Verbesserung des Hochwasserschutzes: EGLV legen weitreichenden Aktionsplan vor

Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) sehen in den kommenden 15 Jahren

Vorstellung Roadmap Emscher

Investitionen von maximal 500 Millionen Euro vor

Das Starkregen-Ereignis und die daraus resultierende Hochwasserlage im Juli 2021 waren in vielen Teilen von NRW dramatisch und haben zu zahlreichen Todesopfern und hohen Sachschäden geführt. Auch an Emscher und Lippe gab es zum Teil heftige Niederschläge. Nach detaillierten Analysen der Niederschlagssituation in den Verbandsgebieten zeigten erste Ergebnisse, dass es – bei gleichen Regenmengen wie zum Beispiel in Hagen – auch im Emscher-Lippe-Gebiet zu erheblichen Schäden gekommen wäre. Die Aufsichtsratsvorsitzenden von Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV)haben  den Vorstand der beiden Verbände im vergangenen Oktober beauftragt, Maßnahmen zur Erhöhung der Hochwassersicherheit zu entwickeln. Die Roadmap Krisenhochwasser liegt nun vor: Sie umfasst einen Zeitraum von 15 Jahren und sieht bis 2037 Investitionen von maximal 500 Millionen Euro vor.

Mit der nun vorliegenden „Roadmap Krisenhochwasser“ wird der Rahmen für die Verbesserung des Hochwasserschutzes in den Verbandsgebieten dargestellt. Für eine effiziente Umsetzung wurde ein Maßnahmenprogramm in fünf Aktionsfeldern entwickelt. Die der Roadmap zugrunde liegende Planung des Hoch­wasserschutzes über kommunale Grenzen hinweg ist eine der Lehren aus dem Stark­regen- und Hochwasserereignis vom 14. Juli 2021.

HRB Emscher-Auen

Fünf Aktionsfelder
Zur Stärkung der Resilienz im Klimawandel decken fünf Aktionsfelder alle notwendigen Handlungsfelder der Roadmap Krisenhochwasser ab:

1) Schaffung zusätzlicher Retentionsräume
Wenn die Hochwasserwelle an geeigneter Stelle zurückgehalten werden kann, steht weniger Wasser für die Überflutung vulnerabler Bereiche zur Verfügung ­– Schäden können gemindert oder gar ganz verhindert werden.
Beispiel:
Emscher-Auen herstellen
Zwischen Dortmund und Recklinghausen fließt die Emscher tief eingeschnitten. Wenn die Auenbereiche auf die Geländehöhe der Emscher gebracht werden, stünde über eine Million m³ Retentionsvolumen zur Verfügung. Es handelt sich hier um unbe­baute Flächen, die zum Großteil der Emschergenossenschaft gehören. Diese Maßnahme dämpft nicht nur die Hochwasserwelle, sondern senkt auch die Überflutungsgefahr.

2) Anpassung an Extremereignisse
Extrem-Hochwasserereignisse können die Leistungsfähigkeit der Schutzmaßnahmen übersteigen. Auch auf diesen Fall sollen die Hochwasserschutzanlagen ange­passt sein, um ein Totalversagen mit großen Schäden zu vermeiden.
Beispiel:
Deichertüchtigungsprogramm zur Verbesserung des Hochwasserschutzes nutzen
Die Emschergenossenschaft führt gegenwärtig ein Deichertüchtigungsproramm an der Emscher durch, das auch auf ihre Nebenläufe ausgeweitet wird. Im Zuge dieser Baumaßnahmen werden die Deiche um einen Klimafolgenzuschlag von 20 cm auf die Bemessungswasserspiegellage erhöht.

Das HRB zwischen Mengede und Ickern hat sich zur eindrucksvollen Seenlandschaft verwandelt.

3) Hochwasserwarnung – Next Level
Die Zunahme von Starkregen führt dazu, dass Hochwasserereignisse immer schneller eintreten. Aus diesem Grund machen EGLV ihre Hochwasservorhersage schneller, dehnen sie von Emscher und Lippe auf weitere Nebenläufe und Pumpwerke aus und erweitern dafür auch das Pegel-Messnetz.
Beispiel:
Pegelnetz an Nebengewässern ausbauen
Um für die Nebenläufe Hochwasserwarnungen abgeben zu können, muss auch der aktuelle Abfluss und Wasserstand bekannt sein, deshalb werden 30 zusätzliche Pegel im EGLV-Gebiet gebaut.

4) Stärkung von Kommunikation und Kooperation
Hochwasser-Vorsorge und -Bewältigung sind eine Gemeinschaftsaufgabe mit ver­teilten Zuständigkeiten. EGLV werden die gemeinsame Kommunikation mit ihren Partnern verbessern und bei der Realisierung von Risikomanagement-Projekten unterstützen. Dazu werden die Verbände z. B. die Hochwasservorhersage-Informationen auf einem Portal für die Mitglieder und Träger öffentlicher Belange bereitstellen.
Beispiel:
Aufbau einer gemeinsamen Kommunikationsplattform
In zahlreichen Workshops mit den kommunalen und den gewerblichen Mitgliedern von EGLV wurde festgestellt, dass eine gemeinsame Plattform für einen standardisierten Informationsaustausch im Hochwasserfall erforderlich ist. EGLV werden die Plattform aufbauen und betreiben. Anwender werden neben EGLV und ihren Mitgliedern die Wasserbehörden und Katastrophenschutzbehörden sein. Die Anwendung wird in gemeinsamen Krisenstabsübungen trainiert.

5) Politischer Rahmen
Neben der Erarbeitung der „Roadmap Krisenhochwasser“ haben sich EGLV an zahlreichen Initiativen der wasserwirtschaftlichen Interessenvertretungen beteiligt (DWA, VKU, BDEW, AÖW, agw etc.) und sich vor allem für die folgenden Punkte stark gemacht:

  • Ausweisung von Notfallpoldern und potentiell gefährdeten Gebieten in der Regionalplanung
  • Beschleunigte Genehmigungsverfahren, vor allem bei No-Regret-Maßnahmen
  • „Klimawandelzuschlag“ für Deichhöhen einplanen
  • Höhere Hürden zur Hochwassersicherheit von Neubaugebieten einführen (über ein hundertjähriges Hochwasserereignis hinaus)

Bis Herbst 2022 werden EGLV ihren Aufsichtsgremien verbindliche Kosten für die wichtigsten priorisierten Projekte vorlegen. Die Priorisierung der Maßnahmen erfolgt unter Berücksichtigung der Effekte für den Hochwasserschutz, der Realisierungschance und des Zeit- und Kostenrahmens.

Weitere Informationen sind enthalten unter  Roadmap Krisenhochwasser.

Quelle und Fotos: EGLV