwirkung in all ihren farblichen Nuancen in das Gemälde zu übersetzen. Das zeigt sich besonders in dem Licht- und Schattenspiel im Laub und auf dem Weg.
Ernst Fries malte neben dem Ölgemälde einige Studien und Aquarelle des Parks und der Villa. Die Darstellungen vermitteln durch die wuchernde Natur in Kombination mit der Steinarchitektur eine Einheit von Mensch und Natur. Im Gegensatz zu den Bleistiftstudien und den Aquarellen verbirgt sich auf unserem Objekt des Monats eine Gestalt, die sich kaum von der umgebenden Landschaft abhebt. Durch dieses Detail wird die Verbindung zwischen Mensch und Natur noch deutlicher zum Ausdruck gebracht.

Quelle: Pressestelle der Stadt Dortmund. Fotos oben rechts und links: Archiv MIT. Zur Vergrößerung des Bildes von Ernst Fries dieses bitte anklicken!