Heldengedenken
Von Peter Grohmann
Der Mensch braucht Helden. Leute wie den Wüstenfuchs Rommel oder die drogenverwöhnte eiskalte Russin Kamila Walijewa, Männer wie den Knast-Bruder Uli Hoeneß, den Tiefseetaucher Wladimir Putin oder die sozialdemokratische Sparbüchse Gerhard Schröder, aber auch die Intensivpflegerin Racuta Popescu im Krankenhaus Esslingen, die nach 44 Stunden Dauereinsatz und einer Impfung zusammengebrochen ist. Helden sind nie Privatpersonen.
Nehmen wir Schröder – er bleibt, ob wir das wollen oder nicht, Repräsentant unseres Staates, dessen Regierung er mal führen musste. Keiner muss sauer sein, weil er noch ein elf Quadratmeter großes Büro in Berlin hat und sich von seinem Chauffeur in einem alten Skoda Camicaze ab und an nach Hause fahren lässt. Anders das 15-jährige Wunderkind Kamila Walijewa (47 kg, eigentlich gar keine Russin, sondern eine liebenswerte Tatarin!), das schon mit zwei Jahren von seiner Mutter aufs Glatteis geführt wurde. Der Tatar (Islam!) ernährt sich tagsüber mit Pferdeschinken und stark gesüßtem Tee, abends gibt’s Etschpotschmack: Mehr Doping ist nicht möglich.
Thomas Bach sagte mir mal, Lobbyismus sei die vornehmste Variante von Korruption. Selbst Gerhard Schröder war nie ein Mann von Prinzipien. „Peter, Sozialdemokraten können so oder so sein – oder ganz schlimm!“, so meine Omi Glimbzsch aus Zittau, nachdem sie mir zur seelischen Erbauung das Lied der Thälmann-Pioniere vorgesungen hatte. Manch ältere Altvordere stellen sich gar in den Dienst der Demokratie-Gegner, ohne es zu merken.
Da geht es ihnen wie den stummen Fischen in den japanischen Meeren vor Fukushima, wenn die blind durchs radioaktiv verseuchte Wasser huschen: nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Bei der Einweihung der Millionen und Abermillionen Liter fassenden Behälter beteten unsere Atomkraft-Softies „Gott gebe, dass es hebe!“, aber jetzt läuft’s über. Zur Zeit prüfen Experten der Internationalen Atomenergiebehörde mit Emmanuel Macron an der Spitze das profitorientierte System Entsorgung, Entvölkerung und Entzauberung und – wetten, dass? – werden die Millionen Tonnen „aufbereitetes“ Abwasser ins Meer kippen. Der Fisch als solcher kennt natürlich alle aktuellen Studien der Grünen: Die weisen nach, dass der Mensch, auch wenn er niemals japanischen Fisch essen tät‘, im Schnitt Mikroplastik im Gesamtgewicht einer Kreditkarte zu sich nimmt. Die eine Studie sagt: jeden Monat, die andere: jede Woche. Das erinnert ganz stark an die eben entdeckten russischen Angriffshubschrauber und die ukrainischen Verteidigungskanonen made in DDR. Das kann man so oder so sehen – aber wahr ist dennoch mein letzter Satz:
Es gibt keine Zukunft im Krieg.
Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de