Vorbemerkungen:
* Zum geplanten Wohnungsbau in der Schaphusstraße hat der Stadtbezirk Mengede der SPD eine Erklärung abgegeben, die MIT am 4.4.2202 mit der Überschrift veröffentlicht hat: Ausreichender Wohnraum für die Bürgerinnen und Bürger in unserer Stadt kann nur mit entsprechendem Bau von Wohngen realisiert werden.
*Zum selben Thema und am selben Tag hat Eva Latterner – Gastautorin bei MIT – einen Kommentar geschrieben, in dem sie sich u.a. fragt: Hätte diese Fläche in ihrer Gesamtheit nicht schon längst renaturiert und offiziell der Emscheraue zugeordnet werden können.
*Zum Thema „Bebauungsplan Mg 169 – Schaphusstraße“ liegt der Redaktion von MIT eine Stellungnahme der AG der nach § 63 Bundesnaturschutzgesetz anerkannten Verbände in Dortmund vom 28.3.2202 vor (Anm.: das sind BUND, NABU, und LNU), die wir im Folgenden auszugsweise veröffentlichen:
Stellungnahme von BUND, NABU und LNU vom 28.3.2022
Aufstellung des Bebauungsplanes Mg 169 – Schaphusstraße
hier: Frühzeitige Trägerbeteiligung – Benachrichtigung von sonstigen Trägern öffentlicher Belange
Die Naturschutzverbände schließen sich der ablehnenden Haltung des Beirates bei der unteren Naturschutzbehörde vom 23.11.2021 an.
Beschluss:
Bereits in seiner Stellungnahme zum Flächennutzungsplan 2003 hatte der Beirat erhebliche Bedenken gegen die Ausweisung einer Wohnbaufläche auf dieser Fläche geäußert.
Die Fläche befindet sich in der Nähe zur renaturierten Emscheraue. Die Umweltqualitätsziele zur Freiraumentwicklung fordern hier den „Ausschluss weiterer baulicher Entwicklung“. Der Umweltplan Dortmund sieht dort den „Schutz naturnaher Böden vor.
Die Klimaanalyse Dortmund 2019 gibt folgende Planungshinweise „Lokal bedeutsamer Ausgleichsraum Park- und Grünanlagen – Freihalten von Bebauung und Versiegelung“
Innenentwicklung vor Außenentwicklung / Fehlende Prüfung von Alternativen
Ziel einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung muss der Schutz von Böden sein. Die Innenentwicklung ist stets der Außenentwicklung im Freiraum der Vorzug zu geben.
Was den Stadtbezirk Mengede angeht, ist dort gerade in den vergangenen Jahrzehnten in erheblichem Umfang in den Freiraum eingegriffen worden, insbesondere mit besonders flächenintensiven Einzel- und Reihenhausgebieten wie dem sogenannten „Erdbeerfeld“. Das darf so nicht weitergehen, zumal der Gegenwert von 37 Häusern in dem geplanten Gebiet an der Schaphusstraße in keinem Verhältnis zum Verlust an unbebauter Fläche steht. Selbst in Mengede gäbe es noch andere Potenziale zur Bebauung, die weniger Schaden anrichten würden und durch Geschosswohnungsbau eine ähnlich hohe Personenzahl mit Wohnraum versorgen könnten. In den Unterlagen fehlt aber gänzlich eine entsprechende Alternativenprüfung, die wir hiermit einfordern.
Planungshinweise aus Klimaanalyse
Auch das Handlungskonzept Klima/Luft erfordert aus der Sicht des Klimaschutzes eine Begrenzung der Versiegelung. Gemäß der Klimaanalysekarte des RVR herrscht in dem Plangebiet zu einem geringen Anteil (im Westen) Stadtrandklima. Zum Großteil dominiert das Parkklima. Der betrachtete Bereich liegt im Niederungsbereich und ist Kaltluftsammelgebiet.
Die Planungshinweise aus der Klimaanalyse Stadt Dortmund (RVR 2019) zielen darauf ab diesen Bereich von Bebauung freizuhalten. Dafür spricht zum einen die Bedeutung der Fläche als lokaler Ausgleichsraum sowie die Kaltluftsammlung im Talraum der Emscher.
Bedeutung des Plangebietes im Biotopverbund
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Leider sind uns weder die Artenschutzprüfungen I und II noch das Baumgutachten zur Verfügung gestellt worden. Wir bitten, diese Unterlagen nachzureichen. Es fehlt eine genaue Einmessung der wegfallenden Bäume und eine entsprechende Eingriffsbilanzierung.
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Vögel
Im Planbereich wurden u.a. Brutnachweise für Star und Waldkauz sowie eine einmalige Sichtung eines Waldwasserläufers als Durchzügler angrenzend an das Plangebiet festgestellt. Weitere Brutvogelarten im Gebiet sind Amsel, Kohlmeise und Mönchsgrasmücke. Für Blaumeise, Buchfink, Heckenbraunelle, Hohltaube, Ringeltaube, Zaunkönig und Zilpzalp besteht Brutverdacht.
Bei ungenehmigten Rodungsarbeiten im Frühjahr 2018 – in Planunterlagen fehlt der Hinweis auf den Verursacher! – wurden rund 1.400 m2 Gehölze (Brombeere, Weide und Holunder) entfernt. Der Gartenrotschwanz kann in den gefällten Weiden sein Bruthabitat gehabt haben. Durch die Entfernung der Weiden hat die Eignung des Habitats für den Gartenrotschwanz, aufgrund der Reduzierung geeigneter Nistplätze im Plangebiet, deutlich abgenommen. Wir fordern die Wiederherstellung der Ausgangssituation vor der Rodung.
Fledermäuse
Laut Messtischblatt 4110/1 Dortmund kommen im Raum Mengede sieben Fledermausarten vor. In den Bestandsbäumen fanden sich teilweise Spechthöhlen und Baumhöhlen. Diese Strukturen kön- nen sowohl als poteztielles Sommer- als auch Winterquartier dienen. So nutzen Abendsegler ganz- jährig Spechthöhlen als Quartier, aber auch andere Baumhöhlen (meistens in Höhen von 4 bis 12 m). Die Rauhautfledermaus nutzt Rindenspalten und Baumhöhlen in reich strukturierten, naturnahen Waldbereichen. Mitte September 2018 konnten im Plangebiet vermehrt Rufe der Rauhautfledermaus aufgezeichnet werden. Somit ist mit einem temporären Vorkommen während der Wanderungszeit zu rechnen.
Zwergfledermäuse nutzen ganzjährig unterschiedliche Spalten in und an Gebäuden. Nahrungser- werb der Zwergfledermaus erfolgt meistens entlang von linearen Gehölzstrukturen auf festen Flug- bahnen. Während der akustischen Aufzeichnungen konnten vor allem Zwergfledermäuse nachgewiesen werden. Im Plangebiet konnten neben Ortungsrufen auch sogenannte Feeding-Buzz (Jagdrufe) aufgezeichnet werden, sowie gelegentliche Sozialrufe. Im Spätsommer konnten zudem Aufnahmen aufgezeichnet werden, die auf ein Vorkommen von Weibchen mit Jungtieren hindeutet. Mit einer Wochenstube in unmittelbaren Nähe ist jedoch nicht zu rechnen. Das Plangebiet kann als regelmäßiges und bedeutendes Jagdgebiet der Zwergfledermaus angesehen werden.
Aus den genannten Gründen lehnen wir die Wohnbebauung in Gänze ab und bitten um die Vorlage entsprechender Alternativpläne.
Fotos. K.N.; zur Vergrößerung Fotos diese bitte anklicken!