Zur Hölle, Ihr Priester! – Eine Kolumne von Peter Grohmann

Zur Hölle, Ihr Priester!

Von Peter Grohmann

Der geöffnete Hosenladen verrät in diesen düsteren Zeiten so manches päpstliche Geheimnis. Ich weiss, derlei Vergleiche irritieren und sind nicht nur der Öffentlichkeit peinlich. Aber wir Missbrauchsopfer haben halt wenig Chancen auf’s eigene freie Wort, nicht aufs Gedruckte, nicht auf Gehörte. Die Kirche ist nun mal die Heimat der Täter – wie das Meer die Heimat der Flüchtenden ist. Und über allen schlagen die Wellen zusammen. Anders als etwa in Frankreich verpflichtet der deutsche Staat seine Bürger nicht dazu, bekannt gewordene Missbrauchsfälle an die Behörden zu melden.

Daher hat sich auch die Kirche in Deutschland nicht dazu verpflichtet, die Staatsanwaltschaften über „Fälle“ in Kenntnis zu setzen. Es ist kein Trost für die Opfer (ob sie’s glauben oder nicht): Die Täter kommen in die Hölle, aber nicht in den Knast.

Weder das eine noch das andere erwartet unseren Ortungsoffizier Kay-Achim Schönbach, der jetzt im indischen Ozean versenkt wurde. Unter thing tank verstand man ja lange Zeit abhörsichere Orte, an denen Experten seinerzeit über Krieg und Frieden, Hitler und Stalin, Globke und Kiesinger, Hiroshima und Harrisburg nachdachten. Heute ist nichts mehr abhörsicher.

Europa ist das größte Friedensprojekt der Geschichte. Frieden durch Zusammenarbeit und Verständigung – das ist der europäische Weg. Dieser Weg muss weitergegangen werden. Gerade die Krise in der Ukraine zeigt, wie wichtig eine solche Politik ist. Der Konflikt in der Ukraine ist die größte Herausforderung für den Frieden in Europa seit Ende des Kalten Krieges. Mäßigung, Dialog und konkrete Vereinbarungen zur Entspannung sind jetzt das Gebot der Stunde. Drohungen und Konfrontation führen nicht weiter. Wir brauchen, Dialog und Verständigung – auch trotz unterschiedlicher Interessen. (SPD Oberhausen, 2014).

Die Augen rechts und die Augen auf, Kameraden! Ein prominenter Linker erinnerte mich neulich daran, dass der Staat der Büttel der Bourgeoisie sei, das hätte ich vergessen. Er hat recht, aber leider übersehen, dass wir uns selbst und die Bürgerinnen und Bürger als Büttel der Demokratie gewinnen müssen, als Aufpasser für die restlichen Freiheitsrechte, als Handelnde für die eigene Sache, Schleuser für die Zivilgesellschaft. Die eigene Sache freilich sind weder Wohlstand noch Wachstum, sondern Gerechtigkeit und Solidarität. Der zu impfende Oberarm, auch wenn der zur Faust erhoben wird, ist zu wenig im politischen Alltag. Da braucht es Träume für morgen, die zum Handeln ermuntern. Paßt bloß auf – die Populisten sind sonst schneller.

Und mein letzter Satz? Assange stirbt, Russland ist eingekesselt und der Krieg läuft frei herum.

Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de