Eine vielseitige und spannungsreiche Schau mit KünstlerInnen aus dem Ruhrgebiet
Am gestrigen Samstag ist im Künstlerhaus Dortmund die aktuelle Ausstellung mit Künstlerinnen aus dem Ruhrgebiet – GO:Area – eröffnet worden. In der Ankündigung dieser sehenswerten Zusammenstellung des aktuellen Kunstgeschehens im Ruhrgebiet heißt es:
Das Ruhrgebiet – unendliche Weiten, jedenfalls wenn man auf die Künstler:innen aus der Region schaut. So viel Aufregendes, Bewegendes und Mitreißendes, dass man sich hier selbstbewusst unter die Kunstorte der Republik einreihen kann. Im vergangenen Jahr kuratierten die Mitglieder und KIN des Künstlerhauses in einer gemeinsamen Aktion die Ausstellung go local mit dem Blick auf Dortmund, also die nähere Nachbarschaft. Nun wird der Blick geweitet und das gesamte Ruhrgebiet wird zum kuratorischen Erkundungsland: Aus Vorschlägen der Künstler:innen aus Dortmund ist eine vielseitige und spannungsreiche Schau geworden, die Einblicke in eine der coolsten Regionen des Kontinents erlaubt – go area.
Es stellen die folgenden 16 Künstlerinnen im Künstlerhaus Dortmund aus:
Christoph Breitmar * Sarel Rebrand-Passard * Susan Dominique Feind * Martin Gensheimer * Chun-Lan Hermann * Renate Neuser * Julia Nitschke * Evangelos Papadopoulos * Holga Rosen * Günter Rückert * Ulrike Rutschmann * Matthias Schamp * Inna Schneider * Silke Schönfeld * Philipp Valenta * Felina Wießmann
Konzept und Organisation: Babette Martini, Dirk Pleyer, Willi Otremba, Jens Sundheim
Das Projekt GO:AREA wird unterstützt durch: das Kulturbüro Dortmund, die Sparkasse Dortmund und die DEW21
Es ist in einer Gemeinschaftsausstellung wie der aktuellen im Künstlerhaus Dortmund schwierig, im Rahmen eines Berichtes über die Eröffnung der Ausstellung die einzelnen KünstlerInnen zu besprechen. Stellvertretend für alle 16 haben wir uns zwei Künstlerinnen herausgesucht: Holga Rosen und Felina Wießmann.
Unsere Entscheidung, Holga Rosen – in Dortmund lebender Cartoonist – etwas ausführlicher zu besprechen, lässt sich ganz einfach begründen: Es hat uns vor allem gefreut, dass er eine Einladung zu dieser Ausstellung bekommen hat. In der Regel werden Cartoonisten bei derartigen Veranstaltungen eher übersehen oder möglicherweise nicht als „Künstler“ eingestuft. Im Künstlerhaus hat er einen eigenen Raum für seine Cartoons bekommen. Es freut uns natürlich auch aus einem weiteren Grund: Holga Rosen ist seit dem Frühherbst des letzten Jahres einmal wöchentlich auf MIT mit einem Cartoon des Tages vertreten. In Infos über die Ausstellung heißt es über ihn:
Seit über 20 Jahren zeichnet Holga Rosen Cartoons für Tages-, Satire-, Fach- und andere Zeitschriften. Die Jury des deutschen Cartoonpreises, bei dem er 2020 den 2. Platz belegt hat, urteilte über seine Pointen, sie seien „kantig“. Rosen ignoriert Naheliegendes, denkt und illustriert lieber um zwei, drei Ecken zusätzlich. Seine Cartoons sind „auch mal milde, aber meistens bissig, immer in einen urig-markanten Strich gegossen, dem man anarchische Qualitäten, meisterliche Reduktion, Angriffslust und eine findige Beobachtungsgabe bescheinigen darf“ (Kai-Uwe Brinkmann, Ruhr Nachrichten).
Während er anfangs noch mit unterschiedlichsten Werkzeugen wild herumexperimentierte (Bleistift, Filzer, Wasserfarbe, Pastellkreide, Aquarell, Tusche etc.), zeichnet er seit einigen Jahren ausschließlich digital auf einem Android-Tablet.
Dass wir uns für eine nähere Vorstellung die Malerin Felina Wießmann entschieden haben, hatte zunächst ebenfalls einen formalen Grund. Bei der Durchsicht der Lebensdaten fiel auf, dass die im September 1995 in Dortmund geborene Künstlerin mit ihren 25 Jahren mit Abstand die Jüngste im Kreis der Ausstellerinnen ist. Das hat uns besonders neugierig gemacht und wir finden, auch hier haben wir eine gute Wahl getroffen. Über ihre Arbeit schreibt sie:
In meiner aktuellen Arbeit habe ich mich innerhalb von Ölgemälden mit der Abwesenheit von Events im öffentlichen und privaten Raum beschäftigt. Die auf Konsum ausgelegte Spaßkultur steht still. Dabei interessierten mich vor allem die verlassenen und hinterlassenen Orte, an denen zuvor ausschweifend getanzt und gefeiert wurde. Auch die verschlossenen Plätze der kulturellen Zusammenkunft und des Austauschs, wie zum Beispiel Museen, Galerien, Kinos, Theater oder Caféhäuser zogen mich an. Die Räume der Freizeit und Bildung wurden zu einer Art „Lost Place“. An diesen „vergessenen Orten“ fertigte ich in meiner Vorarbeit zur Malerei zahlreiche Kohle und Bleistiftzeichnungen an. Anschließend entwickelten sich diese Zeichnungen in meiner Malerei weiter. Für mich fand dort eine Rückeroberung des Raums durch figurative Malerei statt.
Es lässt sich nicht ausmachen, ob die geisterhaften Personen im Begriff sind sich zu manifestieren oder sich gerade auflösen. Zum Teil unterhalten sich die abgebildeten Personen angeregt, andere wiederum sitzen gedankenversunken an Tischen, Stühlen und in Ecken. Im Malprozess floss dabei stets die Sehnsucht nach Sozialität ein, dieses Begehren nach Kommunikation und Austausch in Zeiten einer Pandemie. Bestärkt von dem hin und her der Öffnungen und Schließungen, entwickelte sich für mich das Verschwinden und manifestieren der Figuren auf dem Bildgrund im Laufe des Malprozesses automatisch….
Weitere Informationen über die Ausstellung und die KünstlerInnen: https://www.kh-do.de/ausstellu…/ausstellungen-2022/go-area
Quelle: Künstlerhaus Dortmund – Infos zur Ausstellung und zu den Künstlerinnen; Fotos: Silvia Rzadkowski.