Denkmal des Monats Februar 2022: Symbol einer modernen Großstadt – die Westfalenhalle am Rheinlanddamm
Vor 70 Jahren, am 2. und 3. Februar 1952 hatte Dortmund hohen Besuch. Nicht nur die gesamte deutsche Olympiamannschaft für die Spiele 1952 in Helsinki war erschienen, sondern auch der Ministerpräsident des Landes, Karl Arnold, sowie Bundespräsident Theodor Heuss. Sie alle waren angereist, um an der zweitägigen Eröffnungsveranstaltung der neuen Westfalenhalle teilzunehmen – Anlass für einen Blick in die Geschichte der berühmten Veranstaltungshalle und Anlass für die Untere Denkmalbehörde, die Halle zum Denkmal des Monats zu erklären und das Denkmal bei dieser Gelegenheit etwas näher vorzustellen..
Erholung und Vergnügen im Volkspark
Begonnen hatte es nach dem 1. Weltkrieg. Stadtbaurat Hans Strobel (1881 – 1953) erkannte, dass sich die hart arbeitenden Menschen in den Industriebetrieben in ihrer freien Zeit in Grün- und Sportanlagen erholen mussten, um ihre Gesundheit zu erhalten. Er plante deshalb ab 1919 die Einrichtung eines Volksparks südlich des heutigen Rheinlanddamms. Nach und nach wurden die Kampfbahn „Rote Erde“, das Volksbad, ein Altenheim und ein Licht- und Luftbad errichtet. Hinzu kamen Kleingartenanlagen, Spiel- und „Volkswiesen“. In nur rund sieben Monaten errichtete man dann eine Großsporthalle – die Westfalenhalle.
Vom Sechs-Tage-Rennen zum Lager für Kriegsgefangene
110 m lang, 72 m breit, verfügte die Westfalenhalle aus dem Jahre 1925 über mehrere Festsäle und eine große Halle unter einer von Holzbindern getragenen Kuppel, die 12.000 Zuschauer fasste. Seit 1926 fanden hier die berühmten Sechs-Tage-Rennen statt, bevor sie von den Nationalsozialisten verboten wurden. Nicht nur Sport-, sondern auch Kultur- und Unterhaltungsveranstaltungen gab es – so das von Max Reinhardt inszenierte Jedermann-Schauspiel. Ab 1933 gaben Nazigrößen wie Göring und Goebbels Großkundgebungen, die bei den Dortmunder*innen aber weniger Zulauf fanden. Als Resultat musste die Westfalenhallen AG Teile ihrer Flächen als Warenlager vermieten. Den bitteren Schlusspunkt dieser Entwicklung markierte die Nutzung der Westfalenhalle ab 1939 als Lager für Kriegsgefangene, bevor sie am 6. Oktober 1944 nach einer Bombardierung in Flammen aufging.
Ruhrgebietskonkurrenz
Bereits 1949 beschloss der Rat der Stadt den Bau einer neuen Westfalenhalle. Nicht nur Wünsche aus der Bevölkerung oder des Verbandes der Deutschen Radrennbahnen gaben Anstoß für diesen frühen Wiederaufbau. Auch die Konkurrenz der Ruhrgebietsstädte spielte eine Rolle, denn bereits im März 1949 hatte die Stadt Essen ihr Messegelände am Grugapark eröffnet. Damit nicht früher in Dortmund etablierte Ausstellungen und Messen in andere Städte abwanderten, war schnelles Handeln geboten. Mit der Planung beauftragte man den damals 29 Jahre jungen Architekten Walter Höltje (1920 – 2000). Aufgrund der Vorgaben für eine 200 m lange Radrennbahn und Plätze für 25.000 Zuschauer, also mehr als doppelt so viele wie in der ursprünglichen Halle, entwarf Höltje ein Objekt auf elliptischem Grundriss mit einer Länge von 117,5 m und einer Breite von 97,8 m.
Innovative Ingenieurkunst
Die in Glasflächen aufgelöste Fassade der Halle steht nicht nur für Transparenz und Offenheit, eine der wichtigen Richtungen in der Baukunst der 1950er Jahre, sondern ist auch eine ästhetische Meisterleistung. Möglich war dies durch die Verwendung von Stahl und Stahlbeton, was zudem eine schnelle Bauzeit erlaubte. Stahlbetonwandscheiben teilen die Halle in 20 gleiche Segmente, in denen sich die Publikumsränge befinden und die von außen durch Flure und Treppenanlagen erschlossen werden. Eine besondere Herausforderung stellte wegen des ellipsefömigen Grundrisses die stählerne Dachkonstruktion an den Architekten. Etwa 30 m nach innen ragende Kragarme der Tragbinder tragen das Dach und finden Halt und Gegenpol in senkrecht nach unten laufenden Rückhalteankern. Die stählernen Binder tragen überdies auch die außen vorgehängte Fassadenverglasung. Allein durch dieses innovative Tragwerk fand die Westfalenhalle in der Fachwelt internationale Beachtung.
Symbol der modernen Großstadt
Nach ihrer Fertigstellung wurde die Westfalenhalle zum Symbol der modernen Großstadt, die schnell die Kriegsschäden hinter sich gelassen und zügig den Wiederaufbau vorangetrieben hatte. Mit dem 1967/68 installierten „U“ der Dortmunder Union-Brauerei stellt sie noch heute ein prägnantes Wahrzeichen der Stadt dar. Bei ihrer Einweihung 1952 war die Westfalenhalle die größte und modernste Sporthalle Europas. Unzählbar sind die Sportereignisse, die seitdem hier stattfanden – von den Sechs-Tage-Rennen über Boxwettkämpfe und Springreitturniere bis zum Eiskunstlauf, oft auf hohem Niveau als Weltmeisterschaften. Ebenso zahlreich und vielfältig gab es Veranstaltungen aus Kunst und Unterhaltung von Peter Maffay bis zur Arena die Verona, die mit Verdis Aida gastierte. Ein ganz besonderes Highlight war in dieser Reihe sicherlich The Wall von Pink Floyd. Neben Los Angeles, New York und London war Dortmund 1981 der einzige Veranstaltungsort: Nur die Westfalenhalle bot auf dem europäischen Festland genügend Platz für das gigantische Bühnenbild.
Quelle: Pressestelle der Stadt Dortmund; Bilder 1-3: Untere Denkmalbehörde Dortmund und Stadtarchiv Dortmund. Fotos aus der Erbauungszeit des Wiederaufbaus; Bild 4: Untere Denkmalbehörde Dortmund.