Scheißen wird teurer
Von Peter Grohmann
Die Meldungen überschlagen sich: In Hongkong war die Wahlbeteiligung ähnlich niedrig wie im hessischen Griesheim bei den Kommunalwahlen, und der alte Besenbinder Friedrich Merz konnte mit seiner alten Bürste fast die Zwei-Drittel-Hürde der eigenen Partei kapern. Chapeau, wie meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen würde. Dort gelingt das heute nur noch der AfD. Und nun komm, du alter Besen! Nimm die schlechten Lumpenhüllen, bist schon lange Knecht gewesen: Nun erfülle meinen Willen! Schau’n wir mal.Wenn von Bürsten die Rede ist, kann das Klo nicht weit sein: Doch auch hier nur Stänkereien und Horror: Die Klopapiere von Zewa, Tempo und Türk sollen 20 % teurer werden. Mein Rat: weniger Scheiße bauen, sonst wird das Spiel abgebrochen wie beim MSV in Duisburg. Dort hatten Zuschauer den Profispieler Aaron Opoku mit Affenlauten beleidigt – in Osten der Republik Alltag auch ohne Fußball. Ein falsches Wort – und der Schiri greift sich das Leder. Anders gesagt: Vorsicht! Und unsere Jungs müssen selbst im Ausland vorsichtig sein – oder die Falle im Baltikum schnappt zu und sie sind nicht dabei, wenn’s losgeht.
Beim PzGrenLehrBtl 92, in Litauen stationiert, ist es zu sexueller Nötigung, Rassismus und Antisemitismus gekommen – Alltag bei der Truppe wär‘ zu viel gesagt, aber es geht in die Richtung. Jedenfalls gab’s negative Schlagzeilen, und die sind schwerer zu ertragen als Antisemitismus! Die deutsche Einheit soll deshalb neu organisiert werden, versichert die Bundeswehr. Damit hatte schon Willy Brandt in den Sechziger Jahren Erfolg. „Die Sicherheit des Gegners Teil unserer eigenen Sicherheit“, sagte er wieder und wieder, bevor ihn Ruth verließ. Eine völlig vergessene Erkenntnis.
OK, inzwischen ist viel Wasser die Leine und die Flüsse der Ukraine, Georgiens und Moldawien heruntergeflossen. Heute stehen die Aussichten, dass die drei Länder über kurz oder lang (aber noch vor dem nächsten Krieg) Nato-Mitglied werden, relativ gut. Die Nato und die USA haben es jedenfalls diesen drei russischen Nachbarstaaten in die Hand hinein versprochen. Unter den 30 Mitleidsstaaten sind längst schon 6 europäische Länder des ehemaligen Warschauer Pakts, 3 frühere Teilrepubliken der ehemaligen Sowjetunion und 4 frühere Teilrepubliken des ehemaligen Jugoslawiens. Anders gesagt: Die Sache mit dem „Wandel durch Annäherung“ hat geklappt. Brandt bekam vor 50 Jahren den Friedensnobelpreis umsonst, Putin ist ein Kriegstreiber – und jetzt ist aber Ruhe im Karton, sonst wird zensiert.
Und innenpolitisch? Da ist vor dem nächsten Lockdown nur zu berichten, dass Quer- und Impfdenker den Obrigkeiten von Scholz bis Kretschmann und von Polizei bis Ordnungsämtern tagtäglich abstandslos und maskenfrei auf der Nase herumtanzen – trotz Versammlungsverbot. Die neue antiautoritäre Rechte spielt von der Maaß bis an die Memel Hugoles mit dem Gesetz. Rettet unsere Kinder, denn die Sippschaft tritt aus dem Schatten.
Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de