Denkmalbehörde sucht Bilder und Erinnerungen von „Haus Mengede“

Der ehemalige Adels- und Rittersitz soll neugebaut werden – virtuell als 3D-Modell

Der ehemalige Adels- und Rittersitz „Haus Mengede“ war etwas Besonderes, ist aber heute leider nur noch ein Bodendenkmal. Die Denkmalbehörde der Stadt Dortmund möchte das „verlorene“ Erscheinungsbild des Adelssitzes wieder erlebbar und dessen Geschichte verstehbar machen. Dazu soll ein virtuelles 3D-Modell der Burg entstehen.
Allerdings gibt es nur wenig Bildmaterial. Um eine maßstabsgetreue und authentische Rekonstruktion zu erstellen, ruft die Denkmalbehörde jetzt die DortmunderInnen – und speziell natürlich die jetzt in Mengede oder anderswo lebenden MengederInnen – zur Mithilfe auf. Spannende Fragen werden gestellt: Existieren noch irgendwo alte Fotografien, Ansichtskarten oder Zeichnungen vom dem Gebäude? Wer hat womöglich im Umfeld von Haus Mengede seine Kindheit verbracht und kann sich an das ein oder andere spannende Detail des Hauses erinnern?

„Ein besonderes Ereignis wären Aufnahmen vom Innern des Hauses“, sagt Ingmar Luther, Archäologe bei der Unteren Denkmalbehörde der Stadt.

„Je mehr Vorlagen gefunden werden, desto realistischer kann der virtuelle Nachbau gelingen“, weiß Dr. Benjamin Weber von „Dive Into Virtual Reality“ (DIVR), mit dessen Knowhow das Projekt verwirklicht werden soll. Ziel ist es, der Öffentlichkeit das Gebäude in seiner ursprünglichen Form wieder zeigen zu können.

Was über das frühere Haus Mengede bei der Unteren Denkmalbehörde bekannt ist:
Haus Mengede war eine mächtige Wasserburganlage mit Tor und Graben. Sie lag gleich am Nordrand des Ortes Mengede mit seiner romanischen St. Remigius Kirche, auf einem befestigten, künstlichen Hügel mit Emscherumflut. Die Ritterburg war eine zweiteilige Anlage, bestehend aus Haupt- und Vorburg in einem 120 x 80 m großen Hausteich. Innerhalb der Gräfte, nördlich des auf einer quadratischen Insel liegenden Haupthauses, lag ein im Westen und im Osten an die Vorburg angeschlossener Erdwall.
Innerhalb der Vorburg war 1306 ein weiteres befestigtes Wohnhaus erbaut worden. Der sogenannte Aphof, bei dem es sich einer Beschreibung nach um ein Schloss mit Toren, Mauern, Gräben und Bergfried gehandelt haben soll. Das Bauwerk dürfte etwa dort gelegen haben, wo man 1902 die neuen Wirtschaftsgebäude errichtet hatte. Ebenfalls auf der sichelförmigen Vorburg befanden sich verschiedene Wirtschaftsgebäude sowie eine Kapelle. Die Hauskapelle war ein einfaches Gebäude, wohl in das 17. Jahrhundert datierend und diente den Katholiken Mengedes nach ihrer Vertreibung aus St. Remigius als Pfarrkirche.
1899 zerstörte ein Feuer das Gotteshaus. Ob es schon vor der Erwähnung des Kaplans im 14. Jahrhundert auf „Haus Mengede“ eine Kapelle gegeben hat, konnte bisher nicht geklärt werden. Außerhalb der Vorburg, direkt südlich befanden sich eine Korn- und eine Ölmühle, die jedoch nach der Emscherregulierung ihren Antrieb verloren.

Heute: Ein Bodendenkmal als restauriertes Relikt
Heute lässt sich kaum noch erahnen, dass es sich bei den Mauerresten hinter dem grünen Stabgitterzaun am Emscher Radweg im Bereich der Waltroper Straße 2-10 um die Relikte der einst so mächtigen Wasserburg der Herren von Mengede handelt.
Denn 1968 wurde der Abriss von Haus Mengede beschlossen, da das Gebäude baufällig, die Trennwände außergewöhnlich unregelmäßig und auch an den Grundmauern angeblich keine Originalsubstanz mehr erhalten war. So existiert heute von dem ehemaligen Adelssitz nur noch eine etwa 90 cm hohe Sockelruine und die ehemalige, die Burg umgebende Gräfte ist verfüllt. Bis zum Abriss hatte das zweigeschossige Haus Mengede mit Mansarddach und ebenerdigem Keller die räumliche Aufteilung des Umbaus von 1723 behalten. Jüngere An- und Umbauten folgten. Dabei wurden Schießscharten, Wehrmauern und weitere Befestigungen zugemauert, bzw. entfernt und große Fenster eingebaut.
In den letzten 10 Jahren wurde das Bodendenkmal aufwendig restauriert. Denn die Witterung, die wild wuchernde Flora und Vandalismus hatten an den Mauerresten in den zwei Jahrzehnten zuvor für extreme Schäden gesorgt.

Rekonstruktion wie beim Mahnmal des Künstlers Benno Elkan
Das virtuelle Projekt Haus Mengede knüpft technologisch an das Mahnmal des Künstlers Benno Elkan an, welches 2017 digital rekonstruiert worden ist. Hierbei handelt es sich um ein verlorengegangenes Kunstwerk, wo nur noch sieben Schwarz-Weiß-Fotos dieses Modells, ohne Maßstäbe, ohne technische Angaben, mit kaum unterschiedlichen Perspektiven, existierten. Das Mahnmal konnte in einem aufwendigen Verfahren digital nachgebaut werden und wird aktuell als 3D-Rekonstruktion in Augmented Reality (AR) sowohl im öffentlichen Raum (hinter dem Dortmunder U) und im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte ausgestellt. Interessierte Besucher können sich das Mahnmal mit modernen Spezialbrillen sowie Smartphones und Tablets, als 3D-Version im Raum eingebettet, anschauen.

Die Denkmalbehörde freut sich über jedes Puzzleteil zum Haus Mengede, das noch gefunden werden kann. Natürlich muss niemand seine Fundstücke dauerhaft abgeben – alle bekommen ihre Bilder, Skizzen, Zeichnungen und Fotos wieder zurück.

Kontakt für Bilder und Hinweise:  Stadt Dortmund – Denkmalbehörde – Ingmar Luther, Stadtarchäologie, Telefon: 0231 50-24299, Mail: Luther@stadtdo.de
Quelle: Stadt Dortmund; Fotos: o.r.: K.N., übrige: Stadt Dortmund. Zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken!